20.01.2011 | 10:45:00 | ID: 7869 | Ressort: Landwirtschaft | Agrarwirtschaft

Von jedem Euro bleiben dem Bauern nur 21 Cent

Hannover (agrar-PR) - Seit vielen Jahren sind die Preise für Nahrungsmittel deutlich langsamer gestiegen als die allgemeinen Verbraucherpreise in Deutschland.
Die deutschen Landwirte erhalten dabei einen immer geringeren Anteil an den Verkaufserlösen für ihre Produkte, zitiert der Landvolk-Pressedienst den aktuellen Situationsbericht des Deutschen Bauernverbandes. Im Zeitraum von 1950 bis 1955 erhielten die Landwirte von jedem Euro, den die Verbraucher für Brot, Kartoffeln, Zucker, Fleischwaren, Milchprodukte und Eier ausgaben, mit 62,2 Cent mehr als die Hälfte. Bis zum Anfang der siebziger Jahre ging der Anteil auf 47,5 Prozent zurück, er lag damit aber immer noch mehr als doppelt so hoch wie heute. Bis zum Anfang der neunziger Jahre schrumpfte der Anteil der Landwirte an den Verkaufserlösen erheblich, und zwar auf 29,3 Cent. Heute erhält der Landwirt im Schnitt nur noch 21 Cent von jedem Euro, den die Verbraucher für Nahrungsmittel ausgeben.

Der Erzeugerpreisanteil ist bei den einzelnen Nahrungsmitteln jedoch unterschiedlich hoch und hängt unter anderem vom Grad der Verarbeitung des erzeugten Nahrungsmittels und dem Anteil der Direktvermarktung ab. So erhalten Landwirte bei Milch- und Milcherzeugnissen einen Anteil von 34,4 Prozent. Anfang der fünfziger Jahre lag er allerdings noch bei 64,2 Prozent. Erheblich gravierender ist der Verkaufserlösanteil der Landwirte bei Fleisch und Fleischwaren gesunken. Dieser lag Anfang der fünfziger Jahre bei 66,8 Prozent, während die Landwirte heute nur noch 20,4 Prozent erzielen können. Von jedem Euro, den ein Käufer für Kartoffeln ausgibt, landen heute 27 Prozent beim Landwirt. Am niedrigsten war und ist der Erlösanteil der Landwirtschaft bei Brotgetreide und dessen Erzeugnissen. Erhielten die Landwirte in den fünfziger Jahren rund 44,6 Prozent an den Verbraucherausgaben, sind es heute von jedem Euro nur noch rund 4,0 Cent.

Hopfen und Gerste sind heute ebenfalls fast ohne Einfluss auf den Bierpreis. So enthält ein Liter Bier nach Berechnungen des Deutschen Bauernverbandes etwa 1,5 Gramm Hopfen und 215 Gramm Gerste. Bei einem Preis von rund 700 Euro je Dezitonne Hopfen und 18 Euro je Dezitonne Gerste erhält der Landwirt je Liter Bier nur noch einen Cent für seinen Hopfen und knapp vier Cent für die Gerste. Allerdings könnten die Zeiten für die extremen Niedrigpreise für Nahrungsmittel bald vorbei sein, denn derzeit werden weltweit steigende Preise für Agrarrohstoffe wie Getreide, Zucker oder Soja notiert. Dies führen Marktexperten zum einen auf geringere Ernten in den traditionellen Exportländern zurück, was die Preise aufgrund veränderter Handelsströme steigen ließ. Zudem lassen die derzeitigen Wetterkapriolen auf der Südhalbkugel die Preise in Erwartung einer niedrigeren Ernte weiter steigen. Davon können die Landwirte angesichts ihres schrumpfenden Erlösanteils jedoch nur eingeschränkt profitieren. (LPD)
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