Changins (agrar-PR) - Das Weizenwachstum im Jahr 2009 verlief nicht so
wie in anderen Jahren. Die Auswertung der Versuchsergebnisse der
vergangenen vier Jahre sowie die Beobachtungen in den Versuchsfeldern
der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW erlaubten uns,
einige Hypothesen aufzustellen, weshalb 2009 so speziell war.
Ungünstige Wetterbedingungen für die Bestockung...
Dank günstiger Aussaatbedingungen quoll der Weizen gut auf und
siedelte sich optimal an. Der Winter kam relativ schnell, dauerte lange
und war relativ streng, richtete im Tal aber kaum Schäden an. Ende des
Winters stiegen die Temperaturen wieder rasch an, und es folgte eine
ausgeprägt trockene Periode. Dieser Stress blockierte die
Stickstoffaufnahme. Die Folge davon waren weniger Triebe und eine
verminderte Ährenbildung. Später, in extremen Fällen beobachtete man
sterile Blüten. Mit dem Wiedereinsetzen der Niederschläge wuchs der
Weizen zügig (Schossphase, siehe Kasten). In einigen Fällen ging die
Bildung der Triebe weiter, was zu grossen Verzögerungen zwischen
Wachstum des Hauptsprosses und der Nebentriebe führte. Das
Ährenschieben setzte rund 4 bis 7 Tage früher als im Vorjahr ein, und
die Pflanzen blieben kürzer. Diese zwei Phänomene - die mässige Bildung
der Triebe und Ähren sowie die geringe Grösse der Pflanzen - führten zu
einer sehr guten Lagerungresistenz.
...sowie für Krankheiten
Der Krankheitsdruck war gering. Im Frühling entwickelte sich der
Echte Mehltau in geringem Masse. Aufgrund der geringen Anzahl Triebe
und der begrenzten Stick-stoffaufnahme waren die Bedingungen für die
Verbreitung der Krankheit aber nicht ideal. Dank dem Ausbleiben von
Niederschlägen zum Blütezeitpunkt wurde das Aufkommen der Fusariose
vermieden. Braunrost trat lokal auf und zwar mit neuen Virulenzen,
welche, wie es scheint, die häufigsten Resistenzen umgangen haben.
...aber förderlich für das Körnerwachstum
Bei relativ frischen Bedingungen und regelmässigen Niederschlägen,
also günstigen Voraussetzungen, setzte das Körnerwachstum früh ein und
hielt lange an. Die geringe Bestockung konnte somit weitgehend
ausgeglichen werden.
Die Ernte fand in zwei Zeitperioden statt. Grund dafür waren zum
Teil heftige Gewitter, welche die Kulturen beschädigten und zu einem
Rückgang des spezifischen Gewichts sowie eine ausgeprägte Auswuchs
führten.
Unterschiedliche Kornqualität je nach Region, Jahr und Sorte
Aufgrund der Ergebnisse der in der West- und Deutschschweiz
durchgeführten Versuche konnten leichte regionale Unterschiede
festgestellt werden.
Im Vergleich zu den Jahren 2006 bis 2008 wurden 2009 an den 10
offiziellen Versuchsstandorten und für die Standards (Zinal, Muveran,
Runal, Arina, Siala) höhere Tausendkorngewichte (+ 4 %), für Runal in
der Westschweiz sogar viel höhere (+12 %), gemessen. Das
Hektolitergewicht war gut, obwohl leicht rückläufig (- 3 %). Dies traf
insbesondere für die Deutschschweiz zu, wo die spezifischen Gewichte in
den letzten Jahren ausgezeichnet waren. Die Stickstoffmenge pro Korn
war geringer als in den Vorjahren (insbesondere in der Deutschschweiz),
was wahrscheinlich auf das Aussetzen der Stickstoffaufnahme im Frühling
zurückzuführen ist, ein Defizit, das in der Folge nicht wettgemacht
werden konnte. Da aber im Gegenzug die Stärkeansammlung im Jahre 2009
sehr günstig war, wiesen die Pflanzen aufgrund des Verdünnungseffekts
deutlich tiefere Kornproteingehalte auf als in den Vorjahren (- 13 %)!
Und wie sieht es mit der Proteinqualität aus? Der Sedimentationstest
der Proteine (Zeleny) zeigte erste Tendenzen auf. Die Messungen ergaben
je nach Sorte und Region unterschiedliche Sedimentationswerte nach
Zeleny. Vor allem in der Westschweiz wiesen Zinal (+ 7 %) und Siala (+
7 %) und etwas weniger markant Runal (+ 3 %) höhere Sedimentationswerte
auf. Bei Arina hingegen sind die Werte in allen Regionen rückläufig (-
16 %). Dieser Reaktionsunterschied kann auf die unterschiedliche
Frühreife der Sorten, aber auch auf die Glutenintypen von
unterschiedlich hohem Molekulargewicht zurückzuführen sein. Runal,
Siala und Zinal besitzen doch dasselbe positive Allel, das bei Arina
fehlt. Für ein umfassenderes Bild der Erntequalität 2009 gilt es, die
Ergebnisse der Backversuche abzuwarten.
Einige Definitionen :
Aus einem Weizenkorn entsteht ein Haupttrieb: der Hauptspross und die Seitentriebe, die sogenannten Bestockungstriebe. Jeder dieser Triebe kann eine Ähre tragen. Dieses Phänomen nenn man Bestockung.
Unter Schossen versteht man die Streckung der Pflanzentriebe und Ausbildung von Blütenständen, unter Ährenschieben die sich seitlich aus der Blattscheide herausdrängenden Ährenspitzen.
Jede Ähre besteht aus Ährchen, die durchschnittlich je 2 bis 5 Körner enthalten. Man spricht von Lagerung
des Weizens, wenn die Triebe dem Gewicht der Ähren nicht mehr
standhalten können. Dieses Phänomen kann durch klimatische Bedingungen
hervorgerufen werden (starke Winde, Gewitter) oder durch Pilze, welche
den Stängelgrund befallen.
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