11.11.2009 | 10:45:00 | ID: 3553 | Ressort: Landwirtschaft | Agritechnica

Weltagrarmärkte: Situation und Ausblick

Hannover (agrar-PR) - Dr. Josef Schmidhuber, FAO, Rom

Kurzfassung des Vortrages 

1. Die kurz- und mittelfristige Marktlage
Die kurzfristige Versorgungslage auf den meisten Agrarmärkten hat sich nach den Turbulenzen der Jahre 2007 und 2008 wieder normalisiert. Gute Ernten verbunden mit geringerer Nachfrage nach Fleisch und anderen Veredelungsprodukten haben zu einer deutlichen Entspannung der Versorgungslage auf den meisten Märkten geführt und die Preise im Laufe des Wirtschaftjahres 2008/2009 wieder unter Druck gebracht. Dabei sind die Weltmarktpreise für Weizen von ca. 500 US$/t im Frühjahr 2008 auf unter 250 US$/t, die für Mais von ca. 300 US$/t im Juni 2008 auf unter 160US$/t gefallen. Während die globale Wirtschaftskrise eine wichtige Rolle für den Nachfragerückgang nach Nahrungsmitteln gespielt hat, haben niedrigere Ölpreise den dynamischen Anstieg der Nachfrage nach Rohstoffen für die Bioenergieerzeugung deutlich gebremst. Mittelfristig wird erwartet, dass die konjunkturelle Erholung und höhere Energiepreise die Nachfrage nach Agrarprodukten insgesamt wieder stabilisieren werden. Dies sollte zu einer Einpendelung der Agrarpreise über dem gegenwärtigen Niveau, aber deutlich unter den Spitzen der Jahre 2007 und 2008 führen.
 
2. Der langfristige Ausblick
Die langfristige Entwicklung des allgemeinen Agrarpreisniveaus wird ganz entscheidend von der Entwicklung der Energiepreise abhängen. Bei niedrigen Energiepreisen und begrenzter Nachfrage nach Bioenergierohstoffen wird die Dynamik auf den Agrarmärkten relativ begrenzt bleiben. Der weltweite Nachfrageanstieg nach Nahrungsmitteln bis 2050 wird von der FAO auf „nur“ noch 70 % geschätzt. Allerdings bedeutet das immer noch einen Anstieg der Getreidenachfrage um jährlich ca. 1 Milliarde Tonnen (von ca. 2,2 auf ca. 3,2 Milliarden Tonnen), fast eine Verdoppelung der Nachfrage nach Fleisch (von 270 auf 470 Millionen Tonnen) und bei Sojabohnen sogar einen Anstieg von 215 auf mehr als 500 Millionen Tonnen. Bei langfristig hohen Energiepreisen wird die relativ moderate Nachfrageerhöhung bei Nahrungsmitteln mit einer unter Umständen deutlichen Erhöhung der Nachfrage aus den Bioenergiemärkten verbunden sein. Damit verbunden wäre auch ein deutlicher Anstieg des allgemeinen Agrarpreisniveaus.
 
3. Mechanisierung und Investitionsbedarf in Landtechnik
Die Nachfragedynamik auf den Nahrungs- und Energiemärkten wird auch deutlich die auf den Landmaschinenmärkten bestimmen. Hohe Energiepreise könnten dabei zu einer deutlichen Stimulierung der Nachfrage nach Kapitalgütern führen. Darüber hinaus werden die Abnahme der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte und die steigenden Lohnkosten für menschliche Arbeit auch in den Entwicklungsländern zu einer zunehmenden Substitution von Arbeit durch Kapital und - bei gegebenem Produktionsniveau - zu einer höheren Nachfrage nach Traktoren und Maschinen führen. Ohne einen solchen Impuls sollten die Industrieländer allerdings mit einer zunehmenden Sättigung der Nachfrage nach Landmaschinen rechnen, dagegen wird die Nachfrage nach Landmaschinen der Entwicklungsländer weiter deutlich ansteigen. Bis 2050 werden die notwendigen Mechanisierungsinvestitionen der Entwicklungsländer (auch ohne zusätzliche Impulse aus dem Energiesektor) auf jährlich über 350 Millionen Dollar netto (Wachstumsinvestitionen) und über 1,3 Millarden Dollar brutto (einschließlich der Ersatzinvestitionen) geschätzt. Der südasiatische Raum sollte dabei die größte Wachstumsdynamik aufweisen und fast ein Drittel der gesamten Mechanisierungsinvestitionen absorbieren.
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