Hannover (agrar-PR) - Sie kennen sich aus mit Pflanzenbau und Tierhaltung, und auch der
Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsgedanke hat sich beim
landwirtschaftlichen Nachwuchs inzwischen verankert. Doch nach der
Produktion kommt die Vermarktung und somit auch das Marketing. Um die
niedersächsischen Junglandwirte auch auf diesem Gebiet fit zu machen,
lud die Arbeitsgemeinschaft der Junglandwirte Niedersachsen (LAG) zum
Junglandwirtetag 2010 nach Osterholz-Scharmbeck ein, berichtet der
Landvolk-Pressedienst. „Die Vermarktung der Agrarprodukte überließen
bereits unsere Groß- und Urgroßeltern den Genossenschaften. Die
Landwirte konnten das als Einzelkämpfer nicht leisten. Heute sollten
sie stolz auf ihre Vermarkter sein“, forderte Heino Klintworth,
Vorsitzender der LAG, den Berufsnachwuchs auf. Der Titel: „Weiter
denken. Globaler Handel für alle - Wer Markt will, muss Vermarktung
können“, verhieß jedoch auch, dass die LAG an ihre Mitglieder
appelliert, selbst aktiv zu werden und den Markt im Auge zu behalten.
Einen Einblick in die Welt der Vermarktungsstrategien zu geben und
bei den jungen Agrariern die Lust auf Marketing zu wecken, dieser
Aufgabe stellten sich drei engagierte Referenten. Dr. Holger Thiele vom
Informations- und Forschungszentrum für Ernährungswirtschaft (ife)
erläuterte die unterschiedlich hohen Auszahlungspreise der Molkereien
mit der Art der Verwertung. „Milch ist nicht gleich Milch“, erklärte
Thiele. Der Wissenschaftler aus Kiel machte den Nachwuchs darauf
aufmerksam, dass vor allem die daraus hergestellten Produkte und
eventuell die Marke entscheidend sind. Was eine Marke ausmacht,
erläuterte Dirk Zimmermann von der Firma Brand Transfer an
anschaulichen Beispielen. Vor allem die Historie ist für den Wert einer
Marke bedeutend, deshalb ist die Neueinführung nicht einfach. Damit
zielte der Markteing-Profi ab auf die Probleme der Genossenschaften,
vor allem der Molkereien, Marken zu kreieren und durchzusetzen.
Ganz anders als im Milchbereich sind die Vermarktungsstrukturen bei
Fleisch. Dr. Heinz Schweer, Direktor Landwirtschaft bei Vion, gab
Einblicke in den deutschen, europäischen und globalen Markt und
erzählte aus der Geschichte des Unternehmens. Für die Junglandwirte
besonders spannend: Vion gehört dem Südholländischen Bauernverband und
hat den Schweinefleischmarkt umgekrempelt, indem die Gesellschaft
europaweit sanierungsbedürftige Unternehmen aus der Branche aufgekauft
hat. Schweer berichtete: „Vion hat zur Stabilisierung der Fleischpreise
beigetragen.“ Auch eine weltweit steigende Nachfrage nach Rindfleisch
prognostizierte er. Die Produktion werde allerdings nicht in der EU
stattfinden. Neue Erkenntnisse und ein wieder belebtes Interesse am
Thema Vermarktung konnten nach der Veranstaltung nicht nur
Junglandwirte, sondern auch die zahlreichen Ehrengäste verzeichnen.