Bei ungemütlich nasskaltem Wetter kamen am Sonntag mehr als
hundert Säfrauen, -männer und -kinder ins Hohenlohische nach Frankenhardt-Honhardt
auf den Demeter-Hof der Familie Klopfer und Josef Huber-Kraus. Auch Staatssekretärin
Friedlinde Gurr-Hirsch machte begeistert mit, an der europaweiten Aktion
"Zukunft säen!", dem Wetter angepasst, in Jeans und Gummistiefeln.
Gemeinsam war es allen Teilnehmer wichtig, im Schritt des Sämanns, mit der Hand
ein Feld zu bestellen und damit etwas urbildlich Sinnvolles zu tun. "Wir
legen gemeinsam Keime für die gentechnikfreie Zukunft. Es geht darum, hier und
heute einmal Bauer zu sein und eine Verbundenheit mit der Natur zu erfahren. Denn
wir ernten, was wir säen", betont Johannes Ell-Schnurr, Geschäftsführer
von Demeter Baden-Württemberg.
Die
Staatssekretärin nannte die Aktion eine wichtige Botschaft über Deutschland
hinweg. "Wir fordern von der Bundesregierung, dass sie sich bei der
EU-Kommission für eine Überwachung des Saatgutes in Hinblick auf Nulltoleranz
von gentechnischen Verunreinigungen einsetzt. Im Land sorgen wir durch unser
Saatgut-Monitoring dafür, dass es keine gentechnischen Verunreinigungen
gibt." Nur anhand dieser Untersuchungen hätten dieses Jahr vier
verunreinigte Saatgutpartien rechtzeitig vom Markt genommen werden können. Bei
Bio-Mais und –Soja sei noch nie eine Verunreinigung über dem gesetzlichen
Grenzwert festgestellt worden. Friedlinde Gurr-Hirsch stellt fest: "Wir
brauchen in Baden-Württemberg keine Gentechnik, weil wir klein parzelliert sind
und dazu eine eigene Pflanzenzüchtung haben, die auch in Zukunft verlässliche
und gute Erträge bringen wird."
Ein
Beispiel dafür ist die Demeter-Weizensorte 'Hermes' von Berthold Heyden aus
Salem, einem der fünf europaweiten biodynamischen Züchter. Er war ebenfalls am
Sonntag dabei und berichtete über seine speziellen Anforderungen an eine gute
Sorte. Ihm ist nicht nur der Ertrag wichtig, sondern auch eine gute Back- und
Nahrungsqualität: "Ernährt das Getreide den Menschen ausreichend und
stärkt es dazu seine Lebenskraft?" Berthold Heyden entwickelt speziell alte
Hofsorten weiter, damit ein in sich geschlossenes Hofleben erhalten bleiben
kann.
Das ist auch
mit der Grund, warum sich die Honhardter Demeterhöfe, an der Aktion beteiligt
haben. Besonders freut sich Martin Klopfer über die anwesenden Schüler der fünften
Klasse der Waldorfschule Crailsheim. Die jungen Sähelfer mit den roten
Aktions-Kappen wollen nicht nur das Feld bestellen, sondern auch das Wachstum "ihres"
Getreides begleiten. Der Demeter-Bauer forderte eindringlich, dass die Züchtung
und Vermehrung der Getreidesorten in den Händen der Bauern bleibe.
"Globale Züchter nehmen den Bauern die Möglichkeit, ihr Getreide selber
nachzubauen." Sie würden dadurch vollkommen abhängig von Großkonzernen. Martin
Klopfer sät auf seinen Äckern ausschließlich biodynamische Weizensorten.
Rainer
Hofmann vom Bündnis Gentechnikfreies Hohenlohe ergänzte: "Wir können es
selber am besten. Es steckt jahrtausendealte Arbeit, Kultur und Information im
Saatgut. Dies darf nicht einfach so aufgegeben werden. Wer das Saatgut hat, hat
auch die Macht." Deshalb forderte auch Johannes Ell-Schnurr von der
Politik, dass der Markt für eine Vielfalt an Erhaltungssorten geöffnet werden müsse.
Dazu gehörten lokal angepasste und samenfeste Sorten (keine Hybriden) genauso
wie Sortenmischungen. Zu den anwesenden Sähelfer sagte er: "Als Bauer und
Verbraucher tragen wir gemeinsam die Verantwortung, dass eine Landwirtschaft
ohne Gentechnik auch in Zukunft möglich ist."
Die
Initiative "Zukunft säen!"
entstand 2006 in der Schweiz (Getreidezüchtung Peter Kunz und L´Aubier Fondation) und findet mittlerweile in zehn
Ländern statt. An den eindrucksvollen Sä-Festen beteiligen sich zur Zeit
bundesweit über vierzig Demeter-Höfe, 13 davon aus Baden-Württemberg.
Nähere
Infos zur Aktion im Internet unter www.demeter.de (Rubrik Verbraucher)
Druckfähige Fotos unter
www.demeter-bw.de/presse.php