18.01.2011 | 12:36:00 | ID: 7817 | Ressort: Landwirtschaft | Fischerei

Auf der Jagd nach großen und kleinen Fischen

Braunschweig (agrar-PR) - Am 20. Januar 2011 verlässt das Fischereiforschungs­schiff WALTHER HERWIG III seinen Liegeplatz in Bremerhaven, um für vier Wochen in der zentralen und nördlichen Nordsee die Bestandsentwicklung verschiedener Nutzfischarten zu untersuchen.
Sechs weitere Forschungsschiffe aus Dänemark, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, Schottland und Schweden beteiligen sich ebenfalls an dem so genannten „International Bottom Trawl Survey“. Koordiniert über den Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) in Kopenhagen ergänzen sich ihre Arbeitsgebiete. Mit standardisierten Forschungsfängen wird die gesamte Nordsee in vergleichsweise kurzer Zeit erfasst. Die Untersuchung wird insbesondere Aufschluss geben über die derzeit in der Nordsee vorhandenen Mengen von Hering, Kabeljau, Makrele, Schellfisch, Seelachs, Sprotte, Stintdorsch und Wittling und deren Nachwuchsproduktion.

Aber warum fahren die Schiffe ausgerechnet zu dieser ungemütlichen, stürmischen Jahreszeit in die Nordsee? „Wir sind keinesfalls süchtig nach der Schaukelei“, sagt Fahrtleiter Dr. Gerd Wegner vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) in Hamburg. „Aber wir müssen zu dieser Zeit hinaus, denn nur während dieser Jahreszeit sind die jüngsten Jahrgänge des Fischnachwuchses vergleichsweise einfach von den älteren Jahrgängen zu unterscheiden.“ Die standardisierten Untersuchungsmethoden mit exakt halbstündigen Schleppzeiten mit einem durch Sonden kontrollierten Forschungsnetz schließen große Fangmengen aus. Denn es geht nicht darum, Fischfang in kommerziellem Stil zu betreiben, lediglich darum, repräsentative Stichproben der genannten Fischarten zu untersuchen. Dabei werden von jedem einzelnen Fisch Länge, Gewicht, Geschlecht, Reife, genereller Gesundheitszustand und - für die Altersbestimmung unerlässlich - die Otolithen (Gehörsteine) genommen.

Tagsüber führen die sieben Schiffe insgesamt 320 Fischzüge aus, aufgeteilt nach 30 x 30 Seemeilen großen Planquadraten. Nachts stehen dann insgesamt 640 Plankton- und Fischenlarvenfänge auf dem Programm, die insbesondere einen ersten Eindruck des im Spätherbst geschlüpften Heringsnachwuchses liefern. Auf jeder Fischereistation werden als primäre Umweltdaten die Temperaturen und die Salz- und Sauerstoffgehalte in verschiedenen Tiefen bestimmt sowie Nährstoffproben mit einem Sondensystem entnommen. Vom Wetter wird es abhängen, ob alle geplanten Stationen bearbeitet werden können. Bei zu starkem Sturm kann nur abgewettert werden.

Aus den Tausenden von Steckbriefen der Einzelfische, den Verteilungen der Heringslarven und den Umweltdaten der sieben Schiffe wird die entsprechende Arbeitsgruppe des ICES in den Wochen nach den Reisen die Kenndaten der einzelnen Nutzfischbestände berechnen. Zusammen mit weiteren Daten von Forschungsschiffen und den Anlandemeldungen aus der kommerziellen Fischerei wird daraus die wissenschaftliche Empfehlung des ICES an die EU-Kommission über die zukünftigen Fangquoten in der Nordsee abgeleitet. (vTI)
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