Schwerin (agrar-PR) - "Die Ankündigung der Europäischen Kommission, dem Rückgang des
Heringsbestandes in der westlichen Ostsee mit weiteren deutlichen
Quotenkürzungen begegnen zu wollen, kann ich nicht akzeptieren",
reagierte der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz
Mecklenburg-Vorpommern Dr. Till Backhaus mit Enttäuschung.
Zwar
ist es als kleiner Erfolg zu werten, dass die Kommission in diesem Jahr
der Empfehlung des Internationalen Rates für Meeresforschung nicht
gefolgt ist. Dieser hatte in seinen jüngsten Gutachten eine Kürzung der
Heringsquote des westlichen Bestandes um 31 % empfohlen. Aber auch die
von der Kommission vorgeschlagene Kürzung der Heringsquote um 21 %
gefährdet die Existenz zahlreicher Küstenfischereiunternehmen des
Landes Mecklenburg-Vorpommern. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die
deutsche Heringsquote bereits im Jahr 2008 um 10 % und im Jahr 2009 um
39 % reduziert wurde.
"Kürzungen von nahezu zwei Dritteln einer
bedeutsamen Quote innerhalb eines Zeitraumes von drei Jahren gefährden
den Wirtschaftzweig akut und lassen im Übrigen jegliches Gespür für
einen ausgewogenen Interessenausgleich vermissen", so Dr. Backhaus. An
diesem Umstand würde auch die sich erfreulicherweise abzeichnende
Erholung der Dorschbestände der Ostsee nichts ändern. Die von der
Kommission empfohlene Anhebung der Dorschquoten um 9 % für die
westliche Ostsee und 15 % für die östliche Ostsee werden die
Erlösminderung aus der Heringsfischerei in keiner Weise ausgleichen.
Eine
derartige Entwicklung würde auch die in der Zeit von 2003 bis 2006 mit
erheblicher Unterstützung der Europäischen Gemeinschaft in
Mecklenburg-Vorpommern erfolgte Umstellung zahlreicher
Fischereibetriebe auf die Heringsfischerei konterkarieren.
"Ohne
dass die Kommission endlich den vom EU- Ministerrat geforderten
Heringsmanagementplan vorlegt, ist eine Diskussion über weitere
Quotenkürzungen wenig sinnvoll", so Minister Backhaus. Nur auf dieser
Grundlage könne die Küstenfischerei zumindest mittelfristig auf eine
wirtschaftlich kalkulierbare Grundlage gestellt werden.
Ungeachtet
dessen müssen wir ernsthaft über Alternativen nachdenken, die dazu
führen, dass die Reglementierung der Fischerei auf das Notwendigste
zurückgefahren und das Interesse der Fischer an der nachhaltigen Pflege
der Bestände durch eine höhere Eigenverantwortlichkeit gesteigert wird.
Minister
Dr. Backhaus fordert die Bundesregierung auf, sich in Brüssel stärker
für die Interessen der einheimischen Fischer einzusetzen. "Die
Heringsfänge waren in diesem und im letzten Jahr so gut wie schon lange
nicht mehr, so dass in Mecklenburg-Vorpommern durch zahlreiche Betriebe
die Jahresquoten bereits frühzeitig ausgefischt wurden. Angesichts
dieser Tatsache ist eine weitere Quotenkürzung nur schwer zu
verstehen", betonte Backhaus.
Hintergrund:
Die Europäische
Kommission hat kürzlich ihre Vorschläge für die Fangquoten der
wichtigsten Wirtschaftsfischarten unterbreitet, darunter auch für den
Dorsch und den Hering in der Ostsee. Für den Dorsch der westlichen
Ostsee wird eine Anhebung der Quote um 9 % bei einer
Fangaufwandsreduzierung um 10 % empfohlen. Beim Dorsch der östlichen
Ostsee wird bei gleichbleibendem Fangaufwand eine Anhebung der Quote
um 15 % empfohlen.
Beim Hering der westlichen Ostsee soll,
nachdem der ICES eine Kürzung von 31 % vorgeschlagen hatte, hingegen
eine Reduzierung von 21 % vorgenommen werden.
Damit stünden der deutschen Fischerei im Jahr 2010 insgesamt 8.462 t Dorsch und 11.845 t Hering
zur Verfügung.