13.07.2009 | 00:00:00 | ID: 1233 | Ressort: Landwirtschaft | Fischerei

Minister Peter Hauk MdL: "Die Rückkehr der Lachse zeigt die erfolgreiche ökologische Sanierung des Rheins

Stuttgart (agrar-PR) - Lachsbesatz in der Alb bei Karlsruhe / Wanderfischprogramm des Landes erfolgreich / Weitere konsequente Umsetzung notwendig
"Der heutige Verlauf des Rheins und seiner Zuflüsse hat mit der Situation vor 200 Jahren nicht mehr viel gemein. Diese Veränderungen und die dramatische Gewässerverschmutzung bis in die 1960er Jahre haben den Lebensraum und auch die Kinderstuben der Wanderfische zerstört. Das konsequente Handeln in den letzten 40 Jahren zeigt nun Erfolge. Der Lachs, als ökologische Leitart, ist dabei, in unsere Gewässer zurück zu kehren", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, am Samstag (11. Juli) beim Aussetzen von rund 5.000 Junglachsen in die Alb in Karlsruhe.

Der Besatz mit den Jungfischen erfolgt im Rahmen des Wanderfischprogramms Baden-Württemberg. Dies ist eine Umsetzung des Aktionsprogramms Lachs 2000, das im Jahr 1986 durch die Rheinministerkonferenz beschlossen worden war. Dessen Ziel lag darin, das Ökosystem des Rheins in einen Zustand zu versetzen, dass die früher vorhandenen Arten wie der Lachs im Rhein als großem europäischem Strom wieder heimisch werden können. Träger des Wanderfischprogramm des Landes Baden-Württemberg ist der Landesfischereiverband Baden-Württemberg in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Anglervereinen. Der Anglerverein Karlsruhe beispielsweise stellt schon seit Jahren sein Bruthaus zur Verfügung, um dort Lachseier auszubrüten und Junglachse aufzuziehen. Jährlich werden in Baden-Württemberg mehrere zehntausend Junglachse ausgesetzt.

"Am Beispiel der Alb zeigt sich, wie erfolgreiche Naturschutzarbeit gelingen kann. In enger Zusammenarbeit aller Beteiligten konnte die Durchlässigkeit für weite Bereiche erreicht, das Gewässer in vielen Teilen revitalisiert werden. Nachdem der Lachs in den 1950er-Jahren aus dem Rhein verschwand, ist er seit rund 15 Jahren zurück. Inzwischen werden immer mehr Lachse am Fischpass in Iffezheim gesichtet und auch in den Nebenflüssen deutet sich an, dass die Anzahl der Laichplätze zunimmt", betonte Naturschutzminister Hauk.

Damit ein Gewässer für die Ansiedlung von Wanderfischen geeignet ist, muss neben der Wasserqualität auch die Durchlässigkeit sicher gestellt werden. Dies erfolgt in der Regel durch Rückbau von Staustufen oder dem Bau von Aufstiegshilfen beispielsweise im Bereich von Wasserkraftwerken. Neben dem Rhein werden auch die Nebenflüsse wie die Alb, die eigentlichen Laichgewässer, durch ökologische Maßnahmen aufgewertet. Dies erfolgt häufig in Zusammenarbeit mit dem Kommunen. An der Staustufe Iffezheim werden die Wanderfische durch eine Kamera automatisch erfasst. Im Jahr 2008 wurden dort knapp 90 Lachse gezählt. Neben dem Lachs profitieren von diesen Maßnahmen alle anderen Fischarten und insbesondere auch weitere Wanderfischarten wie die Meerforelle und die beiden Neunaugenarten Meerneunauge und Flußneunauge.

"Der Lachs ist ein Symbol für saubere Gewässer. Geht es den Lachsen bei uns gut, dann profitieren auch wir Menschen vom sauberen Wasser und einer intakten Natur", ergänzte Hauk.

Zusatzinformationen:


Lebenszyklus des Atlantischen Lachs

Der Lachs laicht in Rhein-Zuflüssen ab, die Jungfische leben dort ein bis zwei Jahre und wandern mit einer Größe von 15 bis 20 Zentimeter ins Meer ab. Nach ein bis drei Jahren Aufenthalt im Meer erfolgt die Rückkehr zum Ablaichen in die Heimatgewässer

Der Lachs im Rhein

Der Lachs war bis in die 1940er Jahre eine wirtschaftlich wichtige Fischart im Rhein. Der Ertrag begann jedoch schon Anfang des 20. Jahrhunderts zu sinken. Ursachen waren unter anderem die Verbauung der Laichgewässer und der dadurch fehlende Zugang zu Laichgebieten und die Verschlechterung der Gewässergüte. Um diesem Rückgang entgegen zu wirken, wurden schon ab Beginn des letzten Jahrhunderts Lachseier in Fischzuchten erbrütet und die geschlüpften Lachsbrütlinge im Rhein oder in den Zuflüssen ausgesetzt. Diese Aktivitäten konnten den Rückgang und letztlich das fast völlige Verschwinden des Lachses aus dem Rhein aber nicht aufhalten. Die letzten Lachse wurden Ende der 1950er Jahre gefangen.

Aktivitäten zur Wiederansiedelung in Baden-Württemberg

Neben Erbrütung und Aufzucht von Junglachsen und deren Besatz in die Programmgewässer werden Strukturverbesserungen, Verbesserung der Wasserqualität und Durchgängigkeit der Gewässer vorgenommen. Träger des baden-württembergischen Lachswiederansiedlungsprogramms ist der Landesfischereiverband Baden-Württemberg mit fachlicher Begleitung durch die Fischereiverwaltung. Die in Baden-Württemberg aufgezogenen Lachseier werden aus einer Zuchtanlage in Chanteuges, Frankreich, die Lachse aus dem Loire/Allier Einzugsgebiet aufzieht, bezogen. Für die Zukunft ist in Baden-Württemberg der Aufbau eines eigenen Laichfischbestandes aus Rückkehrern vorgesehen, um längerfristig vom Zukauf von Eiern unabhängig zu werden.

Alb

Die Alb ist ein strukturell hochwertiger kleiner Schwarzwaldfluss. In den letzten Jahren erfolgten viele Verbesserungen. Heute hat die Alb eine gute Wasserqualität und eine natürliche Reproduktion von Äschen, Bachforellen, Flußneunaugen, Bachneunaugen. Vermutlich erfolgt auch das natürliche Ablaichen von Lachsen. Der obere Bereiche der Alb ist derzeit noch nicht für Fische durchgängig (Kleinwasserkraftwerke).

Anglerverein Karlsruhe

Der AV Karlsruhe ist mit mehr als 4.000 Mitgliedern der größte Anglerverein in Baden-Württemberg mit sehr vielen Aktivitäten. Beispiele sind: Aufzucht der Lachse im Bruthaus, Renaturierungen, Jugendarbeit, Kontrolle der Abwanderung der Junglachse in der Alb, Mitarbeit beim Totholzprojekt im Knielinger See.
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