22.02.2011 | 15:21:00 | ID: 8300 | Ressort: Landwirtschaft | Forstwirtschaft

Backhaus: Leistungen des Waldes für Gesellschaft nicht mit Geld aufzurechnen

Schwerin (agrar-PR) - Anlässlich des Internationalen "Jahres der Wälder" hat Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus heute auf der Landespresskonferenz auf die große Bedeutung und die Leistung des Waldes für die Gesellschaft hingewiesen.
Der Wald ist

• faszinierender Natur- und Erholungsraum,
• Grundlage eines zukunftsfähigen Wirtschaftszweiges mit zahlreichen Arbeitsplätzen,
• eine Quelle unserer Kultur,
• der Kohlenstoffspeicher unserer Umwelt,
• und ein lebendiges Zeitarchiv.

"Viele Funktionen des Waldes werden so selbstverständlich genutzt, dass sie in der Öffentlichkeit kaum mehr Beachtung finden. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat seit seiner Gründung über eine halbe Milliarde Euro für den Schutz und die Entwicklung des Waldes und seiner Funktionen ausgegeben. Die damit erbrachten Leistungen umfassen ein Vielfaches dieses Wertes und sind oft finanziell kaum abbildbar", erklärte der Minister.

Der Wald ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Mecklenburg-Vorpommern. Die im Land angesiedelte Forst- und Holzwirtschaft trägt mit über 5 % zum Umsatz der Gesamtwirtschaft und mit etwa 13,4 % zum Umsatz des produzierenden Gewerbes bei. Sie ist mit rund 1,7 Milliarden Euro Umsatz vergleichbar mit dem Fahrzeugbau und deutlich umsatzstärker als zum Beispiel die Metallindustrie oder der Maschinenbau. "Bezogen auf das produzierende Gewerbe beträgt der Anteil der im Cluster Wald und Holz in Mecklenburg-Vorpommern sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten mit über 11.600 Personen erstaunliche 10,3 %", betont der Minister.

Die ökologischen Leistungen des Waldes reichen vom Erhalt kleinster Lebensräume seltener Pflanzen- und Tierarten über den Trinkwasserschutz bis hin zu seiner Funktion als Kohlenstoff-Speicher Die Ergebnisse der Waldfunktionenkartierung zeigen, dass weit über die Hälfte (57,6 %) aller Wälder Mecklenburg-Vorpommerns eine besondere Bedeutung für den Naturschutz haben. Mit 27,7 % ist der Anteil von Wäldern mit besonderer Funktion für den Boden- und Küstenschutz in Mecklenburg-Vorpommern ebenfalls relativ hoch. Wälder speichern und reinigen Wasser, sie puffern Niederschlagsspitzen ab und sorgen für das wertvollste Lebensmittel: sauberes Trinkwasser.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es 736 Trinkwasserschutzgebiete. Sie nehmen eine Fläche von 4.084 km² ein. Insgesamt befinden sich rund 71.000 Hektar Wald innerhalb der Trinkwasserschutzgebiete. Damit macht Wald 17,4 % der für die Trinkwasserversorgung in Anspruch genommenen Landesfläche aus. Ein Drittel der gesamten Wasserentnahmemenge in Mecklenburg-Vorpommern wird jährlich aus Brunnen entnommen, die sich im Wald befinden. "Mit unserer naturnahen Forstwirtschaft tragen wir aktiv zum Trinkwasserschutz bei. So sind in den letzten Jahrzehnten rund 15.000 Hektar Nadelwälder mit Laubbäumen, überwiegend Buche, unterpflanzt worden. Dieses hat unter anderem großen Einfluss auf die Grundwasserneubildung, die bei reinen Buchenbeständen deutlich größer ist als bei Nadelbäumen", so der Minister.

Weiterhin trägt der nachhaltig bewirtschaftete Wald in besonderem Maße zum Klimaschutz bei. Durch das produzierte Holz können energieintensive Produkte und fossile Brennstoffe substituiert und damit CO2-Emissionen reduziert werden. In den Wäldern Mecklenburg-Vorpommerns werden jedes Jahr insgesamt rund 1,1 Millionen Tonnen Kohlenstoff allein durch den Holzzuwachs gespeichert. Bei einer jährlichen Holznutzung von 1,7 Millionen Kubikmeter im Gesamtwald des Landes werden 510.000 Tonnen Kohlenstoff in Holzprodukten festgelegt oder zur Energieerzeugung genutzt. Dadurch werden rund 12 % der Gesamt-Kohlendioxid-Emissionen des Landes kompensiert.

Die soziale Komponente des Waldes wird hauptsächlich in seiner Rolle als Erholungs- und Bildungsort deutlich. Wald ist grundsätzlich frei und ohne Entgelt betretbar. Die Waldbesitzer erbringen somit kostenlose Leistungen für die Erholung der Menschen. Wald wird immer häufiger auch in die aktive Freizeitgestaltung einbezogen und schafft damit ein wichtiges Kontrasterlebnis zur städtischen Umwelt.

Die vorliegende Broschüre der Stiftung UmWald, die auch anlässlich des Internationalen Jahres der Wälder erarbeitet wurde, fasst die wichtigsten Leistungen des Waldes und der Forstwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns für die Gesellschaft zusammen.

Die Landesforstverwaltungen Mecklenburg-Vorpommerns und Brandenburgs nahmen das Jahr 2010 - das "Internationale Jahr der Biologischen Vielfalt" zum Anlass die Biodiversität in den Wäldern Nordostdeutschlands zu untersuchen, und die Ergebnisse dieser Studie in einer Broschüre zusammenzufassen. In der heute erstmals veröffentlichten Studie werden der derzeitige Waldzustand analysiert sowie Maßnahmen und Empfehlungen zur Förderung der biologischen Vielfalt in den Wäldern Nordostdeutschlands aufgezeigt. Darin wird auch unterstrichen, dass, mit der Einführung der naturnahen Forstwirtschaft, die biologische Vielfalt verbessert wurde.So hat sich der Anteil der wichtigsten heimischen Laubbaumarten Buche und Eiche deutlich erhöht. Gestiegen ist auch der Alt- und Totholzanteil in den Wäldern.

Um typische Waldlebensgemeinschaften zu schützen wird auf einem Teil der Waldfläche auf Bewirtschaftung verzichtet. Aktuell werden in Mecklenburg-Vorpommern fast 30.000 ha Wald einer natürlichen Entwicklung überlassen. Das entspricht 5,5 % der Gesamtwaldfläche. Mit der Einstellung der Bewirtschaftung in weiteren Teilen der Nationalparke sowie der Umsetzung des Prozesses zum nationalen Naturerbe wird sich dieser Anteil in den kommenden Jahren noch deutlich erhöhen.


Veranstaltungen anlässlich des "Internationalen Jahr des Wälder in M-V

- Parlamentarischer Abend des Waldbesitzerverbandes und des Forstvereins zum Thema "Cluster Forst und Holz" am 22.2.2011
- Eröffnung der Waldausstellung "Kunde vom Wald - Kunstwerke aus zwei Jahrhunderten" im Jagdschloss Granitz am 21.3.2011 sein. In den Monaten August und September ist diese Ausstellung im Marstall zu sehen. Die hierfür zusammengestellten Kunstwerke bieten die Möglichkeit, den Lebensraum Wald von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen. Als Rahmenprogramm zur Ausstellung sind interessante Vortragsveranstaltungen geplant.
- In Rahmen der Waldaktie sind drei neue Klimawälder in M-V geplant. Der Klimawald in Göhren-Lebbin wird dem "Internationalen Jahr der Wälder" gewidmet.
- Das Jugendwaldheim Loppin wird nach umfangreicher Sanierung am 16.5.2011 neu eröffnet.
- Der Umwelttag am 6. Juni 2011 wird sich auch mit dem Internationalen Jahr der Wälder beschäftigen
- Infoveranstaltung für Waldbesitzer zum Thema "FFH - Management"
- Fachtagung des Forstvereins zum Thema "Leistungen und Bedeutung des Waldes"
- Die Ergebnisse eines Fotowettbewerbs und eine Ausstellung "Wald, Forst und Holz" werden im Eingangsbereich Freilichtbühne in Schwerin die Besucher der Oper "Freischütz" erfreuen.
- Brücken zwischen Wald und Kultur werden in verschiedenen musikalischen Veranstaltungen geschlagen, wie z.B.: den Usedomer Waldkonzerten.
- Die diesjährige Waldolympiade der Schulen des Landes wird durch eine Spezialaufgabe dem Anliegen der Kampagne angepasst.
- Am 11. Juli sollen bei einer Pressefahrt die Leistungen des Waldes für die Gesellschaft mit aussagekräftigen Waldbildern verdeutlicht werden.
- Ebenfalls unter dem Kampagnendach findet am 4. September der dritte Waldtag M-V zum Thema "Wälder für Menschen" statt.
- Eröffnung des Schutzwaldes "Ivenacker Hudewald" im Forstamt Stavenhagen.
- Neben diesen zentralen Veranstaltungen gibt es weitere Veranstaltungen in den Forstämtern. Informationen dazu findet man auf www.wald-mv.de.


Hintergrund

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen hat das Jahr 2011 zum "Internationalen Jahr der Wälder" erklärt. Der deutsche Beitrag unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Christian Wulff steht unter dem Motto "Entdecken Sie unser Waldkulturerbe". Ein Drittel der Bundesrepublik ist mit Wald bedeckt, in Mecklenburg-Vorpommern sind es 22 %.

Die bundesweite gemeinsame Kampagne von Bund, Ländern, Kommunen, Wirtschaft und zahlreichen Verbänden soll den Wald wieder stärker ins Bewusstsein der Menschen bringen. Etwa 5.000 Veranstaltungen der unterschiedlichsten Akteure und Institutionen sind bundesweit geplant. Die Dachkampagne wird am Tag des Waldes, dem 21. März, durch den Bundespräsidenten gestartet. (PD)
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