16.01.2012 | 15:06:00 | ID: 11891 | Ressort: Landwirtschaft | Forstwirtschaft

Bauernwald rentabel bewirtschaften

Münster/Westfalen (agrar-PR) - Großes Interesse verzeichnete die öffentliche Fachveranstaltung zum Thema „Bauernwald rentabel nutzen“, die mit mehr als 100 Teilnehmern im Rahmen der DLG-Wintertagung in Münster/Westfalen stattfand.
Dies verwundert nicht, denn bei den derzeit hohen Holzpreisen und den verschiedenen Angeboten zur Errichtung einer Windenergieanlage ist die Verlockung groß, mit dem bäuerlichen Wald mehr Geld zu verdienen als bisher.

Der Vorsitzende des DLG-Ausschusses für Forstwirtschaft Dr. Frederik Volckens vom Betriebswirtschaftlichen Büro Göttingen zeigte in seiner Einführung auf, dass Fichtenbetriebe im Durchschnitt der letzten zehn Jahre 225 Euro/fm erwirtschaften konnten, die Kieferbetriebe noch 55 Euro/fm. Im Jahr 2001 konnten im Vergleich dazu nur 9 Euro/fm erzielt werden. Dies zeigt, dass auf dem Holzmarkt derzeit von einen guten Konjunktur gesprochen werden kann.

Waldbauern sollten diese Chance ergreifen. Denn man kann nicht voraussagen, wie lange die aktuelle Hochpreisphase anhält. So können die Auswirkungen beispielsweise von schweren Stürmen und Orkanen plötzlich große Mengen Holz auf den Markt werfen und damit den Holzpreis drücken. Auch eine konjunkturelle Abkühlung könnte die Nachfrage nach Rohholz aus dem heimischen Wald sinken lassen.

Bauernwald rentabel nutzen heißt also, so viel Holz zu nutzen, wie nachhaltig möglich ist. Das bedeutet, den Nachhaltshiebssatz auch auszuschöpfen. Wie hoch dieser ist, lässt sich durch eine Forsteinrichtung, von einem Forstsachverständigen oder durch eine gute Beratung des örtlichen Försters ermitteln. „Es ist absolut nicht nachzuvollziehen, warum der Wald nicht in dem Maße genutzt wird, wie es seinem Potenzial entspricht und damit Geld einfach ungenutzt im Wald belassen wird“, so der Fachgebietsleiter Forstwirtschaft und Bioenergie bei der DLG, Dr. Frank Setzer.

Er gab hierzu ein Rechenbeispiel: Wird der Hiebssatz 8 fm/ha nicht ausgeschöpft und stattdessen nur 5 fm/ha genutzt, bleiben demnach 3 fm pro Hektar und Jahr im Wald mit der Folge, dass bei einem durchschnittlichen Nettoerlös von 40 Euro/fm jährlich 120 Euro im Wald verbleiben. Und zwar pro Hektar. Der unternehmerisch denkende Waldbesitzer wird deshalb die Hiebsmenge, die sein Wald hergibt, auch nutzen.
In zunehmendem Maße ist es für Waldbesitzer auch interessant, nicht nur Rohholz als Sägeholz oder Industrieholz anzubieten, sondern auch über die Produktion von Waldhackschnitzeln oder sogenanntes „Automatenholz“ nachzudenken. Statt Kronenrestholz im Wald zu belassen oder Industrieholz zu einem schlechten Preis zu verkaufen, sollte überlegt werden, ob nicht dieses Holz gehackt und an ein örtliches Biomassewerk verkauft oder gar die eigene Hofstelle beheizt wird. Bernhard Breitsameter von der Waldbesitzervereinigung Aichach stellte in seiner Kalkulation vor, dass bei einem Brusthöhendurchmesser des zu hackenden Materials von 12 cm mit Herstellkosten von ca. 12 Euro pro Schüttraummeter zu rechnen ist.

Umgerechnet bedeutet dies einen Nettoerlös von ca. 30 Euro pro Tonne trockener Hackschnitzel. Wichtig ist aber bei der Vermarktung der Hackschnitzel, so Breitsameter, dass die Lieferverträge vorab zwischen Käufer und Verkäufer verhandelt und klare, nachvollziehbare Qualitätskriterien vereinbart werden. Sonst gibt es bei der Abnahme möglicherweise ein böses Erwachen, wenn an der Waage plötzlich Wertabschläge aufgrund der vermeintlich schlechten Qualität erfolgen.

Die Praxis zeigt, dass viele Waldbesitzer immer noch zu gutgläubig sind und sich auf vage Versprechen der Käufer verlassen. Breitsameter rät deshalb den Waldbesitzern, unbedingt vorab die Qualität und den Wassergehalt zu fixieren. Rechtsanwalt Albrecht Wrede aus Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen) ging in seinem Vortrag auf das derzeit sehr aktuelle Thema „Windräder im Wald“ ein.

Die Zuhörer waren elektrisiert von der Vorstellung, pro Windrad jährlich eine Pacht von rund 25.000 Euro zu erzielen, und zwar über 20 Jahre. „Doch so einfach ist das nicht“, schränkt Wrede gleich zu Beginn ein. „Die Raumordnungsverfahren für Windvorranggebiete sind sehr komplex, und vielfach verhindern die Politiker eine gute Lösung“. Er empfiehlt deshalb, Windenergieprojekte möglichst mit Bürgerbeteiligungen durchzuführen, um den Widerstand in der Gemeinde nicht aufkommen zu lassen und die Bürgerinnen und die Bürger an den Gewinnen mit zu beteiligen. Durch Kooperationsmodelle können vielfach Projekte realisiert werden, die einem einzelkämpfenden Land- oder Forstwirt nicht möglich wären.

Deutlich wurde auf der DLG-Veranstaltung auch, dass die neueren Entwicklungen und Marktchancen nur für solche Eigentümer interessant sind, die eine entsprechende Flächengröße besitzen. Deshalb stellten Klaus Zocher von der Waldholz Sauerland GmbH und Erwin Kruczek vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus Bad Neustadt (Bayern) an zwei Waldbesitzervereinigungen vor, wie Kleinwaldbesitzer gemeinsam Holz vermarkten und Einkaufsgemeinschaften bilden können.

Beide Referenten waren sich einig, dass die Herausforderungen der Zukunft nur so bewältigt werden können und das ein „Rumkrautern“ von Kleinwaldbesitzern nicht zielführend ist. Vielfach sind die Strukturen auf der abnehmenden Seite schon so zentral, dass das Holzangebot eines Kleinwaldbesitzers überhaupt nicht wahrgenommen wird und deshalb diese Waldbesitzer Probleme haben, ihre Kleinstmengen zu verkaufen. In diesem Zusammenhang gingen beide Referenten auch auf das immer wieder erhobene Vorurteil ein, dass eine Forstbetriebsgemeinschaft ein „Sozi-Verbund“ sei. Beispiele insbesondere aus Bayern zeigten aber sehr deutlich, dass Forstbetriebsgemeinschaften besonders erfolgreich sind und sich schon zu mittelständischen Unternehmen entwickelt haben. (DLG)
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