Schwerin (agrar-PR) - "Es gibt viele Gründe, sowohl ökonomische als auch ökologische,
weshalb die Eiche eine noch größere Wertschätzung in unseren Wäldern und
in der Forstwirtschaft verdient", sagte der Minister für
Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus heute
anlässlich der Präsentation ausgewählter Ergebnisse aus dem
Forschungsprojekt "Die Eiche in Mecklenburg-Vorpommern" in Schlemmin
(Landkreis Güstrow).
Insgesamt umfasst die Eichenfläche
Mecklenburg-Vorpommerns rund 35.000 Hektar. Heimisch sind Stiel- und
Traubeneiche. Das einjährige Projekt wurde von der Landeforstanstalt mit
finanzieller Unterstützung von Claus Robert Agtes Stiftung "Wald und
Wild in Mecklenburg-Vorpommern" realisiert.
Die Eiche zählt schon
heute zu den Hauptbaumarten Mecklenburg-Vorpommerns. Sie nimmt einen
Anteil von acht Prozent am Waldaufbau ein. Dieser soll im Landeswald in
Verbindung mit dem Programm "Naturnahe Forstwirtschaft" langfristig
verdoppelt werden. Die Realisierung dieses Prozesses hat bereits
begonnen. In den vergangenen 20 Jahren wurde die Eichenfläche jährlich
um 350 Hektar vergrößert.
"Eichen in Mecklenburg-Vorpommern
wachsen rascher als dieses nach den Deutschland vorliegenden
Wachstumsmodellen zu erwarten wäre", fasste Minister Backhaus einen
Projektschwerpunkt zusammen. "Die Untersuchungen haben bestätigt, dass
die Traubeneiche und insbesondere die Stieleiche einen deutlich höheren
Durchmesserzuwachs leisten als dies in anderen Regionen Deutschlands der
Fall ist. Demzufolge wird das Produktionsziel, das mit 70 Zentimeter
Durchmesser in Brusthöhe festgesetzt ist, erheblich früher erreichbar
sein", so Backhaus. Aktuell ist die Produktionszeit in der
Eichenwirtschaft mit 180 Jahren festgelegt. Nach den neuen Erkenntnissen
dürfte der angestrebte Zieldurchmesser von 70 Zentimeter auf den
hiesigen Standorten bereits in 140 bis 160 Jahren erreicht werden.
"Die
Eiche zählt zu den wertvollsten Holzarten in den Wäldern des Landes.
Das Holz verfügt über eine breite Palette verschiedener Verwendungen und
genießt bei den Abnehmern eine hohe Wertschätzung", erläutert Minister
Backhaus. Demzufolge liege der Durchschnittserlös der Eiche mit fast 130
Euro pro Festmeter (€/Fm) deutlich über dem der Buche (70 €/Fm) und der
Kiefer (55 €/Fm). Besonders hohe Erlöse werden mit Eichenwertholz
erzielt. Dieses Holz wird regelmäßig versteigert und erzielt Preise von
häufig über 1.000 €/Fm.
Die Untersuchungen im Rahmen des
Forschungsprojekts "Eichen in Mecklenburg-Vorpommern" haben im Hinblick
auf den Klimawandel ergeben, dass speziell die Traubeneiche gut an Wärme
und relativ geringe Niederschläge in der Vegetationszeit angepasst ist.
"Die für unser Land prognostizierten erhöhten Temperaturen in
Verbindung mit wenig Regen in der Vegetationszeit sprechen daher für
eine stärkere Beteiligung der Traubeneichen am Waldaufbau
Mecklenburg-Vorpommerns", sagte Minister Backhaus.
Darüber hinaus
leistet die Eiche einen erheblichen Beitrag zur biologischen Vielfalt in
den Wäldern. Das resultiert unter anderem aus der im Alter großen
lichtdurchlässigen Krone, der rauen Borke sowie vieler toter Äste und
Baumhöhlen. "Auf keiner anderen Baumart leben mehr spezialisierte Arten
als auf der Eiche", hob Minister Backhaus hervor. So leben
beispielsweise auf Eichen 900 verschiedene Arten Holz besiedelnder
Käfer, bei Fichten sind es 200. Bei den Großschmetterlingen sind es 179
Arten bei Eichen gegenüber 28 Arten auf Fichten. Viele seltene und
besonders geschützte Arten besiedeln Eichen. Dazu gehören unter anderem
der Eremit, der Hirschkäfer, der Heldbock und der Mittelspecht. Auch
kommen fast alle Fledermausarten vor. "Somit wird eine stärkere
Beteiligung der Stiel- und Traubeneiche in den Wäldern
Mecklenburg-Vorpommerns auch einen wesentlichen Beitrag zur Förderung
der Waldnatur bzw. der biologischen Vielfalt beitragen", fasste Minister
Backhaus zusammen.