15.08.2013 | 18:10:00 | ID: 15752 | Ressort: Landwirtschaft | Forstwirtschaft

Forschung für die Wälder: Ergebnisse auf der zweiten Jahrestagung „Forstgenetik/Forstpflanzenzüchtung“

Bonn (agrar-PR) - In Deutschland gibt es über 70 verschiedene heimische Baumarten. Die genetische Vielfalt innerhalb der Arten erlaubt es den Bäumen, mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen und Standorten zurecht zu kommen.

Bei klimatischen Veränderungen spielt die Anpassungsfähigkeit von Gehölzen eine bedeutende Rolle. Aktuelle Ergebnisse aus der Forstpflanzenzüchtung werden vom 27. bis 29. August 2013 auf der zweiten Jahrestagung der Sektion „Forstgenetik/Forstpflanzenzüchtung“ im Deutschen Verband forstlicher Forschungsanstalten (DVFFA) vorgestellt.

Die BLE betreut für das Bundeslandwirtschaftsministerium Forschungsvorhaben – von der Erhebung ausgewählter Waldbaumbestände über die Untersuchung der Anpassungsfähigkeit heimischer Straucharten bis hin zur Entwicklung einer Standardmethode für die nachhaltige Forstsaatguternte.

Wie die Forstpflanzenzüchtung diese Vielfalt nutzt, um die Leistungsfähigkeit der forstlichen Produktion zu sichern und Eigenschaften wie Anpassungsfähigkeit oder Wuchsleistung zu verbessern, stellen Wissenschaftler auf der zweiten Jahrestagung der Sektion „Forstgenetik/Forstpflanzenzüchtung“ im Deutschen Verband forstlicher Forschungsanstalten (DVFFA) in Treis-Karden vor.

Gefährdungszustand erfassen - Maßnahmen ergreifen

Seit über 25 Jahren werden der Gefährdungszustand forstlicher Genressourcen erfasst und Maßnahmen zu ihrer Erhaltung im „Konzept zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung forstlichter Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland“ beschrieben. Die BLE stellt die Daten von Bund und Ländern im Nationalen Inventar zu forstgenetischen Ressourcen im Internet bereit. In der Datenbank können für einzelne Gehölzarten Bestände und Maßnahmen recherchiert werden: http://fgrdeu.genres.de

Genetisches Monitoring als Frühwarnsystem

Änderungen im genetischen System eines Waldbaumbestandes treten früher ein als Änderungen in der Bestandsstruktur oder Vitalität.  Daher kann das genetische Monitoring eine Rolle als Frühwarnsystem für Veränderungen im Ökosystem spielen. In zwei Projekten erfassten Forscher den Zustand und die Entwicklung der genetischen Strukturen von Rot-Buche und Vogel-Kirsche.

Die Ersterfassung bei der Rot-Buche hat für die verschiedenen Entwicklungsstadien der Bestände (Altbaum, Naturverjüngung, Bucheckern) nur geringe Unterschiede in den genetischen Strukturen ergeben: Die Weitergabe der genetischen Information in den ausgewählten Buchen-Beständen verlief scheinbar ungestört.

Hingegen erschienen in einem der untersuchten Bestände der Vogel-Kirsche Hinweise auf eine deutliche Störung des genetischen Systems: Sowohl bei den Altbäumen als auch insbesondere bei der Naturverjüngung fanden sich bei der Vogel-Kirsche ausgeprägte klonale Bestandsstrukturen. Dieses Ergebnis ist eine wichtige Erkenntnis, zum Beispiel für die Vorgehensweise bei der Saatgutgewinnung aus solchen Beständen.

Auch zur genetischen Variation heimischer Straucharten und deren Anpassung laufen am Beispiel von Hasel und Schlehe derzeit Untersuchungen. Je 20 verschiedene Herkünfte wurden populationsgenetisch verglichen, um nun ihre Angepasstheit und Anpassungsfähigkeit zu bewerten. Belastbare Ergebnisse werden im kommenden Jahr erwartet.

Leitfaden für nachhaltige Forstsaatguternte

Eine Standardmethode zur genetisch nachhaltigen Ernte von fortlichem Vermehrungsgut in zugelassenen Saatgutbeständen entwickelten Wissenschaftler in einem kürzlich abgeschlossenen Projekt. Anhand der Baumarten Stiel-Eiche, Trauben-Eiche und Vogel-Kirsche zeigten mehrere Landesforstanstalten und das Thünen-Institut für Forstgenetik auf, in welchem Umfang die genetische Vielfalt des geernteten Saatgutes derjenigen des Ausgangsbestandes entspricht und wie sich die genetische Zusammensetzung des gewonnenen Saatgutes in Abhängigkeit von Baumzahl und Baumverteilung ändert.

Ziel war es, eine Mindestfläche und Mindestbaumzahl der zu beerntenden Bestände zu ermitteln und eine Mindestzahl zu beerntender Bäume für eine genetisch nachhaltige Saatguternte festzulegen. So zeigte sich bei den Kirschen, dass für eine genetisch nachhaltige Ernte 25 Saatgutbäume ausreichen. Bei den Eichen waren wegen des höheren Fremdpolleneintrags hierfür zwischen 30 und 40 Saatgutbäume erforderlich. (ble)
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