20.03.2019 | 16:40:00 | ID: 27199 | Ressort: Landwirtschaft | Forstwirtschaft

Hauk stellt Borkenkäfersituation und Maßnahmen im Kabine

Stuttgart (agrar-PR) - „Ausgehend vom extremen Dürre-Sommer 2018 und verschärft durch teils gravierende Sturm- und Schneebruchschäden im laufenden Jahr haben die Borkenkäfer die Wälder in Mitteleuropa fest im Griff. Unsere Forstexperten prognostizieren allein für Baden-Württemberg für das Jahr 2019 Schäden für die Waldbesitzer in einer Größenordnung von rund 100 Millionen Euro. Mit einem intensiven und konsequenten Waldschutzmanagement sowie zusätzlichen Fördermöglichkeiten werden wir der drohenden Käferkatastrophe bestmöglich begegnen“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, mit Hinblick auf den anstehenden Internationalen Tag des Waldes und im Nachgang zur Kabinettsitzung vom Dienstag (19. März) am Mittwoch (20. März) in Stuttgart. Hauptprobleme neben der eigentlichen Käfervermehrung seien die durch das Überangebot an Schadholz überfüllten Holzmärkte und das Fehlen von Frachtkapazität für Rundholztransporte.

Bereits jetzt zeichne sich ab, dass sich die Waldschutzsituation im Verlauf des Jahres aller Voraussicht nach weiter verschärfen werde. Aktuell sei mit rund 185.000 Kubikmetern verbuchtem Käferholz über alle Waldbesitzarten hinweg etwa die fünffache Schadholzmenge angefallen wie zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Damals seien es 37.000 Kubikmeter gewesen. Das Sturmtief ‚Eberhard‘ von Anfang März 2019 habe für schätzungsweise 500.000 Kubikmeter Sturmholz gesorgt. In vielen Wäldern habe nasser Schnee gravierende Bruchschäden verursacht. „Große Mengen an bruttauglichem Material in Verbindung mit Hitze und Trockenheit spielen dem Käfer in die Karten“, erklärte Minister Hauk.

„Die Waldbesitzer sind in einem Dilemma. Die Borkenkäfer fressen ihnen unkontrolliert und im großen Stil die wertvollen Nadelholzbestände kaputt. Das dabei anfallende Käferholz müsste eigentlich rasch verkauft und aus dem Wald gefahren werden um weitere Schäden zu vermeiden. Das gibt der angespannte Markt allerdings nicht her. Im Wald verbleibende und unverkäufliche Holzpolter entwickeln sich so zu einer hohen Gefährdungslage“, erklärte der Forstminister. Bewährte Mechanismen der Bewältigung wie Entrindung, frühzeitige Abfuhr, Konzentrierung von Aufarbeitungskapazitäten, Holzlagerung seien teilweise nur eingeschränkt. Hauk habe bereits der Verlängerung des Einschlagsstopps für frisches Nadelstammholz im Staatswald bis auf weiteres zugestimmt. Dies entlaste die Märkte.

Hauk stellt Vorgehensweise im Kabinett vor

„Es müssen insgesamt Maßnahmen ergriffen werden, mit denen die Waldbesitzer bei der Bewältigung der Schäden und insbesondere der dringend notwendigen präventiven Maßnahmen unterstützt werden. Darüber hinaus müssen im Hinblick auf den fortschreitenden Klimawandel und dessen gravierende Auswirkungen auf die Wälder die forstliche Klimafolgenforschung und die Wald-Klimaberatung intensiviert werden“, erklärte der Minister.

Zusätzlich zu den bewährten Fördertatbeständen müssten neue Maßnahmen kurzfristig eingeführt werden. So werde ab sofort das Hacken käferbruttauglicher Gipfelstücke und schwachen Stammholzes, insbesondere bei fehlender Vermarktbarkeit, durch das Land gefördert. „Wir rechnen in kommenden Jahren mit einem finanziellen Mehrbedarf in Höhe von rund zehn Millionen Euro jährlich, die im Doppelhaushalt 20/21 abgebildet werden müssen“, sagte Hauk. Dabei sollen keine Schäden ausgeglichen werden, sondern die Waldbesitzer ausschließlich bei Präventionsmaßnahmen und der Wiederbewaldung unterstützt werden.
„Es muss uns gelingen, dem Käfer auf großer Fläche Brutmaterial zu entziehen. Eine gründliche Kontrolle der Waldbestände steht dabei am Anfang jedes Handelns. Verantwortungsbewusste Waldbesitzer müssen ihre Fichtenbestände jetzt und bis in den September hinein laufend alle ein bis zwei Wochen kontrollieren. Dort, wo Sturm- und Schneebruchschäden vorhanden sind, ist besondere Vorsicht geboten“, betonte Hauk. In Zweifelsfällen sei Rat beim zuständigen Förster einzuholen.

Hintergrundinformationen:

Kennzeichen eines Käferbefalls sind:

  • braunes Bohrmehl auf der Rinde, unter Rindenschuppen, auf Spinnweben, am Stammfuß und auf der Bodenvegetation
  • Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm, vor allem am Kronenansatz
  • helle Flecken, sogenannte ‚Spiegel‘, auf der Rinde durch die Tätigkeit der Spechte, wodurch größere Rindenstücke abfallen und das helle Splintholz sichtbar wird
  • charakteristische Fraßbilder unter der Rinde
  • Rötung
  • Abfall grüner oder roter Nadeln

Kontrollieren Sie Ihre Wälder! Zu kontrollieren sind:

  • alle stehenden Fichtenbestände
  • nach Schadereignissen, Hiebsmaßnahmen und Pflegeeingriffen liegengebliebenes, bruttaugliches Material
  • aufgearbeitetes, in der Nähe gefährdeter Bestände lagerndes Nadelholz

Wann und wie häufig kontrollieren?

  • ab jetzt bis September
  • je nach Gefahrenlage im ein- bis zweiwöchigen Turnus
  • Kontrollen aussetzen bei starkem Wind oder Regen, da Bohrmehl weggeweht bzw. abgewaschen werden kann

Wo?

  • Kontrollen gezielt im Bereich vorjähriger Befallsorte
  • in südexponierten Lagen und an aufgerissenen Bestandesrändern
  • an Rändern von Windwurf- und Schneebruchnestern
  • in allen Fichtenbeständen bei entsprechender Gefahrenlage
  • an Jungwüchsen bei der Gefährdung durch Kupferstecher

Wie?

  • in älteren Beständen einzeln, d. h. Baum für Baum
  • befallene Bäume für den Einschlag auffällig markieren

Nach den Kontrollen bitte reagieren:
Können Sie das Holz nicht rechtzeitig aus dem Wald bringen, sind folgende Verfahren zu überlegen:

  • Hacken, oder Stämme entrinden, sofern die Käfer noch nicht entwickelt sind.
  • Zur Reduktion des Befallsrisikos ist es erforderlich, vorhandenes bruttaugliches Material (frische Fichtenkronen, Resthölzer und Reisigmatten) unverzüglich aufzuarbeiten (Hacken, Mulchen, Abfahren). Frischer Stehendbefall durch den Kupferstecher ist nicht erkennbar. Daher ist es umso notwendiger, liegendes bruttaugliches Material auf Kupferstecherbefall hin zu kontrollieren und bei Befall unverzüglich aufzuarbeiten.

Internationaler Tag des Waldes

Der 21. März wurde erstmals 1971 Jahren von der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) als ‚Tag des Waldes‘ ausgerufen. Dies geschah als Reaktion auf die globale Waldvernichtung. Mit knapp vier Milliarden Hektar bedecken Wälder noch rund 30 Prozent der Erdoberfläche. Während sich – ausgehend von Deutschland – seit über 300 Jahren eine nachhaltige Forstwirtschaft in vielen Teilen Europas etablierte, ist die Sorge um die Regenwälder groß, die nach wie vor durch Raubbau und Klimawandel bedroht sind.

Ende des Jahres 2012 wurde dann auf Beschluss der Plenarsitzung der UN-Generalversammlung der traditionelle 21. März eines jeden Jahres zum „Tag der Wälder“ auf internationaler Ebene erklärt. Dieser Welttag der Forstwirtschaft soll die Wichtigkeit aller Arten von Wäldern und ebenso der Bäume außerhalb von Wäldern betonen und würdigen. Einer breiten Öffentlichkeit soll deutlich gemacht werden, dass es im internationalen Zusammenspiel gilt, die nachhaltige Bewirtschaftung, die Erhaltung und die Entwicklung aller Arten von Wäldern und Bäumen zugunsten heutiger und künftiger Generationen zu stärken.

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