16.11.2018 | 22:15:00 | ID: 26571 | Ressort: Landwirtschaft | Forstwirtschaft

Hessens Wälder weiter stabil trotz Hitze und Dürre

Wiesbaden (agrar-PR) - Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser stellt Waldzustandsbericht 2018 vor
„Der Gesundheitszustand des hessischen Waldes ist insgesamt stabil geblieben. Das war nicht zwingend zu erwarten, und ist damit ein erfreuliches Ergebnis. Trotzdem haben die Hitze und die lange Trockenheit des zurückliegenden Sommers den hessischen Wald besonders belastet“, sagte Umweltstaatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser heute bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2018 im Forstamt Bad Schwalbach.

„Zu Jahresbeginn waren die Waldböden aufgrund der Winterniederschläge noch mit ausreichenden Wasservorräten versorgt. Die extreme Trockenheit im Sommer hat dann jedoch zu mindestens 130 Waldbränden, einem vermehrten Absterben junger Bäume sowie ersten Trockenheitsschäden an älteren Bäumen geführt“, erläuterte die Staatssekretärin.

„Der langfristige Erhalt des hessischen Waldes mit all seinen Funktionen sind dauerhafte Aufgaben, die auch weiterhin unser volles Engagement erfordern. Die schon heute bei uns spürbaren Auswirkungen des Klimawandels erleichtern diese Aufgabe nicht gerade. Aber es verdeutlicht, dass es der richtige Weg ist, unseren Wald so umzubauen, dass er weniger anfällig wird für die klimatischen Bedingungen, die auf uns zu kommen“, betonte Dr. Tappeser.

Gesundheitszustand der Bäume

Die Verlichtung der Baumkrone ist ein Indikator, um den Gesundheitszustand von Bäumen zu beurteilen. Je kleiner der Wert für die Kronenverlichtung, desto dichter sind die Baumkronen, desto gesünder sind die Bäume. Nach den Ergebnissen der diesjährigen Waldzustandserhebung ist die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten und Altersstufen um zwei Prozent auf 24 Prozent leicht angestiegen. Maßgeblichen Einfluss auf das Gesamtergebnis hat der stabile Zustand der älteren Bäume der vier hessischen Hauptbaumarten Buche, Eiche, Fichte und Kiefer.

Die Entwicklung war bei allen ähnlich und die Kronenverlichtung stagnierte auf dem Niveau des Vorjahres oder stieg um höchstens zwei Prozent an. Auffällig war die erhöhte Kronenverlichtung bei der Gruppe der anderen Laubbäume (u.a. Ahorn, Esche und Hainbuche), die mit 24 Prozent den höchsten Wert seit 1984 erreicht. Offensichtlich haben diese Baumarten am schnellsten auf die Trockenheit reagiert.

Obwohl normalerweise durch die Fruchtbildung der Kronenzustand stärker beeinträchtigt wird, hat die vielerorts sichtbare Fruchtbildung bei den älteren Buchen und Eichen zu keinem deutlichen Anstieg der Verlichtung geführt. Die gute Wasserversorgung zu Beginn der Vegetationszeit und nahezu ausbleibenden Fraßschäden durch die Eichenfraßgesellschaft haben zu diesem guten Ergebnis beigetragen.

Schäden durch Sturm Friederike und Borkenkäfer

Am 18. Januar fegte das Orkantief „Friederike“, einer der stärksten Stürme des vergangenen Jahrzehnts, über Deutschland hinweg und richtete schwere Schäden an. Die Sturmholzmenge beträgt nach aktuellem Stand für ganz Hessen rund drei Millionen Festmeter, Schaden entstand hauptsächlich in Nordhessen. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Holzeinschlag eines Jahres liegt für ganz Hessen bei etwa fünf Millionen Festmetern. Stehengebliebene Wälder sind durch angerissene Waldränder und Beschädigungen der Wurzelsysteme destabilisiert.

Aufgrund der extremen Sommertrockenheit und hoher Temperaturen haben sich die Fichtenborkenkäfer landesweit rasant vermehrt. Um den Befall weiterer Bäume zu verhindern müssen befallene Bäume schnell gefällt und aus dem Wald gebracht werden. Damit werden die Forstbetriebe bis weit in das nächste Jahr hinein intensiv beschäftigt sein. Inwieweit die außergewöhnlichen Witterungsereignisse des Jahres 2018 noch zu langfristigen Beeinträchtigungen und Schäden führen, werden erst die nächsten Jahre zeigen.

Waldbesitzende werden unterstützt

Sturmschäden und Käferbefall sind Ereignisse, mit denen erhebliche wirtschaftliche Einbußen für alle Waldeigentümer verbunden sind. Für die vom Sturm Friederike betroffenen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer bietet das Hessische Umweltministerium Soforthilfen an. Diese dienen der raschen Aufarbeitung des Schadholzes und Räumung der Sturmwurfflächen. Bislang wurde über 800.000 Euro an Unterstützung gewährt.

Die Hessische Landesregierung unterstützt kommunale und private Waldeigentümer beim Aufbau und Erhalt naturnaher und klimastabiler Wälder zum einen durch die forstliche Förderung (u.a. Waldumbau und Bodenschutzkalkung). Zum anderen werden im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans Hessen 2025 in einem mehrjährigen Projekt Empfehlungen zur Baumartenwahl und Bestandesbehandlung unter geänderten Klimabedingungen erarbeitet. Eine hessische Klimarisikokarte soll eine landesweite Beratung ermöglichen.

„Unser Ziel sind artenreiche und stabile Wälder, die langfristig trotz verändertem Klima gesund bleiben. Deshalb haben wir den hessischen Staatswald mit dem ökologischen Gütesiegel FSC zertifizieren lassen und Klimaschutz sowie Erhalt der Biodiversität in die Bewirtschaftungsziele des Staatswaldes aufgenommen. Gleichzeitig unterstützen wir kommunale und private Waldbesitzende sich mit uns auf den Weg zu machen“, so die Staatssekretärin abschließend.

Hintergrund zur Datenerhebung:

In den Monaten Juli und August wurde nach bundeseinheitlichen Kriterien der Zustand des Waldes in Hessen erfasst. Die Erhebung durch geschulte Teams findet auf einem für die hessischen Wälder repräsentativen 8 x 8 km-Dauerbeobachtungsnetz mit 139 Flächen  statt und umfasst die Kronenverlichtung der Bäume, die Fruktifikation, Kleinblättrigkeit sowie Insekten- und Pilzschäden. Seit 1994 erfolgt in der besonders betroffenen Rhein-Main-Ebene zusätzlich eine Vollerhebung auf einem 4 x 4 km-Rasternetz. Die Daten von rund 4.000 Bäumen ermöglichen repräsentative Aussagen.

Weitere Ergebnisse im Detail:

- Die Buche ist mit rund 31 Prozent Baumartenanteil die wichtigste Baumart in Hessens Wäldern, gefolgt von der Fichte mit rund 25 Prozent. Diese beiden Baumarten beeinflussen somit das Gesamtergebnis zum Waldzustand deutlich.

- Bei den älteren Buchen hat sich die mittlere Kronenverlichtung von 29 % auf 31 % leicht erhöht. 41 % der älteren Buchen haben mittel bis stark fruktifiziert.

- Die mittlere Kronenverlichtung bei den älteren Fichten hat sich nur geringfügig von 28 % auf 29 % erhöht.

- Bei den älteren Eichen hat sich die mittlere Kronenverlichtung um 2 %-Punkte verschlechtert (2017: 24 %; 2018: 26 %).

- Die mittlere Kronenverlichtung der älteren Kiefern ist auf dem Niveau des Vorjahres geblieben (23 %).

- Die Kronenverlichtung bei den jüngeren Bäumen ist von 10 % auf 12 % leicht angestiegen.

- Die jährliche Absterberate (alle Bäume, alle Alter), ein wichtiger Indikator für Vitalitätsrisiken, liegt bei 0,3 %. Sie liegt damit weiter auf einem geringen Niveau.

- In der Rhein-Main-Ebene bleibt die Situation der Wälder, insbesondere bei den älteren Eichen und jüngeren Bäumen angespannter.

- Die Bodenschutzkalkung hat u.a. das Ziel, die Säurewirkungen abzupuffern, die Vitalität der Wälder zu verbessern sowie die Durchwurzelung zu fördern. Bei der Bodenschutzkalkung wird das Waldökosystem durch die geringe Menge (drei Tonnen Kalk je Hektar) und den Ausbringungszeitraum (September bis März) nur wenig gestört sowie besonders sensible Waldbereiche ausgespart.

Der Waldzustandsbericht 2018 ist unter folgendem Link zu finden:https://umwelt.hessen.de/sites/default/files/media/hmuelv/wzbhessen2018_.pdf
Pressekontakt
Frau Ira Spriestersbach
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