Frankfurt (agrar-PR) -
Russland: Leiter der Forstbehörde spricht vor versteckter Kamera offen über Machenschaften der „Holz-Mafia“. WWF: Holz aus „Tiger-Wald“ gelangt auch nach Deutschland. In einem Beitrag des russischen Fernsehens, der stellenweise mit
versteckter Kamera aufgenommen wurde, gesteht der Leiter der
Forstbehörde Primorye, Pyotr Diuk, Korruption, illegale Waldrodungen in
Schutzgebieten, und „gefakte Auktionen“ zu Versteigerung von
kurzfristigen Einschlagskonzessionen ein. Nach seinen eigenen Worten
sei der Russische Ferne Osten, in dem die letzten verbliebenen
Amur-Tiger und Leoparden leben, bald „komplett abgeholzt“. Nur das
Engagement von Naturschützern und Organisationen wie dem WWF, stehe dem
noch im Weg, so Pyotr Diukvor laufender Kamera. Ihm persönlich sei es
egal, ob es in Zukunft noch Eichen und koreanische Kiefern gäbe. Er
könne sich auch vorstellen den ganzen Tag über nichts zu tun und dafür
sein Gehalt zu beziehen. Der Fernsehbericht bestätigt den WWF in seiner
Einschätzung, dass ein Großteil des Holzeinschlags in der Region als
illegal zu bezeichnen ist. Das Holz aus dem Tiger-Wald gelangt über
China auch nach Europa, die USA und Japan.
„Es ist schockierend, dass es offenbar in den
russischen Behörden, auf entscheidender Hierarchieebene, ein derartiges
Ausmaß an Korruption und Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit und
der Umwelt gibt“, so Frank Mörschel, WWF-Referent für die Amur-Region.
„Mit der weltweit steigenden Nachfrage nach Rohstoffen wie Holz, Erzen
und anderen Mineralien erhöht sich der Druck auf die ressourcenreiche
Amur-Region. Es ist daher enorm wichtig, dass sich die Behörden
schützend vor die Naturschätze ihres Landes stellen und nicht dabei
helfen diese illegal auszubeuten.“ Um eine nachhaltige Forstwirtschaft
zu fördern, unterstützt der WWF Holzkonzerne, sich nach Richtlinien des
Forest Stewardship Councils (FSC) zertifizieren zu lassen. Für die
holzverarbeitende Industrie und die Verbraucher ist das FSC Siegel die
einzige Möglichkeit zu erkennen, dass es sich um legales Holz handelt,
das nicht aus Raubbau stammt.
Bei seinen Schutzbemühungen weiß der WWF große
Teile der einheimischen Bevölkerung und der indigenen Volksgruppen
hinter sich. So konnte etwa im Heimat-Gebiet der Bikin ein
Einschlagsmoratorium durchgesetzt werden. Doch um das Gebiet wirklich
zu schützen müssen die Verstrickungen von Behörden und illegalen
Holzhändlern, die mafiösen Strukturen und der Schmuggel endlich
konsequent angegangen und bekämpft werden. Als positives Zeichen wertet
es der WWF, dass der Beitrag im russischen Staatsfernsehen ausgestrahlt
wurde, dass traditionell dem Kreml nahesteht. „Wir hoffen, dass die
Regierung in Moskau dem kriminellen Gebaren ihrer Bürokraten Einhalt
gebietet“, so Mörschel. Der Leiter der Forstbehörde wurde in Folge des
Fernsehbeitrags inzwischen suspendiert.