Berlin (agrar-PR) - Ein erstmalig vorgelegtes „Schwarzbuch Wald“ des
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) weist erhebliche
Defizite in der deutschen Waldwirtschaft nach. In 15 Fallstudien aus
elf Bundesländern werden u. a. Verstöße gegen nationale und europäische
Naturschutzgesetze und -richtlinien dokumentiert. Dazu gehören
Kahlschläge, Fällungen wertvoller Altbaumbestände und Bodenschäden.
Mehrfach wurde auch die Brut besonders geschützter Arten zerstört, was
gegen das Bundesnaturschutzgesetz verstößt. Zur Begründung für
verheerende Eingriffe werde oftmals die Verkehrssicherungspflicht
missbraucht.
Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: „Die aufgedeckten
Fälle sind symptomatisch für die Missachtung des Wald- und
Naturschutzes. Die heutige Waldwirtschaft genügt weder den gesetzlichen
Anforderungen noch dem Natur- und Artenschutz. Der Stopp des
Artensterbens ist eine der dringlichsten Aufgaben unserer Zeit. Das
Bundeswaldgesetz muss diesen Erfordernissen angepasst werden, damit es
den Naturschutz fördert und nicht gefährdet. Die Forstreformen, die zu
Personaleinsparungen geführt haben, müssen dringend korrigiert werden,
damit die naturnahe Waldwirtschaft in Deutschland eine Chance hat.“
Zum Schutz der Artenvielfalt sei es dringend
erforderlich, fünf Prozent der Waldfläche als Naturwaldreservate oder
Kernzonen von Großschutzbieten vollständig aus der Nutzung zu nehmen.
Langfristig sollten diese ungenutzten Flächen durch kleinere Areale um
weitere fünf Prozent ergänzt werden. Derzeit seien lediglich 0,5
Prozent der Wälder frei von jeder forstlichen Nutzung. Der BUND
kritisierte die schwarz-rote Regierungskoalition für ihr Versäumnis,
wie im Koalitionsvertrag vereinbart das Bundeswaldgesetz zu
novellieren.
In einem neuen Waldgesetz müssten die Standards der
sogenannten „guten fachlichen Praxis" verbindlich definiert werden.
Dazu gehörten das Verbot von Kahlschlägen, das Gebot der Nachhaltigkeit
in der Holzbewirtschaftung sowie die naturschutzfachlich kompetente
Betreuung von FFH- und Vogelschutzgebieten.
Besondere Verantwortung trage Deutschland für den
Erhalt der Buchenwälder. Ursprünglich sei ein Viertel der weltweiten
Buchenwaldbestände in Deutschland beheimatet gewesen, wovon jedoch der
größte Teil abgeholzt oder in Nadelholzforste umgewandelt worden sei.
Nicola Uhde, BUND-Naturschutzexpertin: „Nur wenn
die Bundesregierung auch hierzulande den Schutz der Wälder ernst nimmt,
ist sie im internationalen Kontext glaubwürdig. Ansonsten werden die
berechtigten deutschen Forderungen zum Schutz der Regenwälder und des
Klimas nicht ernst genommen.“
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Zusammenfassung und Forderungen des BUND für eine künftige Waldwirtschaft
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