16.12.2009 | 00:00:00 | ID: 4186 | Ressort: Landwirtschaft | Land & Leute

Aus der Krise gestärkt hervorgehen

Hannover (agrar-PR) - Landvolk
iedersachsens Landwirte richten den Blick nach vorn und wollen gestärkt aus der Agrarkrise hervor gehen. Die derzeitigen Erzeugerpreise aber erlauben keine wirtschaftliche Basis für die Bauern. Diese Einschätzung äußerten übereinstimmend alle Redner auf der Mitgliederversammlung des Landvolkes Niedersachsen in Hannover.

Schon sein Vorvorgänger, verdeutlichte Landvolkpräsident Werner Hilse, hätte vor mehr als 15 Jahren ein Niveau wie die derzeitigen Einkommen in der Landwirtschaft als zu niedrig eingestuft. Im Boomjahr 2007 seien alle in der Landwirtschaft vom Durchbruch überzeugt gewesen, umso härter treffe der aktuelle Absturz der Preise über alle Produktionszweige die Bauern. Es mache sich Frust breit über die niedrigen Lebensmittelpreise, die „einen höheren Wert verdient haben", wie Hilse meinte. Die Landwirtschaft müsse gemeinsam mit der Lebensmittelindustrie neue Märkte erschließen. „Die hohe Qualität unserer Erzeugnisse ist nicht austauschbar", warb der Landvolkpräsident für Produkte deutscher Herkunft. Ein Zurück zu den von manchen Landwirten noch immer geschätzten Marktordnungen alter Prägung werde es nicht geben, zeigte er sich aber überzeugt.

Als umso wichtiger stufte er eine zielgerichtete Debatte zur Zukunft der Direktzahlungen an, die eng mit der Ausgestaltung der EU-Agrarpolitik nach 2013 verbunden ist. Die Europäischen Landwirte müssten für die Einhaltung der hierzulande geforderten hohen Standards weiter einen Ausgleich erhalten. Zugleich werde der Berufsstand gegenüber Staat und Gesellschaft dafür eintreten, Kosten treibende Auflagen und Wünsche zu begrenzen. Hilse führte hier beispielhaft die Diskussion um die so genannte Nulltoleranz an. Sie gefährde die Veredelungsbetriebe als stärksten Zweig der niedersächsischen Agrarwirtschaft, während die Nachfrage nach Fleisch parallel steige. Der Verband suche zudem das Gespräch mit den Marktpartnern, um den Landwirten höhere Erlöse ermöglichen zu können.

Der kürzlich in Kraft getretene Lissabon-Vertrag erlaube den nationalen Regierungen ein größeres Mitspracherecht auf europäischer Ebene und stärke die Gestaltungsmöglichkeiten des EU-Parlamentes, leitete Hilse zur europäischen Bühne über. Hier werde sich der Berufsstand über den Deutschen Bauernverband intensiv einbringen. Die Aufsplitterung aller die Landwirtschaft betreffenden Themen von der eigentlichen Agrarpolitik über Gesundheits- und Verbraucher- bis hin zur Umweltpolitik erfordere jedoch „harten Einsatz und starke Präsens in Brüssel".

Erfreut zeigte sich Hilse über die gut ausgebildeten jungen Landwirte und ihr selbstbewusstes Engagement. Stellvertretend hieß er die Teilnehmer des sechsten niedersächsischen Studienkurses willkommen, „die jetzt noch in der letzten Reihe sitzen, die wir aber bald an vorderster Front begrüßen wollen".

Hilse war sich mit Landwirtschaftsminister Heiner Ehlen und Hauptreferent Prof. Stefan Tangermann darin einig, dass die niedersächsische Landwirtschaft für die Herausforderungen globaler Märkte gut gerüstet sei. Beste Böden, eine hervorragende Logistik und eine innovative Ernährungsindustrie bildeten die Grundlage für eine gut aufgestellte Landwirtschaft. Der Minister ergänzte in seinem Grußwort: „Anders als in weiten Teilen Süddeutschlands versuchen wir hier in Niedersachsen nicht, das Vergangene zu konservieren, sondern in die Zukunft gerichtet zu denken". Als Beleg dafür führte Ehlen die erneut gute Nachfrage nach der einzelbetrieblichen Förderung an. Für den Übergang in freie Märkte sei aber eine angemessene Unterstützung nötig, explizit forderte Ehlen dies für den Milchmarkt. Die Europäische Kommission müsse sich „noch ein paar Gedanken machen, damit aus dem Ausstieg nicht ein Absturz wird".

Als Zeichen der Entlastung, Unterstützung und Ermutigung für die landwirtschaftlichen Betriebe wertete er das von der neuen Bundesregierung verabschiedete Konjunkturprogramm Landwirtschaft. 190 Mio. Euro würden nach Niedersachsen fließen und sollten ein Zeichen dafür setzen, dass die „Landwirtschaft in harten Zeiten nicht alleine steht". Dieses Programm sei nur aufgelegt worden, weil von der Landjugend über die Landfrauen bis hin zum Bauernverband der Berufsstand vereint agiert habe, sagte Ehlen und warb weiter für dieses geschlossene Auftreten. Hilse wünschte sich eine schnellere Umsetzung des Konjunkturprogramms, es wandle sich von einem Sofort- zu einem Sonderprogramm, für viele Betriebe käme die Hilfe damit vielleicht zu spät.

Landvolk-Hauptgeschäftsführer Jörn Dwehus gewährte mit seinem Jahresbericht einen Einblick in die inneren Strukturen des Verbandes und ging auf die in jüngster Vergangenheit von Einzelnen geäußerte Kritik am Berufsstand ein. Der Verband spreche nicht das Herz an, griff Dwehus einen Vorwurf auf. Das Landvolk bleibe ein kämpferischer Verband, versprach er, aber in der Emotionalität werde er auch zukünftig keine Grenzen überschreiten. An ein „großes emotionales Erlebnis" erinnerte Dwehus: Die große Bauerndemonstration im Frühjahr in Berlin. Sie habe den Zusammenhalt gefestigt und als ersten Erfolg die Senkung der Agrardieselbesteuerung bewirkt. Verständnis äußerte Dwehus für die bei manchen Betriebsleitern aufkommende Verunsicherung über die eigene Zukunft in globaleren Märkten. Die Entscheidung zu weiterem Wachstum falle manchem Landwirt schwer, dieser Gruppe könnte ein Vorruhestandsprogramm Hilfe anbieten. Mit den Mitgliedern bleibe auch das Landvolk in Bewegung, meinte Dwehus, aber mit einer starken Dienstleistung wolle das Landvolk in direktem Kontakt zu seinen Mitgliedern in der Fläche präsent bleiben.
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Landvolk Niedersachsen - Landesbauernverband e.V.
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