Hannover (agrar-PR) - Ghana Mit kleinen
Projekten zu Beginn der 80er Jahren startete die Entwicklungshilfe der
Niedersächsischen Landjugend (NLJ). Um der Landbevölkerung von Ghana
jedoch zuverlässige und kontinuierliche Hilfe zur Selbsthilfe geben zu
können, gründeten die Landjugendlichen 1988 den Verein Ghana e. V.
Inzwischen unterstützen die über 100 Mitglieder das Land in Westafrika
finanziell, durch Sachspenden und bei konkreten und langfristigen
Projekten.
Die Rural-Youth-Association (RYA),
vergleichbar mit der Landjugend in Deutschland, erarbeitet in den
Ortsgruppen der Dörfer neue Ideen, wie sie ihre Situation verbessern
können. Vereinsvorsitzende Annette Hartmann erläutert das Prinzip: „Wir
sagen den Leuten nicht, was sie machen sollen, aber wir helfen bei der
Umsetzung der Konzepte und geben punktuelle Hilfe.“
Die Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln
und Energie, die Entwicklung der Landwirtschaft und besonders die
Ausbildung der Frauen und Jugendlichen stehen dabei im Fokus. „Die
Frauen müssen aber täglich mehrere Kilometer laufen, um Wasser zu
holen, da bleibt keine Zeit für Unterricht“, erklärt Hartmann eines der
Probleme.
Bisher umgesetzte Projekte sind deshalb
natürlich der Brunnenbau, denn von der Wasserversorgung ist alles
abhängig. Außerdem haben der Ghana-Verein und die RYO der
traditionellen Brandrodung Einhalt geboten und die Anschaffung von
Traktoren oder Ochsengespannen ermöglicht. Die Lebensmittelproduktion
ohne weiteren Flächenverbrauch soll so gesteigert werden. Die
Versorgung mit Elektrizität wird weiter vorangetrieben und die Menschen
werden zu so wichtigen Themen wie Hygiene, Umgang mit Wasser oder der
Nutzung von Sonnenergie geschult. So bekommen sie die Chance, selbst
ihre Situation zu verbessern.
Besonders stolz ist die Vorsitzende auf
eine Frauengruppe, die unbedingt Lesen und Schreiben lernen wollte.
Nachdem die Frauen geschafft hatten, besuchen sie nun, nach den langen
Tagen auf den Feldern, wieder die Schule. „Sie wollen Englisch sprechen
und sie tun alles dafür. Es ist schön, zu sehen, dass sich etwas
bewegt“, freut sich Hartmann.
Ein großes Problem in Ghana ist die
Ausbildungssituation. Die Jugendlichen bekommen keine Vergütung, sie
müssen sogar für die Lehre bezahlen und Werkzeuge selber anschaffen.
Das ist für viele unerschwinglich. Ausbildungspatenschaften sollen
Abhilfe schaffen. Die Jugendlichen bekommen einen Kredit für Werkzeuge
und müssen für die Ausbildung nicht zahlen, wenn sie sich ihrerseits
verpflichten, danach ebenfalls umsonst auszubilden. So werden im
Schneeballsystem die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für viele Menschen
verbessert.
Seit Gründung von Ghana e. V. kümmert
sich Theresa Nyarko-Fofie als Ansprechpartnerin vor Ort um die Gruppen
der RYO. Zum 20-jährigen Vereinsbestehen kam die Entwicklungshelferin
im Juli zur Jubiläumsveranstaltung und zum Erfahrungsaustausch nach
Niedersachsen.
Ihr ist der Aufbau der
Kreditgenossenschaften zu verdanken. „Die Menschen wollen etwas
unternehmen, aber ohne Startkapital geht das nicht. Von den
Kreditgenossenschaften kann jedes Mitglied einen zweckgebunden Kredit
von bis 250 Euro bekommen und Anschaffungen bezahlen“, sagt Hartmann.
Die Kredite laufen nur ein Jahr, und werden bevorzugt an Frauen
vergeben. Wer das Geld nicht zurückbezahlt, der bekommt auch keines
mehr. „Wir machen keine Geschenke, die Menschen sollen
verantwortungsvoll und zukunftsorientiert denken. Wir geben nur
Starthilfe und das funktioniert!“ Hartmann ist stolz auf das Erreichte.
Das gibt Ansporn für die Zukunft.