18.12.2009 | 00:00:00 | ID: 4245 | Ressort: Landwirtschaft | Land & Leute

Grußwort des Präsidenten der Landwirtschaftskammer Rhein­land-Pfalz Ökonomierat Norbert Schindler MdB zum Jahres­wechsel

Bad Kreuznach (agrar-PR) - Sehr geehrte Landwirte, Winzer, Landsenioren, Landfrauen und Landjugendliche, liebe Mitglieder,

ein für unseren gesamten landwirtschaftlichen Berufsstand wirtschaftlich schwieriges Jahr neigt sich dem Ende zu und die Weihnachtsfeiertage stehen vor der Tür. Für mich wie immer Anlass auf das vergangene Jahr 2009 zurückzublicken und allen Mitstreitern für die ausge­zeichnete Zusammenarbeit sehr herzlich zu danken.

Sowohl qualitativ als auch quantitativ können wir mit der diesjährigen Ernte in nahezu allen Produktbereichen zufrieden sein. Von der Getreideernte, Obst- und Gemüse über die Futter­ernte bis hin zu den Zuckerrüben hat sich die diesjährige Vegetation positiv ausgewirkt. Auch das Ergebnis der diesjährigen Weinlese lässt einen hervorragenden Jahrgang erwarten. Die Weinbaubetriebe mussten zwar Ertragseinbußen hinnehmen, die Qualität war jedoch ausge­zeichnet.
 
Unbefriedigend ist allerdings die Erzeugerpreissituation in nahezu allen Bereichen. Die Wirt­schaftskrise ist bereits vor Monaten mit voller Wucht in den landwirtschaftlichen Betrieben angekommen. Gleichzeitig sind die Produktionskosten, insbesondere die Düngemittelkosten im Frühjahr, drastisch gestiegen. Der BWV hat sich daher bereits frühzeitig für ein entspre­chendes Maßnahmenpaket eingesetzt, um die Betriebe nachhaltig entlasten zu können. Wir haben erreicht, dass die Höchst- und Selbstbehaltsgrenze bei Agrardiesel aufgehoben wurde, ein Liquiditätsdarlehen zur Verfügung gestellt wurde und die Betriebsprämie einen Monat früher als in den vergangenen Jahren ausgezahlt wurde, um Liquidität in den land­wirtschaftlichen Unternehmen sicherstellen zu können.

Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen nach der diesjährigen Bundestagswahl wurde zu­dem beschlossen, dass für die heimischen Landwirte ein „Sonderprogramm Landwirtschaft” bereitgestellt wird, um die Betriebe zu entlasten. Neben der Aufstockung des Zuschusses zur Landwirtschaftlichen Unfallversicherung werden die Milchviehhalter mit einer Grünland­prämie und einer Kuhprämie unterstützt. Auch wenn ich diese Maßnahme für grundsätzlich wichtig und richtig halte, so haben wir dennoch gefordert, alle anderen landwirtschaftlichen Produktsparten - von den Schweine- und Mutterkuhhaltern über die Getreideerzeuger bis hin zu den Obst- und Gemüseproduzenten - ebenfalls in gleichem Maße in das Programm ein­zubeziehen, da diese genauso unter dem massiven Preiseinbruch leiden. Die Ergebnisse des vor zwei Wochen veröffentlichten Situationsberichtes des Deutschen Bauernverbandes haben dies bestätigt. Das abgelaufene Jahr hat auch gezeigt, dass wir uns weiterhin für eine Risikoausgleichsrücklage einsetzen müssen, um derartige Preisschwankungen künftig bes­ser ausgleichen zu können. Zugesagt ist ebenfalls eine Neuauflage des Liquiditätshilfedarle­hens. In diesem Bereich haben wir gefordert, dass längere Laufzeiten ermöglicht werden müssen und gleichzeitig eine praxisgerechte Bürgschaftsregelung zur Verfügung gestellt wird.

Für die Weinbaubetriebe wurde der nationale Finanzrahmen, das Herzstück der Reform der EU-Weinmarktorganisation umgesetzt. Viele Winzer haben hiervon Gebrauch gemacht und in zukunftsweisende Kellertechnik investiert. Gleichzeitig wurde im Rahmen der Umsetzung auch viel über die Hektarhöchsterträge diskutiert. Mit dem Ergebnis können alle Beteiligten zufrieden sein.

Nachdem im Jahr 2008 viele Saisonarbeitskräfte in den Sonderkulturbetrieben gefehlt ha­ben, hat sich die Situation nach Umsetzung der Verlängerung der maximalen Beschäfti­gungsdauer von 4 auf 6 Monate in diesem Jahr deutlich entspannt. Da 2008 viele Saisonar­beitskräfte durch die gestiegene Wirtschaftskraft im jeweiligen Herkunftsland nicht mehr als Erntehelfer in der Landwirtschaft zur Verfügung standen, wurden die Tariflöhne auf Wunsch der betroffenen Betriebe erhöht. In diesem Jahr sieht die Situation jedoch wieder anders aus. Aufgrund des drastischen Erzeugerpreisrückgangs in diesem Jahr haben wir uns gemein­sam mit dem Landwirtschaftlichen Arbeitgeberverband Rheinhessen-Pfalz e.V. dafür einge­setzt, die anstehende Tariferhöhung zu verschieben.

Zudem hatten die Rucola-Erzeuger im Sommerloch mit massiven Einbrüchen zu kämpfen, nachdem ein Blatt Greiskraut in einer Rucolapackung gefunden wurde. Einige Lebensmittel­einzelhandelskonzerne haben daraufhin Rucola ausgelistet, was völlig überzogen war. Es ist überaus wichtig, dass in diesem Bereich wirksame Pflanzenschutzmittel zur Verfü­gung stehen. Wir haben uns daher gemeinsam mit dem rheinland-pfälzischen Wirtschafts­ministerium auf Bundesebene hierfür eingesetzt.

Auch zur Bekämpfung des Drahtwurms, vor allem im Kartoffelanbau, sind dringend wirk­same Pflanzenschutzmittel erforderlich. Wir haben Bundesministerin Aigner mit der Bitte angeschrieben, sich persönlich in dieser Frage bei der Zulassung des entsprechenden Mit­tels einzusetzen.

Auch in den kommenden Jahren kommt einiges an Herausforderungen auf uns zu. Bereits in den vergangenen Monaten gab es zahlreiche Diskussionen zur Ausgestaltung der gemein­samen Agrarpolitik nach 2013. Die diesjährige Erlössituation hat wieder einmal besonders gezeigt, dass wir in Deutschland aufgrund der hohen Produktionsstandards nicht in der Lage sind, ohne Betriebsprämien zu arbeiten. Eine starke, gut ausgestattete erste Säule der Eu­ropäischen Agrarpolitik ist daher auch in Zukunft unbedingt notwendig. Wer behauptet, man könne hierauf verzichten, versündigt sich am gesamten landwirtschaftlichen Berufsstand. Wir werden daher im Rahmen der Diskussionen in den nächsten Jahren alles dafür tun, dass die heimische Landwirtschaft zukunfts- und gewinnorientiert produzieren kann und weiterhin eine starke erste Säule und eine gut ausgestattete zweite Säule zur Verfügung steht.

Anlässlich der bevorstehenden Feiertage möchte ich auch die Gelegenheit nutzen, allen Mit­streitern, die sich haupt- und ehrenamtlich mit großem persönlichem Einsatz bei der Land­wirtschaftskammer Rheinland-Pfalz im Sinne der heimischen Landwirte und Winzer einset­zen, sehr herzlich danken. Gleichermaßen gilt dieser Dank allen Landwirten, Winzern, Land­senioren, Landfrauen und Landjugendlichen für das Vertrauen und die hervorragende Zu­sammenarbeit im vergangenen Jahr. Alle gemeinsam haben wir trotz der schwierigen Preis­situation viel für den gesamten Berufsstand erreicht. Es ist daher überaus wichtig, dass wir auch in Zukunft mit einer Stimme für unsere Ziele kämpfen. Nur auf diese Weise lassen sich unsere Forderungen im Sinne der Betriebe durchsetzen.

Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und ich ganz persönlich wünschen Ihnen allen ruhige, besinnliche Weihnachtsfeiertage und ein erfolgreiches Jahr 2010.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr
Ökonomierat Norbert Schindler MdB
Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz
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