Bad Kreuznach (agrar-PR) - Sehr geehrte Landwirte, Winzer, Landsenioren, Landfrauen und Landjugendliche,
liebe Mitglieder,
ein für unseren gesamten landwirtschaftlichen
Berufsstand wirtschaftlich schwieriges Jahr neigt sich dem Ende zu und
die Weihnachtsfeiertage stehen vor der Tür. Für mich wie immer Anlass
auf das vergangene Jahr 2009 zurückzublicken und allen Mitstreitern für
die ausgezeichnete Zusammenarbeit sehr herzlich zu danken.
Sowohl
qualitativ als auch quantitativ können wir mit der diesjährigen Ernte
in nahezu allen Produktbereichen zufrieden sein. Von der Getreideernte,
Obst- und Gemüse über die Futterernte bis hin zu den Zuckerrüben hat
sich die diesjährige Vegetation positiv ausgewirkt. Auch das Ergebnis
der diesjährigen Weinlese lässt einen hervorragenden Jahrgang erwarten.
Die Weinbaubetriebe mussten zwar Ertragseinbußen hinnehmen, die
Qualität war jedoch ausgezeichnet.
Unbefriedigend ist allerdings die
Erzeugerpreissituation in nahezu allen Bereichen. Die Wirtschaftskrise
ist bereits vor Monaten mit voller Wucht in den landwirtschaftlichen
Betrieben angekommen. Gleichzeitig sind die Produktionskosten,
insbesondere die Düngemittelkosten im Frühjahr, drastisch gestiegen.
Der BWV hat sich daher bereits frühzeitig für ein entsprechendes
Maßnahmenpaket eingesetzt, um die Betriebe nachhaltig entlasten zu
können. Wir haben erreicht, dass die Höchst- und Selbstbehaltsgrenze
bei Agrardiesel aufgehoben wurde, ein Liquiditätsdarlehen zur Verfügung
gestellt wurde und die Betriebsprämie einen Monat früher als in den
vergangenen Jahren ausgezahlt wurde, um Liquidität in den
landwirtschaftlichen Unternehmen sicherstellen zu können.
Im Rahmen der Koalitionsverhandlungen nach der
diesjährigen Bundestagswahl wurde zudem beschlossen, dass für die
heimischen Landwirte ein „Sonderprogramm Landwirtschaft” bereitgestellt
wird, um die Betriebe zu entlasten. Neben der Aufstockung des
Zuschusses zur Landwirtschaftlichen Unfallversicherung werden die
Milchviehhalter mit einer Grünlandprämie und einer Kuhprämie
unterstützt. Auch wenn ich diese Maßnahme für grundsätzlich wichtig und
richtig halte, so haben wir dennoch gefordert, alle anderen
landwirtschaftlichen Produktsparten - von den Schweine- und
Mutterkuhhaltern über die Getreideerzeuger bis hin zu den Obst- und
Gemüseproduzenten - ebenfalls in gleichem Maße in das Programm
einzubeziehen, da diese genauso unter dem massiven Preiseinbruch
leiden. Die Ergebnisse des vor zwei Wochen veröffentlichten
Situationsberichtes des Deutschen Bauernverbandes haben dies bestätigt.
Das abgelaufene Jahr hat auch gezeigt, dass wir uns weiterhin für eine
Risikoausgleichsrücklage einsetzen müssen, um derartige
Preisschwankungen künftig besser ausgleichen zu können. Zugesagt ist
ebenfalls eine Neuauflage des Liquiditätshilfedarlehens. In diesem
Bereich haben wir gefordert, dass längere Laufzeiten ermöglicht werden
müssen und gleichzeitig eine praxisgerechte Bürgschaftsregelung zur
Verfügung gestellt wird.
Für die Weinbaubetriebe wurde der nationale
Finanzrahmen, das Herzstück der Reform der EU-Weinmarktorganisation
umgesetzt. Viele Winzer haben hiervon Gebrauch gemacht und in
zukunftsweisende Kellertechnik investiert. Gleichzeitig wurde im Rahmen
der Umsetzung auch viel über die Hektarhöchsterträge diskutiert. Mit
dem Ergebnis können alle Beteiligten zufrieden sein.
Nachdem im Jahr 2008 viele Saisonarbeitskräfte in
den Sonderkulturbetrieben gefehlt haben, hat sich die Situation nach
Umsetzung der Verlängerung der maximalen Beschäftigungsdauer von 4 auf
6 Monate in diesem Jahr deutlich entspannt. Da 2008 viele
Saisonarbeitskräfte durch die gestiegene Wirtschaftskraft im
jeweiligen Herkunftsland nicht mehr als Erntehelfer in der
Landwirtschaft zur Verfügung standen, wurden die Tariflöhne auf Wunsch
der betroffenen Betriebe erhöht. In diesem Jahr sieht die Situation
jedoch wieder anders aus. Aufgrund des drastischen
Erzeugerpreisrückgangs in diesem Jahr haben wir uns gemeinsam mit dem
Landwirtschaftlichen Arbeitgeberverband Rheinhessen-Pfalz e.V. dafür
eingesetzt, die anstehende Tariferhöhung zu verschieben.
Zudem hatten die Rucola-Erzeuger im Sommerloch mit
massiven Einbrüchen zu kämpfen, nachdem ein Blatt Greiskraut in einer
Rucolapackung gefunden wurde. Einige Lebensmitteleinzelhandelskonzerne
haben daraufhin Rucola ausgelistet, was völlig überzogen war. Es ist
überaus wichtig, dass in diesem Bereich wirksame Pflanzenschutzmittel
zur Verfügung stehen. Wir haben uns daher gemeinsam mit dem
rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium auf Bundesebene hierfür
eingesetzt.
Auch zur Bekämpfung des Drahtwurms, vor allem im
Kartoffelanbau, sind dringend wirksame Pflanzenschutzmittel
erforderlich. Wir haben Bundesministerin Aigner mit der Bitte
angeschrieben, sich persönlich in dieser Frage bei der Zulassung des
entsprechenden Mittels einzusetzen.
Auch in den kommenden Jahren kommt einiges an
Herausforderungen auf uns zu. Bereits in den vergangenen Monaten gab es
zahlreiche Diskussionen zur Ausgestaltung der gemeinsamen Agrarpolitik
nach 2013. Die diesjährige Erlössituation hat wieder einmal besonders
gezeigt, dass wir in Deutschland aufgrund der hohen
Produktionsstandards nicht in der Lage sind, ohne Betriebsprämien zu
arbeiten. Eine starke, gut ausgestattete erste Säule der Europäischen
Agrarpolitik ist daher auch in Zukunft unbedingt notwendig. Wer
behauptet, man könne hierauf verzichten, versündigt sich am gesamten
landwirtschaftlichen Berufsstand. Wir werden daher im Rahmen der
Diskussionen in den nächsten Jahren alles dafür tun, dass die heimische
Landwirtschaft zukunfts- und gewinnorientiert produzieren kann und
weiterhin eine starke erste Säule und eine gut ausgestattete zweite
Säule zur Verfügung steht.
Anlässlich der bevorstehenden Feiertage möchte ich
auch die Gelegenheit nutzen, allen Mitstreitern, die sich haupt- und
ehrenamtlich mit großem persönlichem Einsatz bei der
Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz im Sinne der heimischen
Landwirte und Winzer einsetzen, sehr herzlich danken. Gleichermaßen
gilt dieser Dank allen Landwirten, Winzern, Landsenioren, Landfrauen
und Landjugendlichen für das Vertrauen und die hervorragende
Zusammenarbeit im vergangenen Jahr. Alle gemeinsam haben wir trotz der
schwierigen Preissituation viel für den gesamten Berufsstand erreicht.
Es ist daher überaus wichtig, dass wir auch in Zukunft mit einer Stimme
für unsere Ziele kämpfen. Nur auf diese Weise lassen sich unsere
Forderungen im Sinne der Betriebe durchsetzen.
Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz und ich
ganz persönlich wünschen Ihnen allen ruhige, besinnliche
Weihnachtsfeiertage und ein erfolgreiches Jahr 2010.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Ökonomierat Norbert Schindler MdB
Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz