Neun Volontäre und
junge Journalisten informierten sich auf Einladung des Vereins für
Landvolkbildung und des Hessischen Bauernverbandes in der vergangenen
Woche in Friedrichsdorf im Rahmen eines zweitägigen Seminars umfassend
über die Landwirtschaft in Europa, Deutschland und Hessen. Darüber
hinaus erhielten sie Informationen über die Aufgaben, die Organisation
und das Dienstleistungsangebot des Hessischen Bauernverbandes bis hin
zur Vielfalt der
landwirtschaftlichen Fachpresse.
„Wir
Landwirte sind viel mehr als Nahrungs- oder Lebensmittelproduzenten.
Wir liefern auch nachwachsende Rohstoffe zur energetischen und
stofflichen Verwertung. Damit leisten wir einen entscheidenden Beitrag
zur Schonung der fossilen Ressourcen, verringern die Abhängigkeit von
z. B. Ölimporten und betreiben aktiven Klimaschutz“. Das hob der
Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider, in einer
Diskussionsrunde mit den angehenden Journalisten hervor. Der Anteil,
der in der Landwirtschaft Beschäftigen an der Gesamtzahl aller
Erwerbstätigen in Hessen sei zwar relativ gering. Insgesamt 70 000
Beschäftigte in der Landwirtschaft sei ein bedeutender Faktor. Dabei
dürfe man die Landwirtschaft nicht isoliert betrachten, sondern müsse
die vor- und nachgelagerten Bereiche mit einbeziehen. Bundesweit seien
rund 4 Mio. Menschen im sogenannten Agribusiness tätig. Das seien etwa
10 Prozent der Erwerbstätigen, die im letzten Jahr Produkte im Wert von
insgesamt rund 500 Mrd. Euro erzeugt hätten. Angesichts der steigenden
Weltbevölkerung zeigte sich Präsident Schneider optimistisch und sprach
von guten Zukunftschancen für die heimische Landwirtschaft.
Interessante Betriebsbesichtigungen
Auf
besonderes Interesse stießen drei Betriebsbesichtigungen. Zunächst ging
es auf den Erlenhof von Heinz-Otto Walther nach
Frankfurt/Nieder-Erlenbach. Er bewirtschaftet dort mit seiner Familie
knapp
120 Hektar Ackerland mit den klassischen Ackerfrüchten
Winterweizen, Wintergerste, Zuckerrüben und Kartoffeln.
Hauptbetriebszweig ist der Gemüseanbau mit 26 Hektar Kohl,14 Hektar
Salate, 5 Hektar Chinakohl und 2 Hektar Sellerie. Im 120 Quadratmeter
großen Hofladen, der in den letzten Jahren kontinuierlich erweitert
wurde, werden unter anderem Gemüse, Eier, Kartoffeln sowie Fleisch und
Wurst von eigenen Mastschweinen und Rindern erfolgreich vermarktet. Der
Löwenanteil der Erzeugnisse gelangt über Großhändler in den
Lebensmitteleinzelhandel.
Die
zweite Anlaufstelle war der von Martin Stark bewirtschaftete Burghof in
Frankfurt-Niederursel. Der junge Unternehmer hat vor wenigen Wochen
einen zweiten Legehennenstall fertig gestellt und verfügt nun über eine
Gesamtkapazität von 11 000 Hühnern in Bodenhaltung. Zum Hof gehören
zwei Direktvermarkter-Läden. Einer befindet sich auf der Obermühle in
Niederursel, wo auch 35 Pensionspferde gehalten werden. Martin Stark
berichtete, dass die 11 000 Legehennen etwa 10 000 Eier pro Tag
lieferten, die in einer vollautomatischen Sortieranlage nach Größe
sortiert und anschließend verpackt werden. Auf dem Dach seiner
Maschinenhalle wurde eine Fotovoltaikanlage installiert.
Um
Maschinenkosten zu sparen, hat Martin Stark mit seinem Berufskollegen
Stephan Cornel aus dem benachbarten Frankfurter Stadtteil Kalbach vor
einigen Jahren eine Ackerbau GbR mit rund 200 Hektar Land gegründet.
Der Winterweizen hat dabei einen Anteil von 50 Prozent. Auf der
Rückfahrt nach Friedrichsdorf machten die Journalisten noch einen
Abstecher zum auf dem Frankfurter Riedberg gelegenen Kautenhof.
Betriebsleiter Stephan Cornel zeigte den Journalisten seinen
Pensionspferdebetrieb mit einer großen Reithalle und ca. 80
Pferdeboxen. Auf dem Weg zum Hof wurde auch deutlich, dass den
Frankfurter Landwirten durch die Riedberg-Bebauung über 250 Hektar Land
unwiederbringlich verloren
gegangen sind.