06.09.2013 | 12:12:00 | ID: 15975 | Ressort: Landwirtschaft | Landtechnik

Entwicklungsgeschichte der Traktoren in Deutschland

München (agrar-PR) -

Keine andere technische Errungenschaft hat die Landwirtschaft so sehr verändert wie die Erfindung des Traktors. Aus der modernen Landwirtschaft ist der Traktor nicht wegzudenken, da er eine Vielzahl an Aufgaben erledigt und Arbeitskräfte maßgeblich entlastet.

Die ersten landwirtschaftlichen Maschinen, die als Vorläufer des Traktors bezeichnet werden können, wurden bereits im 19. Jahrhundert eingesetzt. Allerdings waren die damaligen Maschinen nicht weit verbreitet, da sie für die meisten Landwirte zu teuer waren. Außerdem gestaltete sich die Bedienung vergleichsweise anspruchsvoll, da etliche Maschinen noch mit Wasserdampf angetrieben wurden. Zur großen Änderung kam es erst während des ersten Weltkriegs. Es war im Jahr 1917, als Ford in den USA seinen Fordson Traktor auf den Markt brachte und damit die industrielle Revolution in der Landwirtschaft auslöste.

Eine ähnliche Entwicklung zeichnete sich in Deutschland ab, als ungefähr zur selben Zeit der Lanz Bulldog auf den Markt kam. Unternehmen wie Lanz, Deutz und insbesondere auch die klassische Marke Hanomag schafften es, sich schnell als große Anbieter zu etablieren. Zu dieser Zeit setzen sich auch der Dieselantrieb und Luftreifen durch. Die Traktoren erfreuten sich einer steigenden Beliebtheit.

Großer Boom in den 1950er Jahren

Der Aufschwung im deutschen Traktormarkt erfolgte allerdings erst in den 1950er Jahren. Nach Kriegsende mussten sich viele Betriebe neu ausrichten und Investitionen tätigen. Es kam zu einer regelrechten Boomphase: Als Rekordjahr gilt 1955: In Westdeutschland verzeichnete man damals nahezu 100.000 Neuzulassungen. Aufgrund der hohen Nachfrage begannen zunehmend mehr Industriebetriebe damit, Traktoren zu entwickeln und zu fertigen – sogar Automobilhersteller wagten sich auf dieses Terrain.

Allerdings sollte der Boom nicht lange andauern. Die damaligen Traktoren galten bereits als sehr robust und zuverlässig, sodass die meisten Betriebe zunächst versorgt waren. Infolge gingen Neuzulassungen deutlich zurück, was wiederum zu einer deutlichen Konsolidierung des Marktes führte. Zahlreiche Traktorenhersteller schlossen sich zusammen oder wurden übernommen.

Jährlich werden ca. 30.000 Traktoren neu zugelassen

Der Rückgang der Neuzulassungen wollte kein Ende nehmen und erstreckte sich über die gesamten 1960er Jahre hinweg. Dieser Trend wurde zusätzlich vom Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe gestützt. Bis zur Stabilisierung des Marktes dauerte es bis in die 1990er Jahre. Seither werden pro Jahr rund 30.000 Traktoren neu zugelassen.

Aufgrund des hohen Wettbewerbs zwischen den Herstellern sowie anhaltenden Industrialisierung der Landwirtschaft, kann man die heutigen Traktoren mit ihren Vorgängern aus den 1950er Jahren kaum vergleichen. Die Grundfunktionen sind zwar nach wie vor dieselben, doch wenn es um Themen wie Leistung, Umweltverträglichkeit und Komfort geht, sind signifikante Unterschiede festzustellen.

Der technische Fortschritt ist nicht zu übersehen

In der Nachkriegszeit leisteten Traktoren ungefähr zwischen 10 bis 30 PS. Heute liegt die Durchschnittsleistung bei rund 100 PS – wobei es Maschinen gibt, die noch deutlich stärker sind.

Diese hohe Leistung wird auf Feldern sowie bei anderen Arbeiten auch tatsächlich benötigt: Die Anbaugeräte werden immer größer, damit gigantische Flächen innerhalb kürzester Zeit bewirtschaftet werden können.

Beim Komfort ist die Situation ähnlich. Von gepolsterten Sitzen und Fahrerkabinen mit Klimatisierung und Radio konnten die Landwirte damals nur träumen. Heute ist solch eine Ausstattung längst Standard, viele Traktoren sind mit Navigationshelfern und ähnlichen Lösungen ausgestattet, um die Arbeit so komfortabel wie möglich zu gestalten.

Zudem ist ein Trend in Richtung Umweltverträglichkeit festzustellen. Die Hersteller der Traktorenantriebe achten mehr denn je darauf, dass Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß gesenkt werden. Schließlich sehen auch die Landwirte bei diesen Werten immer genauer hin.

Klassische Traktoren haben eine große Fangemeinde

Eine zunehmende Anzahl an Technikfans sieht sich am Markt nach alten Traktoren um. Diese werden restauriert, um sie dann beispielsweise auf Ausstellungen vorzuführen. Gefragt sind vor allem Traktoren, die im Zeitraum von 1920 bis 1960 gefertigt wurden. Bekannte Marken wie Hanomag und Lanz stehen bei den Sammlern hoch im Kurs. Auch Porsche Traktoren gelten als äußerst gefragt – diese werden teilweise zu Gebrauchtpreisen gehandelt, die die Preise einiger gebrauchter Sportwagen desselben Herstellers übersteigen.

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