15.07.2009 | 00:00:00 | ID: 1266 | Ressort: Landwirtschaft | Markt & Trends

Erlöse weichen stark von Notierung ab

Hannover (agrar-PR) - Ferkelpreisvergleich Es gibt kein einheitliches Schema für die Abrechnung von Ferkeln: Die Verkaufsgewichte variieren ebenso wie die Gruppengrößen und bundesweit gibt es viele verschiedene Ferkelnotierungen. Mit seinem im Oktober vergangenen Jahres gestarteten Pilotprojekt „Ferkelpreisvergleich" will der Deutsche Bauernverband die Transparenz am Ferkelmarkt verbessern. Erste Auswertungen liegen jetzt vor.

Für den Monat Oktober 2008 sind insgesamt 280 Ferkelerzeuger dem Aufruf des DBV gefolgt und haben ihre Ferkelabrechnungen zur Verfügung gestellt. Dabei sind rund 660 Ferkelabrechnungen zusammengekommen. Die meisten Abrechnungen kamen aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Für diese Bundesländer sind für die Lieferwochen 40 bis 44 durchschnittliche Ferkelpreise ermittelt worden. Die übrigen Bundesländer sind nur mit einer geringen Anzahl an Abrechnungen vertreten, so dass keine eigenen Durchschnittswerte ermittelt werden können.

Nur bedingt verwendbar

Der größte Teil der Ferkelabrechnungen enthält nicht alle Informationen, die für einen Vergleich der Ferkelpreise gebraucht werden. Daher mussten alle teilnehmenden Ferkelerzeuger zusätzlich einen Fragebogen ausfüllen. Für den Vergleich werden das Lieferdatum, die Stückzahl, der Grundpreis, die Zuschläge, Boni, Vermarktungskosten, Impfkosten und die Gewichtszu- und
-abschläge benötigt.

Nach Durchsicht der verschiedenen Ferkelabrechnungen ist sehr schnell klar geworden, dass die Notierung für die Auswertung nur bedingt verwendet werden kann. Eine nicht unerhebliche Anzahl an Ferkeln wird nur in Anlehnung an eine Notierung abgerechnet, aber nicht genau nach den Vorgaben der Notierung. Variiert werden dabei u.a. der Grundpreis oder die Gewichtszu- und -abschläge.

Ein großer Teil der ausgewerteten Ferkel wird auf der Basis 25 oder 28 kg abgerechnet. Das durchschnittliche Verkaufsgewicht der Ferkel liegt aber je nach Bundesland zwischen 29 und 31 kg. In Anlehnung an die Notierungen ist als Vergleichsbasis das 28-kg-Ferkel festgelegt worden und ist damit sehr nah am tatsächlichen Verkaufsgewicht. Alle Ferkel, die auf der Basis von 25 kg abgerechnet werden, sind mit Hilfe des gültigen Gewichstzuschlages auf 28 kg korrigiert worden. Entsprechend werden Ferkel, die auf der Basis von 30 kg abgerechnet wurden, mit dem gültigen Gewichtsabschlag auf 28 kg korrigiert.

Basis 28-kg-Ferkel

Zentraler Wert des Ferkelpreisvergleichs ist der 28-kg-Ferkelpreis. Für jede Ferkelabrechnung wird der „28-kg-Ferkelpreis Betrieb" ermittelt. Dieser enthält alle wesentlichen Einflussgrößen auf den Ferkelpreis wie den Grundpreis der Ferkel, die Mengen- und Qualitätszuschläge, die Vermarktungskosten und, wenn sich der Grundpreis nicht auf 28 kg bezieht, außerdem den Gewichtszu- oder -abschlag zur Korrektur auf 28 kg. Unberücksichtigt bleiben die Impfkosten, da es sich hierbei mehr oder weniger um einen durchlaufenden Posten des Ferkelerzeugers handelt. Alle Preise werden ohne Mehrwertsteuer berechnet.

Für jedes Bundesland mit einer ausreichenden Anzahl von Abrechnungen werden die 28-kg-Ferkelpreise der einzelnen Ferkelabrechnungen jeweils wochenweise zum „DBV-Ferkelpreis 28 kg des Bundeslandes" gemittelt. Die Auswertung wird noch genauer, wenn zusätzlich nach Partiegrößen unterschieden wird. Dies ist aber im Rahmen des Pilotprojektes wegen des zu geringen Datenumfanges leider nicht möglich.

Wie die einzelbetriebliche Auswertung aussieht, zeigt Tabelle 1. Mustermann hat drei Verkaufstage im Oktober gehabt. Die Spalte 28-kg-Preis Betrieb enthält den Ferkelpreis, den er für ein 28 kg schweres Ferkel bekommen hätte. Daneben steht der Vergleichswert „DBV-Ferkelpreis 28 kg Niedersachsen". Dieser Wert wird als Mittelwert aus allen 28-kg-Preisen der niedersächsischen Ferkelabrechnungen gebildet. Die letzte Spalte Differenz gibt an, wie viel Mustermann bei jeder einzelnen Abrechnung über oder unter dem Durchschnitt für sein Bundesland gelegen hat. Im Mittel der drei ausgewerteten Lieferwochen liegt Mustermann um 2,34 Euro unter dem Durchschnitt für Niedersachsen. Das macht bei 5.300 verkauften Ferkeln rund 12.400 Euro aus, die Mustermann unter dem Durchschnitt für seine Ferkel bekommt.

Regionale Unterschiede

Die Auswertung enthält weiterhin noch die Spalte „Notierungspreis". Hier ist zur Orientierung für jedes Bundesland eine sog. Leitnotierung angegeben (siehe Tabelle 2). Die Tabelle 3 enthält wochenweise die DBV-Ferkelpreise 28 kg. In Nordwest-Deutschland und Baden-Württemberg liegen die Ferkelpreise in den ausgewerteten Wochen etwa auf dem gleichen Niveau. In Bayern werden mit Abstand die höchsten Ferkelpreise gezahlt. Innerhalb der einzelnen Bundesländer bestehen aber noch erhebliche regionale Unterschiede im Ferkelpreis. So gibt es beispielsweise in Niedersachsen begrenzte Regionen, die einen Ferkelüberschuss haben, obwohl Niedersachsen selbst ein Ferkelzuschussgebiet ist. Dementsprechend ist auch der Ferkelpreis für Ferkel aus dieser Region niedriger. Hier müssen sich die Vermarkter die Frage gefallen lassen, warum sie diese Region nicht aus dem Niedrigpreisgebiet herausführen können.

Vergleicht man die 28-kg-Ferkelpreise mit den Leitnotierungen der einzelnen Bundesländer, fällt der große Unterschied zwischen den beiden Werten auf. In der Tabelle 4 sind die Unterschiede zwischen dem DBV-Ferkelpreis 28 kg und der Leitnotierung des jeweiligen Bundeslandes aufgeführt. Alle Preise sind netto wieder auf ein 28 kg Ferkel berechnet.

Deutlich ist zu erkennen, wie weit die Notierung vom tatsächlich gezahlten Preis entfernt liegt. In Baden-Württemberg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen beträgt der Unterschied zwischen der Leitnotierung und dem tatsächlich gezahlten Ferkelpreis rund fünf Euro. In Bayern ist der Unterschied mit fast sieben Euro am größten. Die Unterschiede zwischen den Notierungen und den tatsächlich gezahlten Ferkelpreisen sind erheblich. Hier muss man sich die Frage stellen, welche Aussagekraft eine Notierung hat, wenn mehr als fünf Euro Zuschläge gezahlt werden. Beim derzeitigen Preisniveau sind das rund zehn Prozent des Ferkelpreises, bei einzelnen Betrieben kann dies schon mal bis 25 Prozent ausmachen, die nicht in der Notierung abgebildet werden. Das sind Mengenzuschläge, die über die Notierung hinausgehen, Qualitätszuschläge und sonstige Zuschläge. Auf jeden Fall wird dem Handel damit ein großer Spielraum eingeräumt.

Die Tabelle 5 zeigt die durchschnittlichen Impfkosten, die den Ferkelerzeugern erstattet wurden. Die beiden Impfungen gegen Mycoplasmen und PRRS wurden am häufigsten angegeben. Da im Pilotprojekt nur der Monat Oktober 2008 ausgewertet wurde, fehlt hier die Circo-Impfung. Die gefundenen Werte liegen sehr nah zusammen. Die Fragebögen haben aber auch ergeben, dass einige Ferkelerzeuger keine Erstattung für eine durchgeführte Impfung erhalten. Bei ihnen wird die Impfung vorausgesetzt.

Wie geht es weiter?

Die Ferkelvermarktung ist derzeit ein sehr unübersichtliches Geschäft. Einzelne Ferkelerzeuger sind durch den Notierungswirrwarr und durch stark variierende Zuschläge nicht in der Lage, den eigenen Ferkelerlös zu beurteilen. Verschiedene Notierungen, die sich wahlweise auf 25, 28 oder 30 kg beziehen, machen einen Vergleich unmöglich. Nur ein überregionaler Vergleich mit standardisierten Werten macht einen Vergleich für den einzelnen Ferkelerzeuger erst möglich.

Die Ergebnisse des Pilotprojektes und die positiven Rückmeldungen der teilnehmenden Ferkelerzeuger sprechen für eine Weiterführung des DBV-Ferkelpreisvergleichs. Dann werden auf jeden Fall größere Zeiträume (mindestens drei bis vier Monate) ausgewertet. Ob ein Ferkelpreisvergleich auch ganzjährig angeboten werden kann, muss noch diskutiert werden.

Wichtig ist bei einer Weiterführung, dass möglichst viele Ferkelerzeuger mitmachen, um bei der Auswertung eine Unterteilung nach Lieferklassen vornehmen zu können. Die teilnehmenden Ferkelerzeuger haben viele gute Anregungen gemacht, wie die Auswertung noch verbessert werden kann. Diese Punkte sollen auch Verwendung finden. Durch den Wegfall der ZMP steht jetzt schon fest, dass diese Auswertung kostenpflichtig angeboten werden muss. Dabei sind Kosten in Höhe von 80 bis 100 Euro pro Betrieb und Jahr im Gespräch.
Kontakt: Christa Niemann, DBV, Telefon 0251-4175150 oder Email christa.niemann@wlv.de.
Pressekontakt
Frau Sonja Markgraf
Telefon: 0511/36704-31
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Landvolk Niedersachsen - Landesbauernverband e.V.
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