16.07.2009 | 00:00:00 | ID: 1294 | Ressort: Landwirtschaft | Markt & Trends

Erntepressekonferenz in Bargteheide

Kiel (agrar-PR) - Getreideernte 2009: Geringe Mengen, niedrige Preise, bisher gute Qualitäten
Insgesamt wurde die Getreideanbaufläche 2009 in Schleswig-Holstein um 33 Tsd. ha auf ca. 312 Tsd. ha gegenüber dem Vorjahr eingeschränkt. Die Gesamtgetreideernte wird auf knapp 2,6 Mio. Tonnen geschätzt, das wären ca. 12 % oder 343 Tsd. Tonnen weniger als im Vorjahr. Hiervon entfallen voraussichtlich 1,9 Mio. Tonnen auf die Brotgetreidearten Weizen und Roggen und 0,7 Mio. Tonnen auf die Futtergetreidearten Gerste, Hafer und Triticale. Landwirte hoffen auf positive Preistendenzen im Getreide- und Rapsmarkt.

„Was wir jetzt brauchen, ist bei derzeit fortschreitender Abreife der Bestände gutes, stabiles Erntewetter für die weitere Bergung der Wintergerste und die sich unmittelbar anschließende Raps- und Weizenernte, um auch in diesem Jahr bei einer vom Standort abhängigen unterschiedlichen Ertragserwartung bei allen Mähdruschfrüchten eine mengenmäßig und qualitativ gute und kostengünstige Ernte einbringen zu können“, betont Claus Heller Präsident der Landwirtschaftskammer.

Aussaatbedingungen und Witterungsverlauf
Die Wintergetreideaussaat konnte dann im Wesentlichen bei hinreichend guten Boden- und Bestellbedingungen zu normalen Saatterminen abgeschlossen werden.

Über die Wintermonate lief im Vergleich zu den Vorjahren ein deutliches Niederschlagsdefizit auf, das von einer ausgeprägten Vorsommertrockenheit, beginnend Anfang April bis in die erste Maidekade reichend, verschärft wurde. In den Hauptanbauregionen für Raps und Getreide Schleswig-Holsteins fielen in dieser Zeit oft nur 5 bis 7 mm Regen. Auf leichten Böden zeichneten die ersten Bestände infolge der anhaltenden Trockenheit.

Die ab Mitte Mai einsetzenden Niederschläge brachten Erholung, zumindest für die Ausprägung der Kornzahl je Ähre und das Tausendkorngewicht, und sorgten jetzt für eine ausreichende N-Versorgung der Bestände. Im langjährigen Mittel fallen im ersten Halbjahr in Schleswig-Holstein 350 – 400 mm Niederschlag. Trotzdem wurden in einigen Anbauregionen im Lande im Frühjahrsverlauf nur 150 – 200 mm Niederschlag in Summe erreicht (normal: 350 mm).

Prägend für die weitere Ertragsbildung waren die heißen, von austrocknendem Wind begleiteten Witterungsabschnitte in der Woche nach Pfingsten und in der zweiten Junihälfte. Dieser für knapp eine Woche anhaltende, weitere heiße Witterungsabschnitt mit Temperaturen nahe 30 Grad Celsius, führte auf leichten Standorten bereits zu ersten Trockenschäden. Anteilig betroffen sind davon die Schubyer und Schleswiger Geest, die leichten und mittleren Böden der Region um Bad Segeberg bis an die Küste um die Lübecker Bucht.

Erste Ergebnisse, Getreide

Gerste

Wintergerste steht in 2009 mit knapp 68 Tsd. ha im Anbau, das sind gegenüber dem Vorjahr 2 % mehr an Anbaufläche. Die erwartete Erntemenge liegt bei 543 Tsd. Tonnen. Damit liegt die erwartete Erntemenge um ca. 1,5 % unter der des Vorjahres.

Weizen
Beim Weizen ist die Voraussage von möglichen, dann aber regional begrenzten, trockenheitsbedingten Ertragseinbußen noch schwierig. Auf Böden mit ausreichendem Wasserhaltevermögen und moderatem Niederschlagsdefizit können durchaus hohe Erträge erwartet werden. Auch ist für einige Anbauregionen noch nicht abzuschätzen, ob es trockenheitsbedingte Qualitätseinbußen im Proteingehalt und im Hektolitergewicht geben wird.

Die Ertragserwartung liegt für Winterweizen bei einer gegenüber dem Vorjahr um fast 25 Tsd. ha reduzierten Anbaufläche mit ca. 1,7 Mio. Tonnen um 16 % unter der des Vorjahres. Damit entfällt 66 % der Getreideernte auf die immer noch flächenstärkste Getreideart. Der in 2009 erfolgte Anbaurückgang in der Fläche ist vor allem auf die Anbauausdehnung bei Raps, die zunehmende Flächenkonkurrenz von Mais zur Biogasgewinnung, und anteilig auch auf den Flächenrückgang infolge der schwierigen Bestellbedingungen im vergangenen Herbst im Südwesten des Landes zurückzuführen.

Für den Winterweizen ist nach derzeitiger Einschätzung der Erntebeginn nicht vor der ersten Augustdekade zu erwarten. Dies hängt aber entscheidend vom weiteren Witterungsverlauf ab und kann sich bei wechselhaftem Wetter und anhaltenden Niederschlägen durchaus noch verzögern.

Letztendlich lässt sich die Qualität und Menge der diesjährigen Weizenernte aber erst im Ernteverlauf sicher bewerten.

Winterroggen
Winterroggen steht wieder auf knapp 29 Tsd. ha im Lande, das sind gegenüber dem Vorjahr nur 1 % weniger an Anbaufläche. An Erntemenge werden bei guter Ertragserwartung knapp 190 Tsd. Tonnen erwartet, das wären ca. 20 Tsd. Tonnen und damit 12 % mehr als im Vorjahr.

Winterraps
Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Rapsanbaufläche auf 114 Tsd. ha um 9 Tsd. ha ausgedehnt. Die Rapsernte wird aufgrund dieser starken Anbauausdehnung mit 464 Tsd. Tonnen um 15 % über der des Vorjahres liegen.

Vermarktungsaussichten für die Ernte 2009
Der Vermarktungserfolg und die Preisfindung werden für Schleswig-Holstein als Weizenexporteur inzwischen vom Weltmarktgeschehen bestimmt.

Weltweit mehr Weizen
Die Vermarktung und Preisfindung für Weizen wird in Schleswig-Holstein vom Weltmarkt bestimmt. Auch mit der zweiten Schätzung des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) scheinen sich die Prognosen über eine große weltweite Weizenernte zu bestätigen.

EU - weniger Weizen
In Deutschland wachsen nach Angaben des Deutschen Raiffeisenverbandes auf 3,2 Mio. ha rund 24,7 Mio. t Weizen heran. Das entspricht ein Rückgang aufgrund des erwarteten geringeren Ertrages von knapp 5 % gegenüber dem Vorjahr.

Auch in anderen Ländern der EU wie Großbritannien (14,9 Mio. t in 2009; 17,4 Mio. t in 2008), Spanien (4,5; 5,5) Frankreich (35,5; 37,3) Rumänien, (6,1; 7,7) Bulgarien (3,6; 4,4) und Ungarn (4,5; 5,7) werden niedrigere Ernten erwartet. Für die EU insgesamt werden 136 Mio. t Weizen erwartet, das entspricht einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr von rund 15,5 Mio. t.

Sollte sich der Export für 09/10 mit 18 Mio. t so gestalten, wie es die Schätzungen vorsehen, ist ein Abbau der Bestände auf 17,4 Mio. t erreichbar. Möglicherweise lassen sich die Exporte aber noch erweitern, denn es werden Ernteeinbußen in der Schwarzmeerregion erwartet. Es gibt aus dieser Region aber auch widersprüchliche Aussagen über die Ernte- und Exportmengen. Diese Region bleibt damit für Überraschungen gut.

Der hiesige Exporthandel hofft jetzt diese Ausfälle mit europäischen speziell mit deutschen Weizen bedienen zu können. Entscheidend für den Export ist neben dem Preis die Qualität. Die umfangreichen Exporte im laufenden Wirtschaftsjahr fußen vielfach auf der guten Qualität des deutschen Weizens gegenüber den Herkünften aus der Schwarzmeerregion. So stand insbesondere im Nahen Osten aber auch in Südafrika deutscher Weizen ganz oben auf der Einkaufsliste. Sollte sich auch in diesem Jahr der hiesige Weizen qualitativ von den anderen Herkünften absetzen, sind durchaus Exporte oberhalb der derzeit geschätzten 18 Mio. t möglich.

Nordafrika – Ernte angelaufen
In den nordafrikanischen Ländern ist die Ernte bereits angelaufen. In vielen dieser Länder zeichnet sich eine größere Ernte ab. Trotz der erwarteten Rückgänge bei den Importen bleibt Nordafrika sowie auch der Mittlere und Nahe Osten ein wichtiger Absatzmarkt für gute hiesige Qualitäten. Auch Richtung Südafrika werden wieder Exporte aus dem norddeutschen Markt erwartet.

Dollarkurs ein wichtiges Datum
Für den Export wird der Dollarkurs eine entscheidende Rolle spielen. Es bleibt abzuwarten, ob ein schwacher Dollar durch gute Exportmöglichkeiten amerikanischen Weizens die Börsennotierungen stärker nach oben zieht oder stärker den europäischen Exporteuren zusetzt.

Mittlerweile wird an den Warenterminbörsen wieder verstärkt spekulatives Kapital eingesetzt, einerseits positiv, da die Liquidität erhöht wird, andererseits werden die Preisschwankungen dadurch verstärkt. Darüber entfernen sich die Notierungen in den Extremen oft von den fundamentalen Daten des Marktes. Dadurch ergeben sich Risiken wie auch Chancen.

Entscheidend für alle Märkte wird aber auch der Rohölpreis sein. Zurückverfolgend hing die Entwicklung und das Auf und Ab des Weizenpreises – zwar mit zeitlichem Versatz, aber ziemlich sicher – immer dicht am Ölpreis. Über dessen Preisentwicklung kann nur spekuliert werden. Vor einem Monat stand der Kurs noch auf über 70 US$/Barrel jetzt wird ein Absinken auf 55 US$ / Barrel nicht mehr ausgeschlossen.

Raps folgt im Markt der Sojabohne
Davon ist auch die Sojabohne betroffen, die im Zuge des Rohölpreisverfalls sowie auch guter Wachstumsbedingungen haben sich in den letzten Wochen auch die Sojapreise nach unten bewegt. Damit stehen auch die Rapspreise in Paris unter Druck. Derzeit werden dort um die 280 Euro/t notiert, das bedeutet Erntepreise um die 265 bis 270 Euro/t. Vielfach ist der Raps aber bereits mit Vorkontrakten gehandelt worden, so wird von Preisabschlüssen bis zu 310 Euro/t berichtet.

Ausgehend von der Sojabohne wird es an den Börsen in der Hauptwachstumsphase im August noch den einen oder anderen Preisausschlag geben.

Gerstenpreisgebote auf niedrigem Niveau.
Mittlerweile wird bei der Gerste wieder der Interventionspreis als Preisfindungsbasis genannt. Zurzeit wird die Gerste für 9 – 10 Euro/dt gehandelt.

Brotroggen – Anbau auf gleichem Niveau.
Bei erwarteten etwas niedrigeren Erträgen ergibt sich eine um 5 % niedrigere Erntemenge für 2009/10 in Deutschland. In der EU fällt die Ernteernteerwartung mit 8,5 Mio. t rund 0,5 Mio. t niedriger als im Vorjahr aus, wobei aus dem laufenden Wirtschaftsjahr noch Bestände von 1,6 Mio. t zur Verfügung stehen.

Weitere Anfragen an: Manfred Christiansen, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Telefon: 04331-9453-110, E-Mail: mchristiansen@lksh.de

Es liegen die ersten vereinzelten Ertragsmeldungen aus der in der zweiten Juliwoche auf einzelnen Schlägen angelaufenen Wintergerstenernte vor. Während auf Geeststandorten Wintergerstenerträge von 55 bis max. 65 dt/ha gemeldet wurden, laufen jetzt auf den besseren Böden erste Ernteergebnisse für Wintergerste mit Erträgen von 80 bis 90 dt/ha auf. Die bisher gemeldeten Qualitäten sind erfreulich gut, die geerntete Gerste ist schwer. Bisher wurden durchgängig Hektolitergewichte oberhalb der Mindestanforderung für die Vermarktung erreicht. Die Mindestanforderungen betragen 64 kg/hl. Zurzeit werden Qualitäten geerntet, die Oberhalb der Mindestanforderungen liegen.
Pressekontakt
Herr Manfred Christiansen
Telefon: 04331 / 9453110
E-Mail: mchristiansen@lksh.de
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