Hannover (agrar-PR) -
EIN KOMMENTAR VON Gabi von der Brelie Achterbahn fahren ist nicht jedermanns Sache. Landwirte aber wurden in
den vergangenen Jahren nicht danach gefragt. Bei der Vermarktung ihrer
Erzeugnisse haben sie ein Auf und noch mehr Ab der Preise erlebt wie
kaum jemals zuvor. Nach der Talfahrt fällt es manchem derzeit schwer,
einen neuen Aufwärtstrend überhaupt wahr zu nehmen. Die Prognosen aber
stimmen eindeutig optimistisch. Auf der Mitgliederversammlung des
Landvolkes überzeugte Prof. Stefan Tangermann mit positiven Prognosen,
die OECD und FAO, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung wie auch die Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, unisono schildern.
Beide Organisationen sehen die Nachfrage
nach Nahrungsmitteln und Bioenergie in der nächsten Dekade von einer
wachsenden Weltbevölkerung bestimmt. Die Nachwehen der Wirtschaftskrise
gilt es zunächst noch zu verdauen, aber danach rechnen die Experten mit
einem dynamisch wachsenden Verbrauch insbesondere von Fleisch und
Milchprodukten. Wehrmutstropfen für europäische Landwirte: Dieses
Potenzial entwickelt sich in erster Linie in Schwellen- und
Entwicklungsländer. Die Agrarwirtschaft ist also tatsächlich auf
globalen Märkten angekommen, dies hat Landvolkpräsident Werner Hilse in
Hannover unmissverständlich festgestellt.
Tangermann fügte seiner optimistischen
Prognose eine weitere hinzu: Die Weltmarktpreise werden sich auf einem
höheren Niveau einpendeln. Aber auch hier folgte gleich die Warnung
hinterher: Die Preise des Ausnahmejahres 2007/08 können nicht als
Maßstab genommen werden. Die damalige Situation war von mehreren
Ausnahmen verursacht worden.
Agrarproduktion muss mit Schwankungen
leben: Mitunter gibt die Natur im Überfluss, um danach ihren Tribut mit
niedrigen Erträgen zu fordern. Ein Ausgleich wird wieder herbeigeführt.
In kleinräumigen Märkten stellt sich das Gleichgewicht schneller ein,
globale Märkte dagegen reagieren stärker, schneller und
unvorhersehbarer. Diese Dynamik wird sich nicht ausschalten lassen. Zu
Recht aber fordern Landwirte Schutz und Abhilfe in Form eines
Sicherheitsbügels für weitere unvorhergesehene Achterbahnfahrten. Auf
nationaler Ebene könnte dies, wie vom Berufsstand wiederholt
vorgetragen, die Risikoausgleichsrücklage leisten. Doch auch die
EU-Agrarpolitik bleibt bei allen Liberalisierungsbestrebungen weiter
ein funktionierendes Sicherheitsnetz schuldig. Es muss den Absturz der
Erzeugerpreise ins Bodenlose verhindern. So gewappnet können sich
hiesige Landwirte auf globalen Märkten noch mehr zutrauen, als es ihnen
Experten vorhersagen.