03.09.2009 | 00:00:00 | ID: 1986 | Ressort: Landwirtschaft | Markt & Trends

Milchmarkt gibt indifferente Signale

Hannover (agrar-PR) - Milchausschuss Eine ausführliche Analyse des Milchmarktes und erste
Ergebnisse einer Umfrage unter Milcherzeugern durch das Johann-Heinrich-von-
Thünen-Institut in Braunschweig standen auf der Tagesordnung des Milchausschusses im Landvolk Niedersachsen. Es hatte im Frühjahr in verschiedenen Regionen Niedersachsens Landwirte zu ihren Entwicklungsperspektiven befragt.

Als guter Indikator für die zukünftige Entwicklung der Milchproduktion lässt sich die bisherige Quotenwanderung als Messlatte nehmen. Birthe Lassen, die im Auftrag des Landvolks Niedersachsen für das von-Thünen-Institut (vTI) die Umfrage durchgeführt und ausgewertet hat, prognostizierte ein weiteres einzelbetriebliches Wachstum. In Grünlandregionen wie Cuxhaven und Ostfriesland werden die Betriebe weiter wachsen, während im Süden Niedersachsens die Kuhzahlen insgesamt abnehmen. Birthe Lassen hatte ihren Berechnungen drei Szenarien mit unterschiedlichen mittelfristigen Auszahlungspreisen (35, 30 und
25 ct/kg) zugrunde gelegt. Die Anpassungsreaktionen der Landwirte lassen ein mittleres Preisniveau in einer langfristigen Prognose bis 2020 nach ihrer Einschätzung wahrscheinlich erscheinen. Bei niedrigen Preisen werde die Menge wegbrechen, bei höheren das Angebot die Nachfrage weit übertreffen. Unter der Annahme eines mittleren Preisniveaus bleibt die Milchanlieferung weitgehend stabil. Der Strukturwandel wird sich weiter nicht aufhalten lassen und insbesondere kleine und mittlere Betriebe zum Ausstieg veranlassen.
Ihre Entwicklung verdient nach Einschätzung Lassens besonderes Augenmerk.

Entscheidend sind neben den Parametern des Milchmarktes die Erfolgschancen alternativer Betriebszweige. So investieren beispielsweise in Ostfriesland viele Landwirte in die Biogaserzeugung. Als problematisch wertet die Wissenschaftlerin den anhaltenden Flächendruck. In den Befragungen wurde aber auch die Schwierigkeit, geeignete Arbeitskräfte zu finden, als Hypothek für die betriebliche Entwicklung genannt. Dieses Problem hat das Landvolk ebenfalls erkannt und bereits eine Ausbildungsinitiative gestartet. Weitere Unsicherheiten ergeben sich für Milchviehhalter nach dieser Umfrage durch schleppende Genehmigungen von Stallbauten. Auch hier bemüht sich das Landvolk um einen Ausgleich zwischen Genehmigungsbehörden und den Interessen der Landwirte.

Die mehrstufig aufgebaute Analyse des vTI soll durch die Berechnung typischer Betriebe einen noch detaillierten Blick in die Zukunft ermöglichen. Zusätzlich sollen noch offene Fragen, wie der Einfluss des technischen Fortschritts oder die Entwicklung in Gemischtbetrieben, geklärt werden. Das Landvolk wird weitere Ergebnisse der Studie im Oktober in einem größeren Kreis vorstellen und diskutieren. Heinz Korte als Vorsitzender des Milchausschusses zeigte sich mit dem gesamten Milchausschuss ebenso wie Landvolkpräsident Werner Hilse erfreut über die wissenschaftlich fundierten Aussagen und Daten über die Entwicklungsperspektiven der Milchproduktion in Niedersachsen.

Recht unterschiedliche Prognosen werden zurzeit zur Entwicklung des Milchmarktes gemeldet, leitete Korte zu den aktuellen Bewegungen in den einzelnen Produktbereichen über. Landvolk-Milchreferent Dr. Werner Rüther bestätigte die sehr indifferenten Vorhersagen, die er auch auf die wenig verlässliche Datenlage zurückführte. Die nach der Liquidation der ZMP gerissene Lücke wurde bislang von der AMI noch nicht voll ausgefüllt. Zusätzlich sind die von der Bundesanstalt für Ernährung (BLE) veröffentlichten Daten zurzeit wenig verlässlich. Gleichwohl berichtete Rüther von positiven Trends bei Sahne und Butter, während sich die private Nachfrage bis auf den Monat Juli in 2009 weiter negativ entwickelt habe. Sorge bereitet auch die Absicht des Lebensmitteleinzelhandels, die Niedrigpreisphase für langfristige Kontrakte auszunutzen.

Vor diesem Hintergrund wertete Rüther die Intervention als „Rettungsanker", erneut setze sie die unterste Auffanglinie für die Auszahlungspreise. Der Milchausschuss sieht Verfütterungsbeihilfen für die inzwischen mehr als 250.000 t Magermilchpulver in staatlichen Lagern als unerlässlich an. Auch weitere Aktionen wie die Förderung von Bäcker- oder Sozialbutter müssten als Ventil für die Märkte genutzt werden. Die USA habe seit 2007 mit genau diesen Maßnahmen vorgemacht, wie sich die Exportstellung verbessern lässt, fügte Korte an.

Große Einigkeit schließlich bestand in der Frage der Saldierung, die in Deutschland zurzeit mit Leidenschaft diskutiert wird. Dazu gebe es einen eindeutigen Beschluss des Deutschen Bauernverbandes, argumentierten die Vertreter aus allen Regionen Niedersachsens zu diesem Thema: Alles, was die Milcherzeugung verteuert, wirkt sich zum Nachteil der deutschen Milcherzeuger aus. Die Mengeneffekte auf den EU-Markt seien dagegen vernachlässigbar, während die Quotenkosten erneut Auftrieb erhielten. Die von den Milcherzeugern als Erleichterung empfundene Saldierung soll daher uneingeschränkt fortgeführt werden, hält das Landvolk an seinem Standpunkt fest. Diese Einschätzung wurde einen Tag später auch auf der Vorsitzenden- und Geschäftsführertagung des Landvolkes bestätigt, auch im Milchausschuss des Deutschen Bauernverbandes wurde die Saldierung nicht in Frage gestellt.
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