Hannover (agrar-PR) - Eine weltweit gute Ernte war vorab geschätzt und publiziert worden.
Sie sollte das hohe Vorjahresniveau zwar nicht erreichen, aber über dem
durchschnittlichen Ergebnis der Vorjahre liegen. Diese Prognosen sind
nach Beobachtung von Landvolkpräsident Werner Hilse den Preisen nicht
gut bekommen. Sie sanken schon im Vorfeld der diesjährigen Ernte
deutlich ab. Jetzt werden auch in Niedersachsen gute Ernteergebnisse
gemeldet. Den landesweit recht guten Durchschnittserträgen stehen aber
auch deutlich schlechtere Erträge gegenüber. Die Ergebnisse differieren
je nach Witterungsverlauf und Bodengüte sehr stark. Die
Ertragsschätzungen halten die Märkte jedoch unter Druck. In einem
Kommentar für die landwirtschaftliche Fachzeitschrift Land & Forst
erinnert Hilse daran, dass weltweit der Getreidebedarf jährlich um zwei
Prozent ansteigt. Klassische Importländer hätten ihre Einfuhren
deutlich gesteigert. Die Märkte seien globaler, und Erntezeit bedeute
Marktdruck.
Leider gerate dadurch nun auch der Ackerbau in schwieriges
Fahrwasser. Die höheren Mengen könnten weder die massiven
Preissenkungen noch die relativ hohen Herstellungskosten kompensieren.
Jetzt muss es nach Überzeugung Hilses darum gehen, die größeren Mengen
möglichst gut zu vermarkten. Zurzeit befänden sich die Landwirte sehr
wahrscheinlich in der ungünstigsten Phase der Vermarktungsperiode.
Weizen und Gerste werden noch durch die Intervention gehalten, die
Preise können kaum tiefer sinken. Hart trifft es dagegen den Roggen,
dem die Interventionsanbindung fehlt. Die niedrigen Roggenpreise wirken
wie Abwehrpreise, um zunächst andere Getreidearten ins Lager nehmen zu
können. Hilse appelliert in diesem Zusammenhang an den Getreidehandel,
alle Kraft in die Aufnahme und Lagerung der Getreideernte zu legen. Die
Qualitäten sind recht gut, die Hafennähe hat in Niedersachsen immer
wieder Chancen eröffnet,
am Weltmarkt zu verkaufen. Außerdem liegen
aufnahmefähige Veredlungsregionen vor der Tür, Bioenergie gewinnt als
Getreidekäufer an Bedeutung, und auch die Mühlen werden wieder kaufen.
Dies gelingt nach Einschätzung Hilses noch nicht während der
laufenden Ernte. Märkte benötigten Zeit zur Anpassung an die
Gegebenheiten. Es gehe also darum, die Zeit des Preisdruckes zu
überbrücken und intelligente Vermarktungssysteme bekannter zu machen.
Niedersachsen habe immer in eine gute Infrastruktur investiert, jetzt
sei die Zeit gekommen, diese Qualität unter Beweis zu stellen. Hilse
zeigt sich überzeugt, dass dies gelingen wird. Landwirte dürften in
dieser schwierigen Phase ihr Getreide nicht verschleudern, weil der
Markt sie in eine depressive Hoffnungslosigkeit stürzt. Den Bauern rät
er, Angebote zur Liquiditätsüberbrückung zu nutzen. An die
Vermarktungspartner richtet Hilse die Bitte, fair zu beraten und
transparent zu agieren.