20.11.2009 | 00:00:00 | ID: 3738 | Ressort: Landwirtschaft | Pflanze

Der Sommerweizen und seine zahlreichen Trümpfe

Wädenswil (agrar-PR) - Obwohl der von der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW gezüchtete Sommerweizen in der Schweiz nur in bescheidenem Ausmass angepflanzt wird, sind seine Stärken unbestritten.

Seit 1990 deckt der in der Schweiz angebaute Sommerweizen im Schnitt 5 % der Winterweizenflächen. Dieser geringe Anteil erklärt sich mit seinem geringeren Ertrag und den Prämien, die den Landwirtinnen und Landwirten für die Bodenbedeckung im Winter ausbezahlt werden. Trotz seiner bescheidenen Anbaufläche besitzt Sommerweizen aber zahlreiche Trümpfe.

Hilfreich als Aushilfssaatgut für harte Winter
In harten Wintern wie in den Jahren 1956, 1975 oder 2003 (Abbildung 1) belegte Sommerweizen 72 %, 45 %, bzw. 20 % der Anbauflächen. Der im folgenden Frühjahr ausgesäte Weizen ermöglicht den Ausgleich der im Winter mit Winterweizen erlittenen Verluste. In solch aussergewöhnlichen Jahren müssen die Landwirtinnen und Landwirte zu Beginn des Jahres über genügend verfügbares, zertifiziertes Sommerweizensaatgut verfügen. Um die-sem Beschaffungsproblem Abhilfe zu schaffen und einen Vorrat an zertifiziertem Sommerweizensaatgut anzulegen, wird künftig durch swisssem (Schweizerischer Saatgutproduzentenverband) eine Abgabe erhoben.

Grosserfolg im Ausland
Die Beliebtheit der Schweizer Weizensorten im Ausland ist hauptsächlich auf drei kombinierte Faktoren zurückzuführen: ihre Backqualität (ausserordentliche rheologische Qualität, Sorten der Klasse 1 und TOP), ihr konkurrenzfähiger Ertrag und ihre hohe Krankheitsresistenz. Diese Sorten entsprechen dank ihrer hohen Fusarioseresistenz besonders gut den Erwartungen der USA und von Kanada. Rund zwanzig Sommerweizensorten aus dem Zuchtprogramm der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW wurden im Jahre 2009 mit Erfolg auf über 100‘000 ha ausserhalb der Schweizer Grenze angebaut. Diese Sorten wurden in den USA, in Kanada, Argentinien, Schweden, Frankreich, Italien, Spanien, Litauen, Marokko und Neuseeland eingetragen. Sie werden durch die Firma Delley Samen und Pflanzen AG (DSP) vertrieben und sind lizenzpflichtig. Die finanziellen Rückflüsse kommen der Schweizer Agrarforschung zugute.

Ergänzend und nützlich für das Winterweizen-Zuchtprogramm
Rund 10 % der im Rahmen des Sommerweizenzuchtprogramms durchgeführten Kreuzungen finden zwischen Sommer- und Winterweizenlinien statt. Diese Kreuzungen sind auch für das Winterweizenzuchtprogramm interessant, insbesondere für die Backqualität. Unsere Sommerweizenlinien unterscheiden sich punkto genetischer Herkunft ziemlich stark von unseren Winterweizen. Mehrere unserer Linien besitzen seltene Glutenine, Proteine des Weizenklebers, die zum Teil für ihre gute Backqualität verantwortlich sind. Zwei neue Sorten aus Kreuzungen zwischen Sommer- und Winterweizen wurden in den nationalen Sortenkatalog für Sommerweizen 2009 aufgenommen. Es handelt sich um CH MATRO und TROVAT. Diese Sorten gehören der Klasse TOP an, sind sehr produktiv und gegenüber den wichtigsten Krankheiten äusserst resistent (insbesondere CH MATRO gegenüber Fusariose). Mit diesen beiden Sorten werden bei der Herbstsaat ebenfalls Ertragsprüfungen durchgeführt.

Jedes Jahr werden rund hundert Sommerweizenlinien bei der Herbstsaat getestet. Diese Tests werden in Zusammenarbeit mit Delley Samen und Pflanzen AG an vier Standorten durchgeführt: in Changins (VD), Vouvry (VS), Delley (FR) und in Deutschland. Dabei werden ihre Kälteresistenz sowie ihre agronomische Eignung bei der Herbstsaat geprüft. Im Winterweizen-Zuchtprogramm werden jene Sorten berücksichtigt und weiterverfolgt, die sich als am anpassungsfähigsten erweisen.
Diese Tests haben beispielsweise erlaubt, die Sommerweizensorten FIORINA und SERTORI ausfindig zu machen, die den Vorteil haben, sowohl im Herbst als auch im Frühjahr ausgesät werden zu können.
SERTORI ist eine neue im nationalen Sortenkatalog für Winterweizen 2009 eingetragene Sorte der Klasse I. Sie ist frühreif und weist bei der Herbstsaat einen guten Ertrag auf (identisch mit Zinal). Mit Ausnahme von Braunrost ist die Sorte sehr krankheitsresistent.
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Agroscope
Agroscope
Schwarzenburgstr.161
3003 Bern
Schweiz
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