07.07.2009 | 00:00:00 | ID: 1134 | Ressort: Landwirtschaft | Pflanze

Ein neu aufkommendes Virus bedroht die Artemisia annua-Kulturen

Wädenswil (agrar-PR) - Der einjährige Beifuss (Artemisia annua) wird in Afrika und Asien zur Herstellung von Artemisinin angebaut, einem Wirkstoff zur Behandlung von Malaria. Im Wallis, wo der einjährige Beifuss angebaut wird, um artemisininreiches Saatgut zu züchten, wurde eine Verkümmerung von Pflanzen festgestellt. Studien der Forschungsanstalt Agros-cope Changins-Wädenswil ACW haben ein bisher unbekanntes Virus in den Proben kranker Pflanzen nachgewiesen.

Therapien auf Artemisininbasis
Seit rund zehn Jahren wird der einjährige Beifuss, eine Pflanze aus der Familie der Korbblü-tengewächse, in Asien (hauptsächlich in China und Vietnam) und Afrika zur Artemisinin-herstellung angebaut. Die von der WHO empfohlenen Artemisinin-Kombinationstherapien (Artemisinin-based combination therapy, ACT) ermöglichen die Behandlung von Malaria. Gegenüber herkömmlichen Behandlungen zeigen sie kaum Nebenwirkungen und sind aus-serdem sehr wirksam gegen Plasmodium falciparum-Stämme (dem für schwere Malaria ver-antwortlichen Erreger), die bisher gegenüber herkömmlichen Behandlungen resistent waren.

Schutz der Artemisia annua-Kulturen: eine grosse Herausforderung
Bis heute wurde bei Artemisia annua kein bedeutender Schädling oder Erreger beschrieben. Seit einigen Jahren jedoch wird bei Walliser Kulturen ein Verkümmern von Pflanzen beo-bachtet. Die Symptome äussern sich in Welken und Kümmerwuchs und demzufolge hohen Ertragseinbussen. Von ACW durchgeführte Untersuchungen von Extrakten kranker Pflanzen wiesen beim einjährigen Beifuss erstmals die Präsenz eines Virus mit kugelförmigen Parti-keln nach. Dieses neu aufkommende Virus, das wahrscheinlich am Welken von Artemisia annua beteiligt ist, gehört zur Gattung Sobemovirus. Mehrere Vertreter wurden bereits be-schrieben, die unter anderem Gräser und Rosengewächse infizieren. ACW hat verschiedene serologische und molekulare Methoden entwickelt, um eine rasche Diagnose dieses neuarti-gen Virus zu vereinfachen. Diese Diagnostikinstrumente werden künftig erlauben, die Biolo-gie dieser Viruskrankheit, insbesondere seine Übertragung, zu erforschen und eine Bekämp-fungsstrategie zum Schutz der Artemisia annua-Kulturen zu entwickeln. Aufgrund des Stel-lenwerts der Artemisinin-Kombinationstherapien (ACT) stellt der Pflanzenschutz der Artemi-sia annua-Kulturen eine grosse Herausforderung bei der Malariabekämpfung dar. Malaria führt jährlich zum Tod mehrerer Hunderttausend Menschen, insbesondere Kinder unter 5 Jahren.
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