08.08.2011 | 13:55:00 | ID: 10346 | Ressort: Landwirtschaft | Pflanze

Getreideernte 2011: Erntemenge um 13 Prozent höher als im Vorjahr

Wien (agrar-PR) - Die Erntemengen fallen heuer sehr positiv aus, bei den Qualitäten zeigt sich ein differenziertes Bild.
"Mit einer geschätzten Gesamternte von über 3 Mio. Tonnen ohne Mais und einer Gesamternte inklusive Mais von rund 5,3 Mio. Tonnen wird heuer eine um 13 Prozent höhere Ernte als im Vorjahr erwartet. Damit liegt die Getreideernte 2011 zwar deutlich über dem langjährigen Durchschnitt, erreicht jedoch nicht den Rekordwert des Jahres 2008", fasste Günther Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der AMA, die Ergebnisse der Ernte 2011 zusammen.

Witterungsverlauf und Bodenbonitäten sind Hauptfaktoren für die Unterschiede in Menge und Qualität der einzelnen Kulturen. Bei Gerste gibt es gute Erträge und Hektorlitergewichte und auch die Siebungen für Braugerste sind sehr gut. Mengenmäßig liegt der Weizen über den Erwartungen, die erreichten Qualitäten sind dagegen generell unter jenen des Vorjahres anzusiedeln, berichtete Griesmayr.

Bei Erntebeginn war man überrascht von überdurchschnittlichen Erträgen und guten Qualitäten. Der späte Regen Ende Mai und im Juni hatte eine äußerst positive Auswirkung auf die Entwicklung der Kornbildung. Somit konnten Erträge eingefahren werden, die bei optischer Beurteilung der Bestände nicht zu erwarten waren. Wie bereits im letzten Jahr wurde der Ernteverlauf allerdings Mitte Juli abrupt von nasskaltem Wetter gestoppt.

"Besonders bei den noch immer am Feld stehenden Weizenbeständen kann es bei anhaltend schlechter Witterung zu Auswirkungen bei der Fallzahl kommen", betonte Griesmayr. 

 
Markt benötigt zusätzliche Mengen: Jeder ha wird gebraucht

Das im Vergleich zum Vorjahr deutliche höhere Angebot dürfe aufgrund des allgemein steigenden Verbrauchs durchaus berechtigte Hoffnungen auf zufriedene Erlöse für die heurige Ernte manchen. Vor allem die Vermarktung der schwächeren Qualitäten bei Weizen stellt eine Herausforderrung für den Markt dar. Ziel ist weiterhin eine wertmäßig positive Handelsbilanz wodurch unter anderem höhere Bauernerlöse im Bereich der Qualitätsvermarktung erreicht werden", betonte der Vorsitzende des AMA-Verwaltungsrates, Franz Stefan Hautzinger.

Die in den letzten Jahren geschaffenen alternativen Verarbeitungswege sind für den heimischen Getreidemarkt ein nicht mehr wegzudenkender Faktor. Ab 2013 entsteht weiterer Bedarf durch die geplante Inbetriebnahme einer Stärkefabrik mit einer jährlichen geplanten Verarbeitungskapazität von 250.000 Tonnen Weizen. "Trotz dieser neuen Vermarktungschancen hat sich für die Landwirtschaft die Prioritätenliste nicht geändert - zuerst Lebensmittel, dann Futtermittel und zuletzt die Belieferung des Energiebereiches", stellte Hautzinger fest. 
 
Österreich konnte in den letzten fünf Jahren durch die gesteigerten Verarbeitungskapazitäten die Inlandsvermarktung von Getreide um 50% erhöhen. Waren es 2007/2008 noch rund 2 Mio. Tonnen, so werden es 2011/2012 bereits rund 3 Mio. Tonnen sein. Der erhöhte Inlandsverbrauch habe unter anderem zur Folge, dass Österreich auf dem Weg von einem Nettoexporteur zu einem Nettoimporteur ist.

Hautzinger: " Nur so gute Ernten wie heuer lassen Österreich ausgeglichen bilanzieren. Solange Zentraleuropa eine bedeutende Überschussregion darstellt, ist die Versorgung Österreichs mit Getreide gesichert und kann weiterhin die traditionellen Exportmärkte mit Qualitätsgetreide bedienen".

 
Am Weltmarkt wird Rekordernte und -verbrauch prognostiziert

Noch ist in weiten Teilen Europas die Ernte nicht abgeschlossen, in Frankreich und Deutschland ist die Ernte auch witterungsbedingt unterbrochen. Spannend wird die zukünftige Vermarktungssaison, vor allem auf Grund des Comebacks Russlands als Getreideexporteur nach einjähriger Pause. Hier zeichnet sich eine aggressive Exportpolitik aus der Schwarzmeer-Region ab. Damit erwächst wieder ein namhafter Konkurrent der EU auf den begehrten Exportmärkten.

"Angesichts der heuer mit über 1,8 Mrd. Tonnen geschätzten hohen Weltgetreideernte wird dennoch erwartet, das diese mit dem weltweiten Verbrauch nicht Schritt halten kann. Die Weltgetreidevorräte werden, wenn auch geringfügig, reduziert. Letztendlich bleiben die Vorräte mit weltweit rund 347 Mio. Tonnen weiterhin hoch. Die Langzeitprognosen gehen von kontinuierlichen Steigerungen beim Verbrauch aus. Aufgrund des stetigen Wachstum der Weltbevölkerung (täglich 150.000 Menschen mehr) steigt der zusätzliche jährliche Bedarf an Getreide trotz der Rekordernte weltweit im Umfang des derzeitigen Exportpotenzials der gesamten EU", berichtete Christian Gessl, Abteilungsleiter für Marktordnungen und Marktberichte in der Agrarmarkt Austria.
 
"Nicht nur in Österreich sind die Erntemengen höher als erwartet, auch EU-weit wird eine höhere Ernte eingefahren. Zuletzt hat der Internationale Getreiderat (IGC) in London die Weltgetreideernte um 9 Mio. Tonnen auf den Rekordwert von 1,817 Mrd. Tonnen revidiert. Da der Verbrauchszuwachs aber rasanter eingeschätzt wird und 1,829 Mrd. Tonnen erreicht, werden die globalen Getreidereserven einen weiteren Abbau erfahren", unterstrich Gessl abschließend. (lk-ö)
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