Bad Kreuznach (agrar-PR) - 21.06.2010
Nur verhaltene Freude machte Erzeugern und Verbrauchern die diesjährige
Spargelernte, die am Donnerstag offiziell zu Ende geht. Die
Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz bilanziert zum Johannitag zwar
qualitativ hochwertige, aber in der Menge niedrigere Erträge als im
guten Spargeljahr 2009. Nach dem kalten Winter hatten günstige
Witterungsbedingungen zu Frühlingsbeginn die Erwartungen auf eine gute
Ernte wachsen lassen. Doch die Erwartungen erfüllten sich nicht. Zu
Ostern gab es keinen deutschen Freilandspargel auf dem Markt. Erst in
der vorletzten Aprilwoche konnte ein flächendeckendes Angebot
registriert werden. Der klassische Spargelmonat Mai war dann insgesamt
zu kalt, zu nass und zu sonnenarm. Auch der Juni konnte nur wenig
wieder gut machen. Dennoch muss den Spargelpflanzen jetzt die
erforderliche Erholungszeit gegeben werden. Die bis jetzt
unterirdisch abgestochenen Sprossen der Spargelpflanze dürfen jetzt
austreiben und Nähstoffe aufnehmen.
Die
zum Erntestart abgegebenen positiven Saisonprognosen sind nach
Einschätzung der Kammer zu Recht zurückhaltend gewesen. Die Erwartung,
es würden wie in Durchschnittsjahren rd. 5 Tonnen pro Hektar
gestochen, war immer mit der Voraussetzung sich bessernder
Witterungsverhältnisse verbunden. Der Mai 2010 präsentierte sich dann
jedoch mit 1,7 C° unter dem Durchschnitt als der kälteste seit 1991,
dazu mit einer Überversorgung an Niederschlag und einem Mangel an
Sonnenstunden. Die Bedingungen waren somit für die Spargelpflanze, die
Temperaturen über 20 °C mag und bei weniger als 8 °C das Wachstum
völlig einstellt, abgesehen von Lichtblicken, wie um Pfingsten, während
der klassischen Haupterntezeit äußerst ungünstig.
Aus dem Land werden je nach Region Verluste von um
die 20 Prozent, vereinzelt auch mehr gemeldet. Die verbreitet
eingesetzten Schutzplanen dürften den Verlust in Grenzen gehalten
haben. Der tatsächlich erzielte Ertrag von rd. 1.000 ha Anbaufläche in
Rheinland-Pfalz wird daher heute auf etwas weniger als 4.500 t
geschätzt. Aufgrund der schwierigen Marktlage - der Pro-Kopf-Verbrauch
scheint 2010 etwas unter den Durchschnittswert von 1,2 kg gefallen zu
sein - konnten nur leichte Preisanhebungen durchgesetzt werden.
Verkaufspreise von 8,- bis 9,- Euro für die Klasse 1 und 5,- bis 6,-
Euro für die Klasse 2 im Schnitt lagen nur unwesentlich über denen des
Vorjahres und konnten die Einnahmeverluste nur zum Teil ausgleichen.
Da auch aus den klassischen Spargelländern
Griechenland, Spanien und Marokko weniger Importware auf dem Markt war,
griffen die Verbraucher aber überwiegend zu heimischer Ware. Mit Sorge
sehen einige Anbauer die immer stärker auf den Markt drängenden Importe
aus Peru, wo mit zwei Ernten im Jahr ein drei- bis vierfacher
Hektarertrag erzielt wird und damit trotz langer Transportwege Spargel
vergleichsweise billig angeboten wird. Die Kammer rät hier
Verbrauchern, vor ihrer Kaufentscheidung die Ökobilanz bei 11.000 km
Transportweg zu berücksichtigen.