Recklinghausen (agrar-PR) -
Wasserlinsen - wichtig für Ökologie und Umweltschutz Pflanze des Monats Juli des Landesamtes für Natur, Umwelt und
Verbraucherschutz NRW (LANUV) ist die Wasserlinse, im Volksmund auch
Entengrütze genannt. In den Sommermonaten bedecken ihre sehr kleinen
grünen Blätter mal mehr, mal weniger, Seen, Tümpel und Teiche sowie die
Uferbereiche langsam fließender Gewässer. Katzen oder Hunde vertun sich
dann schon mal und landen beim Herumtoben, festen Rasenuntergrund
vermutend, jäh im Wasser des Gartenteichs. Teichbesitzer und Aquarianer
wissen oft nicht so recht, ob und was sie mit der Wasserlinse tun
sollen. Ein geschlossener Wasserlinsenteppich kann dem Gewässer
schaden. Allerdings zeigt die kleine Blütenpflanze auch beachtliche
Qualitäten im Hinblick auf Ökologie und Umweltschutz.
Wasserlinsen bestehen aus runden bis ovalen, im Durchschnitt etwa fünf
Millimeter großen Blattscheiben mit je einem ins Wasser herabhängenden
Wurzelfaden. In NRW gibt es etwa 10 Arten, die kaum voneinander zu
unterscheiden sind und von denen die Kleine Wasserlinse (Lemna minor)
am häufigsten vorkommt.
Fische, Krebse, Schildkröten, Schnecken und andere Tiere haben die
nährstoffreichen Wasserlinsen (Eiweiß, Stärke) „zum Fressen gerne“. In
einigen Ländern wird die Pflanze als Viehfutter abgeerntet und taucht
sogar als Gemüse auf der Speisekarte des Menschen auf. Auch als
Baumaterial werden Wasserlinsen in der Natur verwendet: Die Raupe des
Wasserlinsenzünslers sowie einige Köcherfliegenlarven konstruieren
daraus ihre kleinen Häuschen, in denen sie Schutz finden. Und wenn die
Algen im See oder Teich überhand nehmen, zeigen Wasserlinsen ihre
Qualitäten: Sie beschatten die Wasseroberfläche und bremsen das auf
Sonnenlicht angewiesene Algenwachstum.
Zu viel Schatten jedoch stört das ökologischen Gleichgewicht des
Gewässers: Bilden Wasserlinsen einen geschlossenen Teppich, können
neben Algen auch beliebte Wasserpflanzen zurückgedrängt werden. Der
Sauerstoffaustausch wird erschwert und der Faulschlamm nimmt zu.
Algenfressenden Fischen oder Wasserschnecken wird die Nahrungsgrundlage
entzogen. Die Entwicklung wechselwarmer Lurche und Kaulquappen
verzögert sich, weil das Wasser zu kühl ist. Schließlich kann das
gesamte Leben im Teich absterben. Übertriebene Sorge allerdings ist
unbegründet, wenn man seinen Gartenteich im Auge behält und einen Teil
der Wasserlinsen abschöpft. Sie vermehren sich zwar durch Teilung der
Sprossachse recht schnell, doch lebt eine Linse kaum länger als vier
Wochen. Außerdem fressen auch Enten, Gänse und andere Vogelarten
liebend gern ihre „Entengrütze“, so dass auch Tümpel in der freien
Landschaft oft von Absterben und Verlandung verschont bleiben.
Mit dem Abschöpfen des Linsenteppichs wird das Wasser gereinigt. Dank
ihrer Fähigkeit, dem Wasser organische und anorganische Substanzen zu
entziehen, gewinnen Wasserlinsen bei der Abwasserbehandlung eine
zunehmende Bedeutung. Experten verwenden die Kleine Wasserlinse als
Indikatorpflanze bei Toxizitätstests. Wird ihr Wachstum gehemmt,
reagiert die Pflanze auf Schadstoffe im Gewässer. Fehlen dagegen
Stoffe, verändern die Wasserlinsen ihre Farbe. Wasserlinsentests für
Chemikalien und Umweltproben sind preisgünstig und wurden
standardisiert. Zunehmende Bedeutung erhält die Pflanze des Monats auch
bei der Erzeugung von Bioenergie und der Biomasse- und
Proteinproduktion.