Hannover (agrar-PR) - Die Ernte läuft auf den rund 100 000 Hektar Zuckerrübenfläche in
Niedersachsen derzeit auf Hochtouren. Traditionell war die Rübenkampagne
für die Landwirte in den Anbaugebieten rund um Uelzen, Göttingen,
Braunschweig und Hannover sowie in der Hildesheimer Börde die
arbeitsreichste Zeit des Jahres, berichtet der Landvolk-Pressedienst.
Inzwischen hat sich bei Ernte, Verladung und Transport der Zuckerrüben
jedoch einiges geändert. Wurden die Rüben lange Zeit vorwiegend mit von
Schleppern gezogenen Rübenrodern geerntet, die sich jeweils eine oder
zwei Reihen vorgenommen haben, ist heute der sechsreihige selbstfahrende
Rübenvollernter zur Standardtechnik geworden. Obwohl sich die
Flächenausstattung der einzelnen Betriebe in den vergangenen 20 Jahren
erhöht hat, lohnt sich die Anschaffung der teuren Erntemaschinen für die
wenigsten. „Sie spezialisieren sich und organisieren die Ernte
überbetrieblich“, erläutert der Geschäftsführer des
Zuckerrübenanbauerverbandes Niedersachsen-Mitte, Clemens Becker.
Langeweile kommt bei den Rübenanbauern trotzdem nicht auf. Auch nach
dem technischen Wandel sind viele Rübenanbauer immer noch ins
„Rübengeschäft“ involviert. Sie roden die Rüben zwar nicht mehr selbst,
bringen sich aber beim Fahren der Rübenroder oder Lastwagen ein. Andere
sind in die überbetriebliche Organisation der verschiedenen Maschinen
eingebunden. „Im Nahbereich der Zuckerfabriken, bis zu einer Entfernung
von ungefähr 15 Kilometern, liefern die Landwirte die Rüben oft noch
selbst mit Schlepperzügen an“, sagt Becker. Mit der Entfernung steige
jedoch der Einsatz von Lkw und Fremdarbeit durch Speditionen.
Bis 1990 gab es noch 15 Zuckerfabriken in Niedersachsen. Mittlerweile
hat sich die Nordzucker AG auf vier Standorte in Niedersachsen
konzentriert. Dadurch sind die Wege für die Bauern weiter geworden, und
der Transport mit dem Schlepper ist häufig zu teuer. Bis Mitte November
– auf den sandigen Böden auch noch länger – holen die Rübenroder die
süßen Früchte aus der Erde und legen sie in einer Miete am Feldrand ab.
Die Abfuhr vom Acker in die Fabrik erfolgt nach einem strengen
Terminplan bis Mitte Januar. Dann werden die Landwirte rund 60 t/ha
Rüben geerntet haben, schätzen die Experten des Dachverbandes
Norddeutscher Zuckerrübenanbauer. Das wären etwa sechs to/ha weniger als
2009. Die Zuckergehalte der Rüben sind durch die zuletzt sonnigen Tage
auf derzeit 17,2 Prozent gestiegen. Der bisherige Durchschnitt liegt mit
16,5 Prozent jedoch deutlich niedriger als 2009, als die Rüben 18,1
Prozent Zucker enthielten. Die Landwirte hoffen deshalb auf reichlich
Sonnenschein, damit der Durchschnittswert zumindest die Marke von 17
Prozent noch erreicht.