Hannover (agrar-PR) - Landwirte in ihrer Funktion als Lebensmittelproduzenten stehen am
Anfang einer Lebensmittelkette, die auf den ersten Blick kaum zu
durchschauen ist. Auf unzähligen Stufen werden die Rohprodukte wie
Weizen, Kartoffeln oder Zuckerrüben transportiert, verarbeitet und
gehandelt. Beim vierten Norddeutschen Kartoffeltag in Uelzen haben die
Landwirte ihrem Unmut über steigende Anforderungen, besonders des
Lebensmitteleinzelhandels, an Dokumentation und Transparenz auf den
Höfen Luft gemacht, berichtet der Landvolk-Pressedienst. Anlass zur
Diskussion bot zum Beispiel die geforderte Unterschreitung der
gesetzlich festgelegten Höchstmengen von
Pflanzenschutzmittelrückständen um 30 Prozent. „Ein Puffer für
analytische Ungenauigkeiten und eine erzieherische Maßnahme der
Produzenten“, so nannte es Dr. Horst Lang von der Globus Warenhaus
Holding. Nora Lehmann von der Böhmer Vertriebs- und
Verpackungsgesellschaft möchte als Qualitätsmanagerin auf jeden Fall
Angriffspunkte von Verbraucherschutzorganisationen vermeiden und
verteidigte die Anforderungen.
Eine Zertifizierung über QS, Global-GAP oder über das Benchmark der
Systeme, QS-GAP, wird von allen Kartoffelanbauern erwartet, die den
Lebensmitteleinzelhandel beliefern möchten. „Es ist den Landwirten
nicht zuzumuten, dass sie mehr als eines der aufwändigen und teuren
Betriebsaudits über sich ergehen lassen müssen!“. Willy Isermann vom
Heidekartoffelverbund forderte ein einheitliches System, mit dem alle
Abnehmer zufrieden gestellt werden können. Für die Audits müssen die
Landwirte den Anbau exakt dokumentieren, genaue Ackerschlagkarteien
führen und die Daten bei Auffälligkeiten für die Rückverfolgbarkeit zur
Verfügung stellen. Der Wunsch einiger Abnehmer, selbst die Daten zu
sammeln, stieß auf Widerstand bei den Landwirten: „Die Daten müssen
beim Landwirt bleiben“, forderte Thorsten Riggert, stellvertretender
Vorsitzender der Union der deutschen Kartoffelwirtschaft (UNIKA).
„Sollen die Daten zu Marketingzwecken bereitgestellt werden, müssen die
Bauern dafür entlohnt werden. Mit Lebensmittelsicherheit hat das nichts
mehr zu tun!“, ergänzte Riggert. Er spielte auf die Möglichkeit an,
dass Verbraucher über eine Nummer auf der Kartoffeltüte Daten über den
Erzeuger im Internet einsehen können.
In der Lüneburger Heide werden auf 48.000 Hektar (ha) Kartoffeln
angebaut, 16.000 ha davon werden zu Stärke verarbeitet. Durch einen
Preisverfall von 30 Prozent befürchten die Speisekartoffelanbauer nun,
dass Stärkekartoffelanbauer auf die Speisekartoffelproduktion
umschwenken könnten. Das würde den Druck auf den Speisekartoffelmarkt,
der ohnehin schon unter niedrigen Preisen leidet, erhöhen. „Wir müssen
auch die Verantwortung für den Stärkekartoffelanbau übernehmen“,
forderte Riggert die Landwirte auf.