Hannover (agrar-PR) - Pasta, Pizza und Burger haben die Kartoffel als ehemals eines der
wichtigsten deutschen Grundnahrungsmittel verdrängt. Parallel dazu
haben sich in den vergangenen Jahrzehnten viele Landwirte aus dem Anbau
der dicken Knollen zurück gezogen. Gleichzeitig haben sich in
Niedersachsen nach Mitteilung des Landvolk-Pressedienstes eine ganze
Reihe von Landwirten auf das Geschäft mit den Hackfrüchten
konzentriert. Sie gelten als Profis in Anbau und Vermarktung. Nur etwa
jeder achte deutsche Kartoffelbauer ist im Agrarland Niedersachsen
beheimatet, zusammen aber liefern die mehr als 6.500 niedersächsischen
Kartoffelanbauer annähernd die Hälfte der gesamten deutschen
Kartoffelerzeugung. Aktuell wurden im Jahr 2009 in Niedersachsen auf
117.701 ha Kartoffeln angebaut, bei einem durchschnittlichen Ertrag von
468 dt/ha (Dezitonnen je Hektar) wurden insgesamt 5,5 Mio. Tonnen (t)
Kartoffeln geerntet, bundesweit waren es 11,6 Mio. t.
Die Speisekartoffeln machen mit 27.827 ha an der gesamten
Kartoffelfläche Niedersachsens nur noch einen bescheidenen Anteil aus.
Die Landwirte haben damit auf den rückläufigen Verzehr der Verbraucher
von Frischware reagiert. Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist die
Kartoffel ihrer mediterranen Konkurrenz Pasta und Pizza jedoch haushoch
überlegen und als Pellkartoffel nahezu Fast Food tauglich. Mit 34 kg
Kartoffeln pro Kopf kommen aber nur noch wenige Kartoffeln als Salz-,
Pell- oder Bratkartoffel auf den Tisch. In den fünfziger Jahren
erreichte dieser Anteil noch fast 200 kg. Die weitaus meisten Knollen
werden heutzutage als Pommes, Kloßteig, Puffer, Gnocchi, vorgefertigte
Bratkartoffeln, Gratin oder gar Salzkartoffeln im Glas in den Küchen zu
Gemüse und Fleisch aufgewärmt. Dem Siegeszug der vielfältigen durch die
Ernährungsindustrie kreierten Kartoffelprodukte musste die
Stärkekartoffelindustrie Platz eins unter den Kartoffelverarbeitern
abtreten. Die Stärkefabriken haben aktuell unter der Wirtschaftskrise
und der Konkurrenz um Rohstoffe zu leiden.
Analog zu den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Kartoffel
gibt es weltweit etwa 5.500 Kartoffelsorten, das Bundessortenamt in
Hannover listet in seiner beschreibenden Sortenliste mehr als 300
Sorten auf und unterscheidet nach Koch- und Speiseeigenschaften,
Verarbeitungseignung sowie Knollen- und Staudenmerkmalen. Und danach
erzeugen die klügsten Bauern die dicksten Kartoffeln für die
Verarbeitungsindustrie, da dort lange Pommes produziert werden sollen,
und als Speisekartoffeln eher kleinere. Bei allem Wandel im
Kartoffelverzehr und –anbau ist aber die Vorliebe der Norddeutschen für
festkochende Kartoffeln geblieben, während in Süddeutschland die
knödeltauglichen mehligen Varianten bevorzugt werden. Und auch im
Export spielen niedersächsische Kartoffeln ihre Stärken aus, allen
voran in den Niederlanden, aber auch in Hongkong oder Israel gibt es
Kartoffeln aus Niedersachsen zu kaufen.