Hannover (agrar-PR) - Niedersachsens Milchviehhalter und ihre Verarbeitungsunternehmen müssen nach dem Ende der Milchquotenregelung voraussichtlich keine „Milchschwemme” befürchten. Auch anziehende Auszahlungspreise können das Ausscheiden einzelner Betriebe nicht verhindern. Dieses Fazit zog Landvolkvizepräsident Heinz Korte, zugleich Vorsitzender im Milchausschuss des Verbandes, aus den Ergebnissen einer Analyse zur Entwicklung der Milchproduktion in Niedersachsen, die das Landvolk beim von Thünen-Institut (vTI) in Braunschweig in Auftrag gegeben hatte. Die Ergebnisse wurden jetzt innerhalb des Verbandes in Walsrode vorgestellt und diskutiert. Die Agrarwissenschaftlerin Birthe Lassen, die knapp 700 niedersächsische Milcherzeuger im Rahmen der Studie zu ihren Zukunftsabsichten und Herausforderungen befragt hat, schlussfolgerte aus den Ergebnissen, dass die durchschnittliche Herdengröße auch künftig weiter wachsen wird. Dabei werden regionale Unterschiede tendenziell größer, da große Betriebe größere Wachstumsschritte planen als kleinere. Im Rahmen von Expertengesprächen mit Milcherzeugern, Beratern und Molkereivertretern zeigte sich, dass unter Annahme eines durchschnittlichen Preisniveaus von 30 ct/kg mittelfristig bis 2020, also für die Zeit nach dem Wegfall der Quotenregelung, in Niedersachsen mit einer Milcherzeugung in etwa auf heutigem Niveau gerechnet werden kann. Bei einem deutlich niedrigeren Auszahlungspreis würden viele Landwirte aus der Milcherzeugung aussteigen. Ein höheres Preisniveau würde zu einem Anstieg der Milchmenge führen. Diese Menge würde dann die Nachfrage übertreffen, so dass der Preis nicht auf dem hohen Niveau bleiben würde. Korte wertete die Ergebnisse der Studie als Auftrag an den Verband, sich mit den Molkereien über gemeinsame Zukunftsstrategien zu verständigen.
Die heftigen Diskussionen der Vergangenheit über die Zukunft der Milchproduktion in Deutschland haben bei den Landwirten offenbar Verunsicherung ausgelöst. Fast jeder zweite von Birthe Lassen befragte Milchviehhalter hat offenbar kein Zukunftskonzept für seinen Betrieb entwickelt. Neben der knappen Landverfügbarkeit sehen die Betriebsleiter Probleme mit Baugenehmigungen und mangelnde Fachkräfte als größtes Hemmnis der betrieblichen Entwicklung. Die zukünftige Entwicklung der Milcherzeugung in Niedersachsen dürfte sich auch nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre grob in drei Zonen einteilen lassen. Während sich die Milchproduktion auf den Grünlandstandorten im Norden stabil bzw. leicht positiv entwickeln wird, hängt sie im mittleren und südlichen Niedersachsen sehr stark von den Alternativen der Flächennutzung ab und wird sich voraussichtlich rückläufig entwickeln. Das Landvolk bekräftigt mit den Ergebnissen der Befragung die Forderung nach einem Vorruhestandsprogramm für ausstiegswillige Landwirte, um diesen Schritt sozialverträglich abzufedern. Korte schöpfte aus den vom vTI ermittelten Daten jedoch auch Zuversicht und sah insbesondere vor dem Hintergrund der zurzeit positiven Marktentwicklung realistische Chancen für die niedersächsische Milch- und Molkereiwirtschaft.