26.08.2013 | 13:45:00 | ID: 15839 | Ressort: Landwirtschaft | Produkte

Mittlere bis gute Getreide- und Rapsernte

Kiel (agrar-PR) - Zufriedenstellende Qualitäten – Erlöse könnten besser sein
Nachdem im Vorjahr hohe Erträge und sehr gute finanzielle Erlöse zu verzeichnen waren, fällt die diesjährige Ernte zwar ertraglich etwas niedriger aus, liegt aber immer noch über dem langjährigen Durchschnitt.

Die Preissituation für die Erzeuger ist jetzt zur Ernte allerdings deutlich schlechter als vor einem Jahr. Die Getreideernte – hier vor allen Dingen der Winterweizen – ist noch nicht beendet. Besonders in den nördlichen Landesteilen stehen noch einige Flächen zum Drusch an.

Die Erträge schwanken stark je nach Standort. Sollte das trockene Erntewetter anhalten, werden voraussichtlich sowohl Weizen als auch Roggen überwiegend als Brotgetreide geerntet und vermarktet werden können. Das teilten Landwirtschaftsminister Robert Habeck, Landwirtschaftskammerpräsident Claus Heller und Bauernverbandspräsident Werner Schwarz gestern (26. August) im Rahmen der gemeinsamen Erntepressekonferenz auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Bruhn in Sierksdorf-Oevelgönne im Kreis Ostholstein mit.

Landwirtschaftsminister Habeck hob die im Landesdurchschnitt guten Erträge hervor, wies aber gleichzeitig auf die enormen regionalen Unterschiede hin. „Ich habe großen Respekt vor der harten Arbeit unserer Landwirte, die wie kaum jemand anderes in Abhängigkeit von Wetter und Natur wirtschaften.“ Insgesamt sei Schleswig-Holstein ein sehr begünstigter Standort. „Wir haben gute Böden, gutes Klima und gut ausgebildete Landwirte. Das ist unser Kapital.“ In diesem Jahr führte ein langanhaltender Winter zu einem Vegetationsrückstand von bis zu zwei Wochen.

Ausreichende Niederschläge und eine Hochdruckwetterlage bis Ende Juni ließen trotz großer Hitze im Juli eine recht gute Ernte heranwachsen, allerdings mit regional großer Bandbreite.

Claus Heller, Präsident der Landwirtschaftskammer, ging auf die Qualitäten von Raps- und Getreide ein. Bei Raps sind insgesamt etwas niedrigere Ölgehalte zu verzeichnen, bei Gerste stimmt die Qualität und bei Weizen besteht - zumindest bei den Partien, die noch nicht geerntet wurden - das Risiko niedriger Fallzahlen.

Auf Qualitätseinschränkungen reagiert der Handel mit kräftigen Preisabschlägen, erklärte Claus Heller: „Insgesamt ist das bisherige Ernteergebnis 2013 kein Grund zur Euphorie und grenzenloser Zufriedenheit.

Die regional stark schwankenden Druschergebnisse zeigen wieder sehr deutlich: Landwirtschaft findet unter freiem Himmel statt und dies bedeutet immer eine große Abhängigkeit von den verschiedensten Einflussfaktoren und Ursachen, die kaum steuerbar sind“, so der Präsident der Landwirtschaftskammer.

Werner Schwarz betonte: „Durch Witterungsbedingungen im vorigen Herbst konnte deutlich weniger Wintergetreide ausgesät werden. Dadurch ist die Ernte kleiner ausgefallen. Leider sind auch die Preise unter Druck geraten und um 20 bis 30 % bei den verschiedenen Früchten.

Bei steigenden Kosten und niedrigeren Erlösen wird die wirtschaftliche Lage für viele Betriebe deutlich angespannter. Zugleich kommen durch die EU-Agrarreform und ihre nationale Um-setzung mehr Auflagen und geringere Ausgleichszahlungen auf die Höfe zu.“

Getreide: Die Getreideanbaufläche wurde 2013 deutlich um 51.000 ha um 279.000 ha eingeschränkt. Aufgrund widriger Witterungsbedingungen konnte insbesondere in weiten Teilen der Marsch kein Winterweizen ausgedrillt werden, mit der Folge, dass die Anbaufläche um 29 % gegenüber dem Vorjahr abnahm. Beim Getreide wird eine Erntemenge von 2,4 Mio. t erwartet. Diese liegt damit um 17 % unter dem Vorjahresergebnis.

Im Einzelnen wurden auf 158.000 ha Winterweizen (221.000 ha Vorjahr) angebaut, Wintergerste auf 53.000 ha (konstant gegenüber Vorjahr), Sommergerste auf 9.000 ha (8.000 ha Vorjahr), Roggen auf 27.000 ha (+2 % gegenüber Vorjahr), Hafer auf 10.000 ha (7.000 ha), Triticale auf 5.800 ha (5.600 Vorjahr) und Sommerweizen auf 14.000 ha (7.500 ha gegenüber Vorjahr).

Winterweizen erzielte im Durchschnitt knapp 93 dt/ha (91 dt/ha Vorjahr). Die Erträge schwanken stark: Während bei Stoppelweizen, also Weizen nach Weizen, teilweise nur 80 bis 85 dt/ha geerntet wurden, waren es bei Weizen nach Raps durchaus 100 dt/ha und mehr. Die Erntemenge wird auf 1,5 Mio. t geschätzt (Vorjahr 2 Mio. t).

Die Qualitätsparameter weisen in der Regel zufriedenstellende Proteingehalte um 12 % auf sowie ausreichende Fallzahlen und Hektolitergewichte. Der Handel erteilt bei niedrigen Rohproteingehalten und sonstigen Qualitätseinschränkungen drastische Preisabschläge. Futterweizen wird derzeit zu Preisen von 1,50 €/dt weniger gehandelt als Brotweizen. Bei einem weltweit höheren Weizenangebot haben sich die Preise gegenüber Vorjahr deutlich nach unten entwickelt. Brotweizen kostet derzeit 17,40 €/dt im Vorjahr waren es 24,80 €/dt.

Die Wintergerste erbrachte im Schnitt knapp 86 dt/ha. Auch hier schwanken die Erträge regional sehr. Die Druschergebnisse lagen zwischen 60 bis 95 dt/ha. Die Qualitäten sind weitestgehend zufriedenstellend, sodass die Wintergerste, die mit 53.200 ha in einem mit dem Vorjahr vergleichbaren Umfang angebaut wurde, vielerorts insgesamt mit 456.200 t (Vorjahr 492.431 t) ein gutes Ernteergebnis erzielen dürfte.

Die Preisnotierungen liegen mit 16,4 €/dt gegenüber einem Vorjahrespreis von 21,8 €/dt deutlich niedriger für die Erzeuger als im Vorjahr. Größere Mengen an Gerste sind bereits in Drittländer wie Saudi Arabien exportiert worden.

Der Winterroggen erbrachte mit im Schnitt 79 dt/ha einen Rekordertrag (Vorjahr 76 dt/ha). Der Preis liegt derzeit für Brotroggen bei 13,40 €/dt. Futterroggen kostet 13,0 €/dt. (Vorjahr 21,30 €/dt bzw. 20,45 €/dt).

Beim Winterraps wurde mit knapp 42 dt/ha ein über dem langjährigen Durchschnitt liegender Ertrag erzielt (entsprechend dem Vorjahr). Allerdings weisen die Druschergebnisse witterungsbedingt eine weite Streuung mit Ernteergebnissen von 30 dt/ha bis 50 dt/ha auf. Aufgrund der schnellen Abreife im Juli liegen die Ölgehalte ca. 1 bis 1,5 % unterhalb der Werte des Vorjahres von rund 45 %.

Die Rapsanbaufläche ist in diesem Jahr wieder auf durchschnittliches Niveau von 112.000 ha angestiegen, nachdem im Vorjahr aufgrund der schlechten Bestellbedingungen bei der Herbstaussaat nur gut 60.000 ha Raps zur Ernte anstanden.

Die Rapsernte wird insgesamt auf rund 469.000 t geschätzt (255.100 t Vorjahr). Auch bei Raps liegen die Preisnotierungen mit momentan 33,9 €/dt deutlich unter den Erzeugerpreisen des Vorjahres (48 €/dt). Grund dafür ist die größere Ernte in der EU und die schwierige Absatzlage auf den Märkten für pflanzliche Öle (schwacher Biodieselabsatz).

Silomais ist wegen der eingeschränkten Winterweizenfläche in diesem Jahr die am häufigsten angebaute Kultur. Mit rund 181.400 ha ist die Fläche im Vergleich zum Vorjahr annähernd konstant geblieben. Silomais macht wie in den Vorjahren den Hauptteil der zur Grünernte genutzten Pflanzen, die sowohl als Futter- wie auch als Energiepflanzen verwendet werden.

Die Silomaisbestände zeigen regional einen sehr heterogenen Wachstumsstand auf. Einige Bestände konnten die witterungsbedingten Entwicklungsverzögerungen aufholen – andere Bestände zeigen noch einen erheblichen Wachstumsrückstand. Aufgrund der Befürchtung gravierender Ertragseinbußen wurden vermehrt Getreidebestände vor der Kornreife als Ganzpflanzensilage (GPS) geerntet, um sie als Ersatz für Fütterung und Biogasanlagensubstrat einzusetzen.

Die Kartoffeln in Schleswig-Holstein haben in diesem Jahr unter den diesjährigen Witterungsverhältnissen am stärksten gelitten: Späte Pflanztermine mit nachfolgend kühl/feuchter Witterung haben zu deutlich reduzierten Knollenansätzen geführt.

Die anschließende Trockenheit hat vielerorts zu einem zeitigen Absterben der Pflanzen geführt. Die Erträge werden daher weit unterdurchschnittlich ausfallen. Allerdings sind momentan die Erzeugerpreise für Kartoffeln doppelt so hoch wie im Vorjahr. Die Anbaufläche an Speisekartoffeln liegt in Schleswig-Holstein bei rund 3.400 ha. Ein Kilo Kartoffeln kostet derzeit über 2 €.


Daniela Rixen, Pressesprecherin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Telefon: 04331-9453-110, E-Mail: drixen@lksh.de

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