08.09.2021 | 11:45:00 | ID: 30863 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

"Nutztiere sind nicht nur nützlich, sie sind absolut essentiell"

Bonn (agrar-PR) - Die Nutztierhaltung steht in der Kritik von Tierschutzorganisationen und NGOs. Kritisiert werden in erster Linie die angeblichen Auswirkungen auf Klima und Umwelt. In einem Interview mit Fokus Fleisch erläutert Prof. Dr. Dr. habil. Wilhelm Windisch, Ordinarius für Tierernährung an der TU München, Lehrstuhl für Tierernährung, dass Nutztiere nicht nur für Fleischesser sondern auch für Veganer und Vegetarier eine wichtige Rolle bei der Ernährung spielen.
Die Haltung von Nutztieren wird von ihren Gegnern in direkten Zusammenhang mit Umweltschädigung gebracht. Dabei werden insbesondere die Auswirkungen der Klimagase in den Vordergrund gestellt. Kritiker lassen gern unerwähnt, dass die Klimagase der Landwirtschaft aus ausgeglichenen biogenen Kreisläufen entstammen und nicht aus fossilen Energieträgern, die zusätzliches CO2 in die Atmosphäre transportieren. Das hat auch der Weltklimarat im ersten Band des sechsten IPCC-Sachstandsbericht so festgestellt. Im Gegensatz zu biogenen Quellen, erhöhen fossile Brennstoffquellen die Treibhausgasfreisetzung in die Atmosphäre.

Emissionen der Nutzung fossiler Rohstoffe sind das Problem - nicht die Rinder

Der Klimawandel fällt mit der Industrialisierung und nicht mit den Methan-Ausstößen der Tierhaltung zusammen, sagt Prof. Windisch. Diese besteht bereits seit 1000 Jahren. "Laut dem Umweltbundesamt entfallen rund 6% des gesamten Ausstoßes an CO2 Äquivalenten im Jahr auf Methan. Davon entfallen rund 2% auf die Wirtschaftsbereiche Verkehr oder auch Abfallwirtschaft. 4% gehen auf die Landwirtschaft. Von den 4% geht die Hälfte auf den Pflanzenanbau auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und lediglich weitere 2% auf die Nutztierhaltung inklusive Güllelagerung. Wenn man also alle Nutztiere abschaffen würde wäre der Effekt für die Umwelt so klein, dass er kaum messbar wäre."

Aber selbst diese 2% sind Teil eines biogenen Kreislaufes. Das freiwerdende Methan zerfällt nach 10 Jahren in der Atmosphäre zu CO2 und wird von den Pflanzen aufgenommen, die wiederum von den Tieren gefressen werden. "Diesen ziemlich schnellen Kreislauf hat man bislang schlichtweg nicht beachtet. Der aktive Methanbestand in der Atmosphäre aus der Viehhaltung ist in Wirklichkeit nochmals um eine Vielfaches geringer als es bislang immer so plakativ dargestellt wird."

Fleischersatzprodukte sind keine Alternative

Fleischersatzprodukte wie im Labor hergestellte Fleisch stellen für Prof. Windisch keine Alternative zu der praktizierten Erzeugung von Fleischprodukten dar. Auch Zellkulturen müssen mit hohem Energieaufwand versorgt werden. "Die Zellkultur muss ja auch gefüttert werden. Und zwar mit höchst reinen Nährstoffen, die man erst mal aus veganen Lebensmitteln aufwändig herstellen muss. Nachdem man immer weniger erntet als man füttert, ist diese "Alternative" in Wirklichkeit eine Vernichtungsmaschine von Nährstoffen, denn man hätte das Futter für die Zellkultur ja auch selber essen können", erklärt Prof. Windisch.

Die Haltung von Nutztieren ist essentiell

Der Forderung, die Nutztierhaltung in Deutschland zu verbieten und komplett abzuschaffen, erteilt Prof. Windisch eine klare Absage. "Über eine Folge müssen sich die Organisationen im Klaren sein: Verbieten wir die Nutztierhaltung, reduzieren wir das Potenzial zur Erzeugung von Lebensmitteln insgesamt." Bei allen pflanzlichen Lebensmitteln die hergestellt werden, fallen laut Prof. Windisch große Teile nicht essbarer Biomasse wie Stängel oder Blätter an, die nicht verwertet werden.

"Wenn man alles zusammenzählt, entstehen in der Landwirtschaft mit jedem Kilogramm veganem Lebensmittel mindestens vier Kilogramm nicht-essbare Biomasse. Die effizienteste Möglichkeit diese nicht-essbare Biomasse zu verwerten ist es, sie an Nutztiere zu verfüttern", so Prof. Windisch.

Darüber hinaus äußert sich Prof. Windisch im Fokus-Fleisch Interview auch zu den Gesundheitsgefahren des Fleischkonsums. Das Interview in kompletter Länge finden Sie auf der Website www.fokus-fleisch.de

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