23.09.2009 | 00:00:00 | ID: 2372 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Branche ist robust und stark im Export

Hannover (agrar-PR) - Veredelung
Deutschlands Schweinehalter wollen die schwierige Phase auf dem Markt hinter sich lassen. Die Branche habe sich als „robust“ erwiesen, verbreitete Franz-Josef Möllers auf dem Veredelungstag des Deutschen Bauernverbandes in Münster Optimismus. Und offensichtlich hat die gesamte Kette ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis gestellt und zusätzliche Marktanteile erobern können.

Möllers, Präsident des Westfälischen Landwirtschaftsverbandes und im Deutschen Bauernverband für die Veredlung zuständig, führte dies auch auf die Unterstützung der Politik zurück. Diese Position solle nun erhalten gefestigt und ausgebaut werden, spornte er gemeinsam mit Landvolk-Vizepräsident Franz-Josef Holzenkamp die mehr als 700 Teilnehmer des Veredlungstages an. Die deutschen Landwirte dürften nun nicht mit weitren Auflagen überzogen werden. Auch EU-Vorgaben müssten streng nach der Formel 1:1 in deutsches Recht umgesetzt werden, um in offenen Märkten gleiche Wettbewerbsbedingungen zu garantieren. Möllers sprach mit Blick auf den Tierschutz-TÜV von einem „Sündenfall“ und befürchtete in dem aktuell diskutierten Stickstoff-Leitfaden einen „Investitionskiller“. „Das Ding muss vom Tisch“, beschied Möllers knapp. Als wichtigsten Auftrag für die neue Bundesregierung bezeichnete Möllers die Einführung einer Risikoausgleichsrücklage für Landwirte.

Keine Tricksereien

Zu dem Thema Gentechnik bekundete Möllers die Bereitschaft der Schweinehalter zu einer offenen und verständlichen Deklaration „ohne Tricksereien“, die den gesamten Prozess umfassen solle. Ziel der Landwirte sei es außerdem, auf die Ferkelkastration zu verzichten, dazu müssten aber alle in der Branche die Lösungen gemeinsam erarbeiten und voran bringen. Ein gespaltener Markt wurde auch von den Vertretern der drei größten deutschen Schlachtunternehmen, Tönnies, Westfleisch und Vion, als wenig zielführend bezeichnet.

Als Erfolgsgeschichte bezeichneten Prof. Dr. Werner Zwingmann aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium und Dr. Dietmar Weiß von der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) die Exportbilanz der deutschen Schweinemäster. Seit 2005 sind die Ausfuhren höher als die Einfuhren, Weiß sah auch für die Zukunft noch Potenzial und Kapazitäten für ein weiteres Wachstum. Mit 26,2 Mio. Schweinen wurden im ersten Halbjahr 2009 zwar nicht ganz so viele Schweine gemästet wie 2008 mit 54,8 Mio. Tiere im gesamten Jahr, aber „ohne Exporte geht es nicht“, sagte Zwingmann. Als wichtige Zielregionen stuften er und Weiß Russland, Südafrika und Asien ein. Das große Interesse Russlands an Lebendtierimporten sah Zwingmann aus Tierschutzgründen kritisch. Die höheren Erlöse machten den Markt jedoch attraktiv. Bei nur 10 ct/kg mehr für die Schlachttiere auf dem hiesigen Markt gingen die Schweine als Fleisch nach Russland, spornte Zwingmann die Schlachtunternehmen an.

Komplexe Vorschriften

Kritische Komponente bei den Exporten sind Bestimmungen zu Tiergesundheit und Hygiene. Sie würden immer komplexer und weniger vorhersehbar, fasste Zwingmann zusammen. Exporterfolge seien daher untrennbar mit dem Schutz vor Tierseuchen, absoluter Hygiene in allen Bereichen der Lebensmittelkette und rückstandsfreier Ware verbunden.

Der Grundstock dazu wird, wie Prof. Dr. Andreas Hensel vom Bundesinstitut für Risikobewertung sehr anschaulich darlegte, im Stall gelegt. Nach Umweltproblemen stuften die deutschen Verbraucher Lebensmittelskandale als größte Bedrohung ein. Hensel nahm den Verbraucher selbst für hygienisch einwandfreie Lebensmittel mit in die Verantwortung, sah aber speziell bei Zoonosen die Landwirte als wichtigen Part. Die schnelle Vermehrungsrate etwa von Salmonellen berge hier das größte Risiko. Hensel sah die klassischen Maßnahmen wie absolute Sauberkeit im Stall und entsprechende Selektion in der Zucht als Mittel der Wahl, wenngleich über Impfungen zu wenig diskutiert werde. Zudem machte er sich nach dem Motto „kurze Wege, wenig Salmonellen“ für kurze Transportwege stark. Zum Schluss hatte er noch ein Lob für die Landwirte parat: Die Lebensmittelkrisen der vergangenen zehn Jahre waren alle auf kontaminierte Futtermittel zurück zu führen. Die Landwirtschaft war nicht Verursacher, aber Leidtragender.

Um Akzeptanz werben

Vor ganz neuen Herausorderungen sah Johannes Röring vom Westfälischen Landwirtschaftsverband die Veredelungsbetriebe. Sie seien auf „ausgewogene Regeln“ seitens der Politik angewiesen, um den Betrieben nicht die wirtschaftliche Grundlage zu entziehen. Er bezeichnete den Stickstoffleitfaden als „fachlich fragwürdig“ und zudem überflüssig, wenn behördeninternen besser zusammengearbeitet würde. Zusätzlich sah er die Tierhalter in der Pflicht, den Tierschutz weiter voran zu bringen, um die Akzeptanz der Bevölkerung zu behalten. Wenn der Landwirtschaft in der Region die Akzeptanz fehle, könne sie sich nicht weiter entwickeln. Perfekter Gastgeber des Tages war die Agravis, als Vorlieferant und Marktpartner im Absatzgeschäft eng mit der Landwirtschaft verbunden. Das Futtermittelgeschäft beispielsweise bezeichnete Vorstandsvorsitzender Clemens Große Frie als „regionales Geschäft“, für das Nähe zum Kunden wie zum Tierbestand gleichermaßen wichtig sei. Aber bei lokaler Produktion würden die Preise international gemacht. Und in dem Punkt gibt es zur Landwirtschaft kaum noch Unterschiede.
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