Hannover (agrar-PR) - Ungefähr 640.000 Wildschweine sind im vergangenen Jahr in
Deutschland erlegt worden, so viele wie nie zuvor. Allein in
Niedersachsen betrug die Jagdstrecke nach Angaben des Landvolks
Niedersachsen 57.600 Wildschweine. Das sind 27-Mal so viele wie in den
30-er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Mit der rasanten Zunahme der
Wildschweinbestände geht eine Zunahme der Schäden an
landwirtschaftlichen Kulturen durch Wildschweine einher, vor allem im
Mais. Aber auch das Risiko der Übertragung der Schweinepest steigt mit
zunehmender Wildschweindichte. Gemeinsam mit dem Deutschen
Jagdschutzverband (DJV) hat der Deutsche Bauernverband (DBV) deshalb
ein Modellvorhaben gestartet, um wirksame und praktikable Möglichkeiten
zur Populationsbegrenzung auszuloten. Im Mittelpunkt des auf drei Jahre
angelegten Versuchs unter wissenschaftlicher Begleitung durch die
Fachhochschule Südwestfalen in Soest steht die Frage, ob durch
Schussschneisen in den Maisfeldern die Zahl der Schweine eingedämmt
werden kann. Erste Zwischenergebnisse liegen jetzt vor.
Grundsätzlich haben sich die Schneisen als wirksam erwiesen, vor
allem wenn sie quer zu den Maisreihen angelegt werden. Hier haben die
Jäger freie Sicht und freies Schussfeld, während die Wildschweine im
Mais nicht bejagt werden können. Je breiter die Streifen angelegt
werden, umso größer ist auch der Jagderfolg. Allerdings sollte eine
Einsaat der Streifen vorgenommen werden, um die Schweine aus dem Mais
auf die Streifen zu locken. Positiver Nebeneffekt neben der Reduzierung
der Wildschäden sowie des größeren Jagderfolgs für die Jäger ist die
Bereicherung der ökologischen Vielfalt sowie die Schaffung von
Brutmöglichkeiten für Vögel. Allerdings kostet die Anlage der
Schussschneisen Ertrag und verursacht zusätzliche Arbeit. Strittig ist
zurzeit noch, wer für diese Kosten aufkommt. Die Bauern hoffen, dass
diese Maßnahme in die Agrarumweltprogramme der Länder aufgenommen
werden könnte.
Ursache für die Zunahme der Wildschweinzahlen ist unter anderem die
veränderte Agrarlandschaft. Mit zunehmendem Anbau von Raps und Mais
haben die Wildschweine fast ganzjährige Deckung und Nahrung, so dass
sie nur schwer zu bejagen sind. Außerdem haben die milden Winter der
vergangenen Jahre die Überlebensrate der Schweine in der kalten
Jahreszeit erhöht. Die gute Nahrungsgrundlage lässt zudem die
Frischlinge früher geschlechtsreif werden, sie tragen in großem Umfang
zur Vermehrung bei. Sie sollten deshalb weit stärker bejagt werden als
bisher. Hemmnis für die Jäger sind aber auch die Kosten für die
vorgeschriebene Trichinenschau, die oftmals den Wert des erlegten
Frischlings übersteigen.