Wädenswil (agrar-PR) - Eine Kontamination der gelesenen Trauben mit dem
Asiatischen Marienkäfer kann den Geschmack des Weins negativ
beeinflussen. Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
hat daher diesen Herbst das Vorkommen des Marienkäfers in den Schweizer
Rebbaugebieten untersucht. Vom Baselbiet bis ins Waadtland konnte kein
einziges Insekt in den Trauben beobachtet werden.
Der
Asiatische Marienkäfer Harmonia axyridis ist ein invasiver Organismus,
der sich erst kürzlich schweizweit ausgebreitet hat. Unter gewissen
Bedingungen kann das Insekt in den Weintrauben Ansammlungen bilden.
Wenn nun marienkäferkontaminierte Trauben geerntet und gepresst werden,
setzten die Tiere Alkylmethoxypyrazine frei, welche den Geschmack des
Weines negativ beeinflussen können. Durch die ACW durchgeführte
Kontaminationsversuche des Weinlesegutes 2007 zeigten, dass Dichten von
einem einzigen Insekt pro Kilogramm Chasselas genügen, um die Feinheit
und Fruchtigkeit des Weines stark zu vermindern. Daneben roch der Wein
nach ranzigem Öl. Bei 5 Insekten pro Kilogramm ist die Qualität von
Pinot Noir-Weinen stark reduziert. Besonders beeinträchtigt sind die
Qualität der Tannine, die Feinheit, die Fruch-tigkeit, die Struktur und
der Charakter des Weines. Diese beunruhigenden Ergebnisse haben ACW
dazu veranlasst, kurz vor der Weinlese 2009 die Entwicklung des Insekts
in den verschiedenen Rebbaugebieten zu verfolgen.
In der Schweiz wurden die ersten Exemplare des Asiatischen
Marienkäfers 2004 in Basel gefunden. Seither hat sich das Insekt von
Norden her das ganze Lande besiedelt und heute stellt diese Spezies
unsere häufigste Marienkäferart dar. Bei der Auswahl der untersuchten
Parzellen wurde daher der geschichtliche Verlauf der Ausbreitung
berücksichtigt. Es wurden Kontrollen in den Rebbergen des Kanton
Baselland (Arlesheim, Aesch, Pfeffingen), Bern (Tüscherz), Neuenburg
(Le Landeron) und Waadt (Concise, Aubonne, Mont-sur-Rolle, Dully,
Luins, Begnins, Vich, Coinsins, Givrins, Trélex) durchgeführt. Mehr als
5000 Weintrauben wurden untersucht, ohne auf ein einziges Tier zu
stossen. Nichtsdestotrotz wurden in einer Lichtfalle in Changins, die
in unmittelbarer Nähe der Rebberge der Waadtländer La Côte steht, 2009
deutlich mehr Tiere gefangen als im Vorjahr (Abb. 1). Eine vorzeitige
Weinlese verbunden mit einem besonders guten Gesundheitszustand der
Trauben hat sicherlich nicht dazu beigetragen, die Insekten vermehrt in
die Regberge zu locken. Der Marienkäfer neigt dazu, sich nach der
ersten Kälteperiode im Herbst in Schwärmen anzusammeln. Ein solches
Ereignis wurde heuer aber nicht vor dem Ende der Weinlese beobachtet.
Insektenansammlungen wurden erst durch den Mitte Oktober verzeichneten
Temperaturabfall und den anschliessenden Temperaturanstieg ausgelöst.
Ende Oktober versammelten sich die Käfer in grosser Anzahl an den
Fassaden und Fenstern zahlreicher Gebäude, wo sie nach geeigneten
Überwinterungsquartieren suchten. Sammeln sich diese Tiere danach in
den Häusern an, so ist auf einen Einsatz von Insektenbekämpfungsmitteln
wegen deren Umwelt- und Humantoxizität zu verzichten. Der Staubsauger
bleibt die wirksamste Waffe. Um zu verhindern, dass die aufgesaugten
Insekten wieder aus dem Gerät kriechen, sollte der Staubsaugersack
vorsichtshalber für einige Stunden im Tiefkühlfach gelagert werden.
Obwohl der Asiatische Marienkäfer den Schweizer Weinjahrgang 2009
verschont hat, sollten die Winzer trotzdem wachsam bleiben. denn dieses
Jahr wurden in Deutschland erstmals Ansammlungen auf Reben beobachtet.
Die Tiere aggregierten auf aufgeplatzten und faulen Trauben. ACW wird
ihre Überwachungskampagne fortführen, um für einen allfälligen Befall
der Weinberge entsprechend reagieren zu können.
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