Wien (agrar-PR) -
Bisher nur kleinräumiges Auftreten, dann aber massenhaft Die Bläulingszikade (
Metcalfa pruinosa)
wurde Ende der 1980-er Jahre durch Pflanzenimporte aus Nordamerika nach
Norditalien eingeschleppt und hat sich vor allem im südlichen Europa
rasch ausgebreitet. In Österreich fand man sie zum ersten Mal 2003
massenhaft in Wien. Die Vorkommen in Österreich sind zwar selten und
kleinräumig, im südeuropäischen Obst- und Weinbau hat diese Zikadenart
aber bereits Schäden verursacht.
Massenhafte Vermehrung
Metcalfa pruinosa gehört zur Familie der Schmetterlingszikaden (
Flatidae).
Das erwachsene Tier erreicht samt Flügeln eine Länge von etwa 8 mm.
Ihre Grundfarbe ist graublau, woher auch der deutsche Name rührt. Im
Gegensatz zu Nordamerika hat sie in ihrer neuen Heimat Europa keine
Feinde und bildet deshalb riesige Populationen. So wie Blattläuse saugt
die Bläulingszikade den süßen Pflanzensaft und scheidet ihn als
Honigtau aus. Auf diesem können sich unansehnliche Schwärzepilze
ansiedeln, die die Qualität von Früchten stark schädigen. Die
Bläulingszikade befällt sehr viele verschiedene Ziergehölze, Obstbäume
und Weinstöcke. In einer Untersuchung des Instituts für
Pflanzengesundheit der AGES, der Österreichischen Agentur für
Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, wurde sie an über 290
verschiedenen Pflanzenarten festgestellt.
Biologische Bekämpfung erfolgreich
Mit Hilfe von Pflanzenschutzmitteln konnte diese
Zikade bisher nicht ausreichend bekämpft werden. Allerdings hat sie in
den USA einen natürlichen Feind: Die kleine, parasitische Zikadenwespe
Neodryinus typhlocybae.
Durch die Freilassung dieses Nützlings in Italien, Teilen Frankreichs,
der Schweiz, Sloweniens und Kroatiens ist es gelungen, die
Bläulingszikade langfristig in den Griff zu bekommen. Dies ist ein
gelungenes Beispiel für klassische biologische Schädlingsbekämpfung.
Die Freisetzung von nicht heimischen Nützlingen in
Österreich ist ohne Abklärung „möglicher unerwünschter Nebenwirkungen“
verboten. Forscher der AGES haben aus diesem Grund geprüft, ob bei
einer Freisetzung des Nützlings ein Risiko für heimische Organismen
besteht. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigten deutlich, dass
diese Zikadenwespe sehr stark auf Schmetterlingszikaden spezialisiert
ist. Aus dieser Gruppe kommt in Österreich aber nur die Bläulingszikade
vor. Es besteht somit kein Risiko für heimische Zikadenarten.
Wenn Sie dieser Tage kleine, weiße Tierchen auf
Ihren Pflanzen finden, die bei Störung weghüpfen, dann könnte es sich
um die Bläulingszikade handeln. Mehr Infos erhalten Sie unter:
www.ages.at/ages/landwirtschaftliche-sachgebiete/pflanzengesundheit/obstbau/blaeulingszikade