Hannover (agrar-PR) - Schwarzwildproblematik, Gänsebejagung und das neue
Naturschutzgesetz: Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter den
Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzern. Alle Interessengruppen
müssen zusammenarbeiten, um auch zukünftige Herausforderungen meistern
zu können, so lautete der Tenor bei der ZJEN-Mitgliederversammlung in
Bad Fallingbostel.
Vielen Landwirten steckt der Schreck der letzten
Schweinepestwelle noch in den Knochen. Aus Gründen des Seuchenschutzes
wurden nach 1990 europaweit über 15 Mio. Schweine getötet. Der
wirtschaftliche Schaden lag im Milliardenbereich. „Die Vorbeugung gegen
eine erneute Ausbreitung ist das erste Gebot", forderte der
niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen bei der
Mitgliederversammlung des ZJEN (Zentralverband der Jagdgenossenschaften
und Eigenjagden in Niedersachsen) vor etwa 750 Teilnehmern in Bad
Fallingbostel.
Die Wildschweinpopulation hat großen Einfluss auf
die Ausbreitung der Schweinepest. „Die Bestände müssen reduziert
werden, das klappt nur, wenn Landwirte, Jäger und Jagdbesitzer
Schulterschluss beweisen", erklärte Ehlen. Den Landwirten legte er
nahe, die Bejagbarkeit der Wildschweine zu erhöhen, und Schussschneisen
zwischen den Maisbeständen und Waldrändern sowie im Bestand
freizulassen (siehe dazu Land&Forst Nr. 47, Seite 25). Auch die
Fruchtfolge müsse überdacht werden, damit die Jäger überhaupt eine
Chance auf einen Schuss hätten.
Helmut Dammann-Tamke, Präsident der
Niedersächsischen Landesjägerschaft (LJN), bezifferte den möglichen
volkswirtschaftlichen Schaden durch einen erneuten Ausbruch der
Schweinepest auf drei Mrd. Euro. „Wir können nicht nur zuschauen, wir
müssen handeln", forderte er. „Keine Pille und auch keine Fallen,
sondern eine tierschutzgerechte und flächendeckende Jagd ist die
einzige Möglichkeit", sagte der CDU-Landtagsabgeordnete.
Dammann-Tamke berichtete außerdem vom Konflikt mit
Naturschützern wegen der eingeführten Jagdzeit für Bläss- und
Saatgänse. Tierschutzorganisationen protestieren im Namen von
Artenschutz und Biodiversität gegen die Bejagung dieser Tiere und
warnen außerdem vor einer Verwechselung mit den bedrohten Zwerggänsen.
Doch die Fraßschäden durch wachsende Gänsebestände sind kontinuierlich
angestiegen und durch die Ausgleichzahlungen des Landes nicht mehr
abzudecken. Deshalb begrüßen die ZJEN-Mitglieder die
Bejagungserlaubnis. Dammann-Tamke empfahl den Jägern ein Video im
Internet, in dem die Lockjagd auf Bläss- und Saatgänse
tierschutzgerecht vorgeführt wird. Das Bejagungsverbot besteht
allerdings weiterhin in Vogelschutzgebieten. Ohne eine Bejagung in den
Hauptvokommensregionen ist eine Dezimierung der Gänse kaum möglich.
In einer Resolution forderten die ZJEN-Mitglieder
von der Landesregierung mehr Unterstützung bei der ehrenamtlichen
Arbeit der Jagdgenossenschaften. Wie in zahlreichen anderen
Bundesländern sollten die für deren Mitgliederverwaltung erforderlichen
Liegenschaftsdaten spürbar kostenreduziert vom Land zur Verügung
gestellt werden. Schließlich seien die Jagdgenossenschaften
Körperschaften öffentlichen Rechts und handelten zum Wohle der
Allgemeinheit.
Auf ein diskussions- und ereignisreiches Jahr
blickte ZJEN-Präsident Bernhard Haase zurück. Im Frühjahr 2010 tritt
das neue Bundesnaturschutzgesetz in Kraft. Bisher waren die
Rechtskreise Jagd- und Naturschutz strikt voneinander getrennt. Der
ZJEN und weitere Verbände haben sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass
es bei der Unberührtheitsklausel bleibt und Jagd- und Naturschutzrecht
auch nach der Gesetzesreform auf Augenhöhe zueinander stehen. „Wir sind
gut gerüstet für das neue Naturschutzgesetz", meinte Haase.
Einen wichtigen Aspekt der Verbandsarbeit sieht Haase in der Werbung
neuer Mitglieder. Derzeit sind fast 3.500 Jagdgenossenschaften und
Eigenjagdbesitzer Mitglied im ZJEN, sie repräsentieren eine bejagbare
Fläche von 2,1 Mio. ha. Dennoch sind die Mitgliederzahlen
steigerungsfähig, forderte Haase, denn: „Nur ein großer Verband kann
die Interessen der Mitglieder wirksam vertreten!"