03.11.2011 | 11:20:00 | ID: 11284 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Milchviehbetriebe: Wie das geeignete Herdenmanagementprogramm finden?

Frankfurt/Main (agrar-PR) - Viele Milchviehhalter melken bereits in neuen großen Ställen, und die Planung für die betriebliche Ausrichtung nach dem Jahr 2015 ist in vollem Gange.
Neben einem schlüssigen Betriebskonzept, dem geeigneten Standort und einer angemessenen Finanzierung müssen in der wachsenden Herde aber Leistung und Produktionstechnik weiter auf hohem Niveau gehalten oder gar verbessert werden. Hierfür braucht der Betriebsleiter geeignete Helfer. Neben verantwortungsbewusstem Personal können elektronische Managementprogramme helfen, Leistung und Produktionstechnik auf hohem Niveau zu halten.

Entscheidungen über Stallkonzepte werden sprichwörtlich in Beton gegossen, fest installiert und sind damit über die Dauer der Investition weitgehend festgeschrieben. Mit dem Herdenmanagement bleibt der Betriebsleiter flexibler. Aber mit einer Entscheidung über die Melktechnik werden auch hier Weichenstellungen vorgenommen, denn Melktechnik und Herdenmanagement gehören aufeinander abgestimmt. Langfristig gepflegte Datenbestände in einer Softwarelösung lassen sich später meist nicht problemlos auf andere Systeme übertragen. Und da die Softwarelösung den Herdenmanager auch tagein, tagaus in der Produktion begleitet, sollten Anforderungen daran früh festgelegt und mit in den Entscheidungsprozess eingebunden werden.

Die DLG-Arbeitsgruppe Anwenderberater hat unter Federführung von Christine Stöcker und Wilfried Richarz von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Herdenmanagementprogramme unter die Lupe genommen und im Folgenden Orientierungshilfen für die Milchviehhalter zusammengetragen.


Was leisten die Programme?

Das Leistungsspektrum heutiger Herdenmanagementprogramme ist groß und geht über die Brunstkontrolle, die der Drehkalender über Jahrzehnte auch noch in fünfziger oder sechziger Kuhherden befriedigend erledigten, weit hinaus. Kernpunkt ist die Bestandsverwaltung, die Steuerung der täglichen Arbeitsorganisation in der Herde. Hierzu zählen nicht nur Ohrmarken- und Standortverwaltung, auch die Bestandsregisterführung und die Ausgabe von Alarmlisten sind wichtig, damit in der Produktion nichts aus dem Ruder läuft.

Wirtschaftlich sind nur Kühe, die ausreichend Milch geben. Brunsterkennung, Besamung, Trächtigkeitsuntersuchung, Trockenstellen und Maßnahmen zur Gesunderhaltung müssen termingerecht und zielorientiert durchgeführt werden. Neben dem Brunstkalender helfen Aufzeichnungen über Milchleistung und Bewegungsverhalten, auch in großen Beständen auffällige Tiere herauszufinden. Automatisch aufgezeichnet werden Ergebnisse von Milchmengenmessung und Bewegungsaktivitäten. Das Programm sollte diese aber entsprechend aufbereiten.

Im Melkstand oder am Tier eingesetzte Technik muss sich über ein Mehr an Informationen amortisieren. Während den reinen Milchproduzenten die Verwaltung des Spermavorrates und die Kontaktverwaltung mit der Besamungsstation reichen, will der zuchtinteressierte Milchproduzent auch die Zuchtwerte und die Exterieurbeurteilung seiner Herde über das Programm verwalten und setzt bei der Nachzuchtplanung auf Anpaarungsvorschläge für Bullen.


Helfer für die Dokumentation

Nur „wer schreibt, der bleibt" hieß es früher, aber mit den technischen Möglichkeiten sind auch die Dokumentationspflichten stetig gewachsen, sodass das Schreiben heute mühsam wird. Die Bündelung der Daten in einer Datenbank und die anforderungsgerechte Aufbereitung und Ausgabe ersparen zeitaufwendige Schreiberei. Meldungen an die HIT-Datenbank von Tierzugängen, Geburten und Tierabgängen werden heute direkt aus den Managementprogrammen heraus erledigt.

Wer an Förderprogrammen teilnimmt, behält mit dem Programm einen vorgeschriebenen GV-Besatz im Griff und kann ihn jederzeit dokumentieren. Auch verabreichte Medikamente werden dokumentiert. Zur Leistungskontrolle werden nicht nur die Daten aus dem Melkstand aufgezeichnet und ausgewertet, auch die Analysewerte aus der Leistungskontrolle werden eingelesen und stehen für die Futterplanung zur Verfügung.


Einsatz im größten Kostenblock

Mit über 50 % Anteil an den Gesamtkosten in der Milchproduktion ist das Futter (Kraft- und Grundfutter) der größte Kostenblock. Beim Streben nach Kostenführerschaft ist die leistungsoptimierte Fütterung eine große Stellenschraube hin zum wirtschaftlichen Erfolg. Erfahrungen und das richtige Händchen in der Futterproduktion können elektronische Managerhilfen nicht ersetzen. Wohl aber können sie mit Rationsberechnungen und bei der Verteilung tierindividueller Kraftfuttermengen helfen, kuhindividuell am Optimum zu arbeiten.

Mit einem entsprechenden Controlling lassen sich Maßnahmen und Zielerreichung jeder Zeit prüfen. Rezepturen für die Zusammenstellung von Mischrationen erleichtern das Delegieren von Arbeiten im Betrieb.


Alarmlisten

Mit dem Wachstum zu immer größeren Beständen nimmt die verfügbare Zeit für die individuelle Tierbeobachtung zwangsläufig ab. Die eingesetzte Technik hilft, den notwendigen Beobachtungsaufwand für die Herde zielgerichtet einzusetzen. Dabei ist wichtig, dass alle Abweichungen von einer Norm gemeldet und in Alarmlisten aufbereitet werden. Zeitkritische Alarmmeldungen lassen sich dabei heute problemlos aufs Handy ausgeben. So lässt sich die eingesetzte Technik, ob die Kühlung der Milch, die Reinigung der Melkanlage oder das automatische Melken, stetig überprüfen.

Ob die Kühe sich wohlfühlen, darauf lassen Indikatoren wie die Abweichung von der Milchmenge, die Leitfähigkeit der Milch, die Temperatur und das Bewegungsverhalten schließen. Bei Abweichungen von Erfahrungswerten werden auffällige Tiere selektiert und eine individuelle Kontrolle wird erleichtert.


Service und Kosten

Neben dem Leistungsspektrum von Managementhilfen müssen Service und Kosten der Hard- und Softwarelösung stimmen. Die eingesetzte Technik, aber auch die installierte Softwarelösung müssen 365 Tage im Jahr funktionieren und sollten auch die Zeitumstellung auf Sommer- und Winterzeit beherrschen. Auftretende Probleme müssen die Ausnahme sein, auf Fehler ist aber schnell und kompetent zu reagieren.

Wer Hard- und Softwarekomponenten von verschiedenen Anbietern kombiniert, darf bei einem Problem nicht zum Spielball der unterschiedlichen Lieferanten werden. Hier muss einer der Lieferanten die Fehlerbeseitigung koordinieren. Wie das Leistungsspektrum ist auch die Kostenspanne der angebotenen Lösungen groß. Nicht zwangsläufig muss die teuerste Lösung die beste sein, denn grundsätzlich lohnen sich nur Lösungen, deren Möglichkeiten vom Betriebsleiter genutzt und umgesetzt werden.


Individuelle Anforderungen

Für die Auswahl einer geeigneten Softwarelösung ist es wichtig, das eigene Anforderungsprofil zu kennen. Aufgaben in der täglichen Routine, aber auch bei der Dokumentation und Auswertung, müssen vom Programm entsprechend den eigenen Vorstellungen erledigt werden. Dabei muss es selbstverständlich sein, dass die Anwendung mit den eingesetzten Technikelementen reibungslos funktioniert. Die Programme können meist mehr als im Praxiseinsatz gefordert wird. Deshalb sind nicht möglichst viele Kreuzchen einer Lösung entscheidend, sondern der Zuschnitt auf die eigenen Anforderungen. Mögliche Anforderungen an ein Herdenmanagementprogramm eines Herdenmanagers einer großen Milchviehherde sind in der Übersicht 1 angeführt.


Orientierung im Angebot

Eine Patentlösung für alle und auch eine Lösung, ausgerichtet auf einen bestimmten Managertyp, wird es für das Herdenmanagement in der Milchproduktion künftig kaum mehr geben. Zu unterschiedlich sind Herdengröße, Stall- und Fütterungskonzepte, eingesetzte Melktechnik und die Anforderungen in der Milchproduktion und Zucht. Mit dem eigenen Anforderungsprofil lässt die „Übersicht Herdenmanagementprogramme" aber den Ausschluss einzelner Lösungen zu und lenkt über eine filterbare Darstellung den Fokus auf infrage kommende Programme. Über 130 mögliche Funktionen sind in 14 Kategorien gruppiert (Übersicht 2). Übersichten 3 und 4 zeigen die berücksichtigten Produkte. Die detaillierte Auflistung der Möglichkeiten kann beim Studium helfen, das eigene Anforderungsprofil zu schärfen und nach zu justieren.


Herdenmanagementprogramme: Übersicht online zum Download

Interessenten können sich eine detaillierte „Übersicht Herdenmanagementprogramme" als interaktive Excel-Tabelle - unter www.DLG.org/anwenderberater heruntergeladen. (dlg)
Pressekontakt
Herr Rainer Winter
Telefon: 069 / 24788-212
E-Mail: R.Winter@dlg.org
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