30.06.2011 | 12:37:00 | ID: 9980 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Rindfleischpreise hoch, aber Futterkosten steigen weiter

Braunschweig (agrar-PR) - Die Preise für Rindfleisch liegen derzeit in den meisten Regionen der Welt höher als vor der Wirtschaftskrise im Jahr 2010.
Für Rindfleischproduzenten ist dies aber nur bedingt Grund zur Freude, denn auch die Futtermittelpreise sind gestiegen. Dies ist eines der Ergebnisse der jetzt zu Ende gegangenen 9. Jahreskonferenz des „agri benchmark Beef and Sheep Network“.

Agrarökonomen aus mehr als 20 Ländern haben sich im agri benchmark-Netzwerk zusammengefunden, um aktuelle Entwicklungen und zukünftige Trends der Rind- und Schaffleischfleischproduktion in einer globalen Betrachtungsweise zu analysieren und zu diskutieren. Koordiniert wird dieser Zusammenschluss vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Die Experten des Netzwerks vergleichen jedes Jahr mit harmonisierten Methoden typische Betriebe ihrer Länder. Dadurch werden Unterschiede zwischen Ländern und Produktionssystemen deutlich, ihre Kosten und Wirtschaftlichkeit vergleichbar.

An der diesjährigen Konferenz in Österreich nahmen mehr als 35 Agrarökonomen aus allen fünf Kontinenten teil. Neben der Rindfleischproduktion wurde auch die kürzlich begonnene Analyse der Schaffleischproduktion vorgestellt. Ein Kernergebnis der Konferenz war, dass im Jahr 2010 in den meisten Regionen der Welt die Rindfleischpreise infolge gestiegener Nach­frage angezogen haben. Allerdings war auch ein Anstieg der Futtermittelpreise und -kosten in vergleichbaren Größenordnungen zu beobachten. In Kombination mit weiteren Faktoren wie Wechselkursbewegungen und Preisentwicklungen für Lebendvieh führte dies in vielen Ländern zu einer verbesserten Rentabilität. Die kräftigen Preissteigerungen bei Futtermitteln in der ersten Hälfte des Jahres dürften 2011 zu geringeren Gewinnen als im Vorjahr führen.

In einigen asiatischen Ländern und in Russland wächst die Lücke zwischen steigender Nachfrage und Angebot. Jüngste Zahlen deuten auf stark sinkende Rinderbestände und einen steigenden Importbedarf für Rindfleisch in China hin.

Rindfleischerzeuger in Südamerika produzieren weiterhin zu deutlich niedrigeren Kosten als in der EU. Der Unterschied zwischen Argentinien und Brasilien gegenüber Australien, Kanada und den USA ist jedoch praktisch verschwunden. Gründe sind steigende Land- und Lohnkosten sowie die Aufwertung der brasilianischen Währung gegenüber dem US-Dollar. Wechselkurschwankungen stellen zunehmende Herausforderungen für Länder mit hohen Exportanteilen wie Australien, Brasilien und Kanada dar.

Die in einigen Mitgliedstaaten wie Frankreich, Spanien, Italien und Österreich diskutierte Umwandlung der individuellen Betriebsprämien in einheitliche Flächenprämien ab 2014 wird sich negativ auf die Einkommen der Betriebe mit hohem Viehbesatz auswirken.

Die österreichische Wertschöpfungskette für Rindfleisch verschafft Kleinproduzenten nachhaltig Marktzugang. Dies wird durch die enge Bindung zwischen Produzenten, Verarbeitern, Transport und Handel erreicht, die die Umsetzung von Qualitätsprogrammen ermöglicht und die Verbraucherpräferenz für nationale/regionale Herkunft bedient und noch verstärkt.

Hohe Getreidepreise verdrängen weltweit Weidemast und Mutterkuhhaltung von ackerfähigen Standorten. Rindfleisch aus Getreidemast (Feedlots) konkurriert mit menschlichem Verzehr von Getreide. Rindfleisch, das auf extensivem Grünland erzeugt wird, ist mit hohen Treibhausgas-Emissionen belastet, die Frage nach dem möglichen Umfang von Kohlenstoffbindung auf Grünland aber noch weitgehend unklar. Der kombinierte Effekt beider Faktoren wird voraussichtlich zu einer Intensivierung der Mutterkuh- und Rindfleischproduktion auf Grünland und zu einer Ausdehnung der Feedlotmast führen.

„Die Frage, an welchen Standorten und in welchen Produktionsverfahren die Rindfleischproduktion in Zukunft stattfinden wird, ist ein Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit im agri benchmark Netzwerk“, sagte der Koordinator des Netzwerkes, Dr. Claus Deblitz, vom Braunschweiger Johann Heinrich von Thünen-Institut. (vTI)
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