09.02.2015 | 16:40:00 | ID: 19665 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Runder Tisch im Umweltministerium setzt auf weitere Schritte im Umgang mit Jakobskreuzkraut

Kiel (agrar-PR) - Honig-Untersuchungen für 2014 abgeschlossen
Gegen die Ausbreitung des Jakobskreuzkrauts setzt das Land auf eine verstärkte Bekämpfung der Pflanze, aber auch eine intensive Beratung von Imkern und die Schaffung von alternativen Blühangeboten für Bienen. „Die Sorgen vor möglichen Belastungen von Honig mit Pyrrolizidinalkaloiden (PA), die aus dem Jakobskreuzkraut stammen, nehmen wir sehr ernst. Dem begegnen wir mit einem umfänglichen Maßnahmen- und Monitoring-Programm. Damit es gut wirken kann, ist es wichtig, dass alle Beteiligten gemeinsam die Lösungen erarbeiten und umsetzen. Der konstruktive Dialog am Runden Tisch bringt uns da gut voran“, sagte Staatssekretärin Silke Schneider nach dem zweiten Treffen des Runden Tisches Jakobskreuzkraut in Kiel.

Bei dem Treffen verständigten sich Vertreter aus Imkerei, Landwirtschaft und Naturschutz unter anderem darauf, das Angebot an alternativen Blühpflanzen zu erhöhen, damit Bienen nicht gezwungen sind, vor allem das Jakobskreuzkraut anzufliegen. Die Pflegemaßnahmen der Stiftung Naturschutz in diesem Sommer sollen noch weiter intensiviert werden.

Zudem stellte Silke Schneider die Ergebnisse von umfangreichen Untersuchungen von Honig aus dem Jahr 2014 vor. „Die Imker gehen äußerst verantwortungsvoll mit ihrem Honig um. Der PA-Anteil des untersuchten Honigs ist in den allermeisten Fällen unterhalb des vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlenen Maximalwertes. Da, wo die Werte darüber liegen, sind meist sehr große Vorkommen von Jakobskreuzkraut vorhanden. Neben der Bekämpfung des Jakobskreuzkrautes, werden wir Imker beraten, wie sie die möglichen Einträge verringern können. Und wir müssen alternative Blühangebote für die Bienen schaffen. Das ist angesichts des agrarstrukturellen Wandels und des Rückgangs an Artenvielfalt eine große Herausforderung, aber wir müssen sie anpacken“, sagte die Staatssekretärin. 

Landesweite Honig-Untersuchung 2014

2014 wurden landesweit insgesamt 126 Honigproben auf PA untersucht. Die Untersuchungen erfolgten in unterschiedlichen Programmen unter verschiedenen Zielsetzungen. 52 Proben (rund 41 Prozent) enthielten keine bestimmbaren PA-Gehalte. 67 Proben (rund 53 Prozent) enthielten Gehalte an PA unterhalb des vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfohlenen Maximalwertes von 140 µg/kg. Dieser Wert ergibt sich aus der Bewertung der Aufnahme von PA bei durchschnittlicher Verzehrmenge und Körpergewicht. 7 Proben (knapp 6 Prozent) wiesen Gehalte an PA von über 140 µg/kg auf. 

Zu den Programmen im Einzelnen:

Greening für Bienen

Insgesamt wurden im Zuge des Pilotprojekts „Greening für Bienen“, einem landesweiten Blühflächenprojekt zur Verbesserung der Agrobiodiversität, 86 Sommerblüten-Honige untersucht. Schleswig-Holstein hat als erstes Land eine so umfängliche Untersuchung angestrengt. Die Proben stammen sowohl von Projektimkern als auch von Imkern, die wegen der Vorkommen des Jakobskreuzkrautes um ihre Honigqualität besorgt sind.

Die nach standardisierten Methoden durchgeführten Untersuchungen ergaben, dass 84 Proben keine beziehungsweise lediglich unbedenkliche PA-Werte aufwiesen. Nur in zwei Fällen mit 472 μg bzw. 251 μg/kg Honig wurde der vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfohlene Maximalwert überschritten. Diese Honige wurden von Bienenstöcken gewonnen, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer mit Jakobskreuzkraut bewachsenen Fläche standen. Die Honigpartien, aus denen diese beiden Proben stammten, sind nicht in den Verkehr gelangt. Die Imker haben von sich aus auf eine Vermarktung verzichtet.

Bundesweites Monitoring gemäß dem Lebensmittel und Futtermittelgesetzbuch (LFGB)

Ziel des gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchungsprogramms ist die Ermittlung der Verbraucherbelastung mit unerwünschten Stoffen. Ein gesondertes Projekt befasste sich 2014 mit der Untersuchung von Honig auf PA. Schleswig-Holstein beteiligte sich mit elf Proben Sommertrachthonig, die im Handel bzw. bei direkt verkaufenden Imkern gemäß der Monitoring-Zielsetzung stichprobenartig und zufällig entnommen wurden. Von den elf Proben enthielten drei Proben keine bestimmbaren PA-Gehalte, sieben Proben enthielten PA-Gehalte unter 10 µg/kg, eine Probe enthielt 30 µg PA/kg. Dieses Ergebnis entspricht dem bislang in der Literatur beschriebenen Vorkommen von PA in einheimischen Honigmustern. Lebensmittelrechtlich waren alle Proben verkehrsfähig.

Risikoorientierte Beprobung in einem Bewuchsgebiet

In einem Gebiet mit vermehrtem Bewuchs von Jakobskreuzkraut wurden zudem 29 Honigproben direkt bei Imkern als Verdachtsproben entnommen, um für dieses Gebiet den Kenntnisstand über den Zusammenhang von PA-Gehalt im Honig und Bewuchs mit Jakobskreuzkraut durch Messdaten zu vergrößern. Von den 29 Proben zeigten neun Proben keine bestimmbaren PA-Gehalte, 15 Proben enthielten PA-Gehalte unterhalb von 140 µg/kg, 5 Proben enthielten PA-Gehalte über 140 µg/kg, darunter auch vier hohe Werte mit 300, 820, 960 und 2765 µg/kg. Da den ortsansässigen Imkern die Problematik des PA-Eintrags bereits bekannt war, waren diese Honige ohnehin nicht für den Verzehr durch den Menschen vorgesehen.

Auch dieses Bild entspricht veröffentlichten Forschungsergebnissen, nach denen Honige, die in unmittelbarer Nähe zu großen Beständen an Jakobskreuzkraut gewonnen werden, in Einzelfällen hohe Werte annehmen können. Honige mit solchen Werten sind nicht mehr zum Verzehr geeignet. Die Ergebnisse zeigen, dass Honig, der in Bewuchsgebieten gewonnen wird, im Durchschnitt höhere Gehalte an PA und einen höheren Anteil an Proben mit bestimmbaren Gehalten aufweisen kann, wobei auch dort 85 Prozent der Proben im Gehalt unterhalb von 140 µg/kg bleiben.

Hintergrund 

Die heimische Pflanze Jakobskreuzkraut hat sich in den letzten Jahren stark ausgebreitet, so zum Beispiel an Straßenrändern, Bahndämmen, auf Naturschutzflächen und extensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen. Jakobskreuzkraut enthält so genannte Pyrrolizidinalkaloide (PA), die in hoher Anreicherung gesundheitsschädigend sein können. Das Jakobskreuzkraut kann in Heu und Silage gelangen und dann über das Futter insbesondere bei Pferden Krankheiten verursachen. Zudem können PA über Bienen in den Honig gelangen, wenn die Bienen wegen des Fehlens attraktiverer Trachtpflanzen auch das Jakobskreuzkraut als Pollen- und Nektarlieferant anfliegen. 

Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie auch in unseren FAQs und in einer speziellen Broschüre im Internet.
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