17.06.2020 | 11:13:00 | ID: 28894 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Schweinehaltung: Neues Produkt bindet Ammoniak

Osnabrück (agrar-PR) - Die Forschungsgruppe „OG AmmonMind“ an der Hochschule Osnabrück prüft den Einsatz eines lebensmitteltauglichen Produktes, um gasförmige Stickstoff-Verluste aus dem Schweinestall und beim Ausbringen von Gülle zu reduzieren. Erste Ergebnisse zeigen, wie gut es funktioniert.
„Die Luft ist rein“, diesen Satz wird Prof. Dr. Hans-Werner Olfs von der Hochschule Osnabrück auch am Ende seines Forschungsprojektes wohl nicht sagen können. Doch sie enthält deutlich weniger Ammoniak, wenn das von ihm und seinem Team im Stall und auf dem Feld angewendete Produkt „NH3relief“ wirkt. Ein geringerer Gehalt an Ammoniak in der Stallluft ist wichtig, damit die Tiere möglichst wenig davon einatmen und dieser auch nicht den Schweinestall über die Abluft verlässt. Zudem lässt sich eine gute Düngewirkung der Gülle nur erzielen, wenn nur geringe Mengen an Stickstoff beim Ausbringen gasförmig entweichen. Um zu klären, ob das neue Produkt genau diese Effekte erzielt und sich für die landwirtschaftliche Praxis eignet, führen die Wissenschaftler seit 1,5 Jahren mit Landwirt Detlef Kreye aus Großenkneten, dem Dienstleister für landwirtschaftliches Versuchswesen plantus GbR aus Huntlosen und der Offizialberatung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen verschiedene Versuche durch.

Ammoniak entsteht ganz natürlich im Schweinestall und beim Ausbringen der Gülle auf den Acker. Diese Emissionen gilt es künftig weiter zu verringern. Denn durch diese besteht die Gefahr, dass sich naturnahe Ökosysteme mit überschüssigen Nährstoffen anreichern, sich Feinstaub bildet und der Boden versauert. Bei neuen Stallanlagen wird meist die gesamte Stallluft über Ammoniak-Wäscher gereinigt. Die anfallenden Waschwässer muss der Landwirt danach jedoch aufwendig lagern, bevor er diese in der Vegetationsperiode ausbringen kann. Beim Einsatz des neuen Produktes entfällt die Lagerung von Waschwässern, denn es bindet das Ammoniak direkt in der Stallluft. Dazu hat die Arbeitsgruppe das Produkt im Stall über Düsen fein vernebelt. „Die Menge an Ammoniak, die den Stall über die Abluft verlässt, reduziert sich deutlich“, fasst Olfs die Ergebnisse der ersten Tests zusammen. „In der Stallluft sind auch weniger Schwefelwasserstoff und Staub“, ergänzt Landwirt Detlef Kreye seine Erfahrungen beim Einsatz des neuen Produktes. „Das verbessert die Luftbedingungen für die Tiere und für mich zusätzlich.“ Diese Effekte muss das Projektteam in weiteren Versuchen jedoch noch wissenschaftlich überprüfen.

Geht ein beachtlicher Teil des in der Gülle vorhandenen, pflanzenverfügbaren Stickstoffs als Ammoniak beim Ausbringen verloren, steht dieser den Ackerkulturen nicht mehr für ihr Wachstum zur Verfügung. Um dies zu verhindern, lässt sich Schwefelsäure in die Gülle mischen, wodurch der pH-Wert sinkt und weniger des Ammonium-Stickstoffs zu Ammoniak umgewandelt wird. Dieser Ansatz hat sich jedoch bislang nicht in der landwirtschaftlichen Praxis etabliert, da der Einsatz von Schwefelsäure vor allem hohe Anforderungen an die Arbeitssicherheit stellt. Das von der Projektgruppe um Hans-Werner Olfs getestete Produkt basiert auf organischen Säuren, wie zum Beispiel Zitronensäure. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Gülle weniger stinken soll. Wie gut das Produkt wirkt, wurde in diesem Jahr in einem Feldversuch mit Weizen getestet. Dabei wurden folgende Varianten miteinander verglichen: Gülle ohne Zusatz, Gülle und Schwefelsäure und Gülle und NH3relief. Die ersten Ergebnisse lassen darauf schließen, dass das eingemischte NH3relief die Ammoniak-Emissionen ähnlich stark verringert wie die Schwefelsäure.

„Die benötigte Menge an NH3relief ist jedoch deutlich höher als bei Schwefelsäure“, berichtet der Professor. „Für uns stehen daher künftig noch weitere Versuche im Labormaßstab an, um die Effektivität des Produkts bei der Gülleausbringung zu erhöhen.“

Das Forschungsprojekt AmmonMind wird insgesamt mit knapp einer halben Million Euro aus Landesmitteln und Mitteln der Europäischen Union aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) im Rahmen des Programms zur Förderung der Entwicklung im ländlichen Raum Niedersachsen und Bremen 2014 bis 2020 und der Europäischen Innovationspartnerschaft „Produktivität und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft“ (EIP Agri) gefördert. Es läuft noch bis August 2021.

Ausführliche Informationen finden Sie auf der Projektseite: www.hs-osnabrueck.de/ammonmind.

Weitere Informationen
Anne Borchert
Projektkoordination AmmonMind
Telefon: 0541 969-5006
E-Mail: a.borchert@hs-osnabrueck.de
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