02.11.2009 | 00:00:00 | ID: 3461 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch MdL: "Verantwortungsvoller Umgang mit Tieren ist eine moralische Verpflichtung aller Menschen"

Stuttgart (agrar-PR) - Fünf Preisträger erhalten den Tierschutzpreis Baden-Württemberg 2009 / Sonderpreis 'Mensch und Tier' der Caritas Gemeinschafts-Stiftung / Anna und Helmut-Scharf-Stiftung
"Im Rahmen der verfassungsmäßigen Ordnung sind Tiere als Lebewesen und Mitgeschöpfe zu achten und zu schützen. Dies ist ein klares Bekenntnis in der Landesverfassung für den ethisch motivierten Tierschutz. Es gilt, dieses Ziel im täglichen Umgang mit den Tieren mit Leben zu erfüllen. Dies ist zugleich ein Auftrag, dem wir alle gerecht werden müssen", sagte die Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, am Montag (2. November) anlässlich der Verleihung des Tierschutzpreises Baden-Württemberg für das Jahr 2009 in Stuttgart.

Mit dem Tierschutzpreis Baden-Württemberg werden engagierte Bürgerinnen und Bürger des Landes ausgezeichnet, die sich vorbildlich und nachhaltig zum Wohl der Tiere einsetzen. Durch die Vergabe des Tierschutzpreises ist es möglich, dieses Engagement einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen und es entsprechend zu würdigen. "Der Preis soll jedoch nicht nur Anerkennung für die Preisträger sein, sondern auch zur Nachahmung anregen", so die Staatssekretärin.

Der Tierschutzpreis Baden-Württemberg wird alle zwei Jahre und im Wechsel mit dem Schülerwettbewerb zum Tierschutz ausgeschrieben. Darüber hinaus zeichnet die Landesregierung mit dem Forschungspreis für Alternativmethoden zum Tierversuch die Erforschung und Entwicklung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch aus. Erklärtes Ziel der Landesregierung ist es, mit diesen Preisen das besondere Engagement der Bürgerinnen und Bürger für den Tierschutz zu würdigen, Schülerinnen und Schüler für den Tierschutz zu begeistern sowie Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch zügig weiterzuentwickeln.

Tierschutz sei nicht nur eine Aufgabe der Rechtsetzung. Jeder trage Verantwortung für den Schutz des Lebens und des Wohlbefindens von Tieren. Dabei sei die Landesregierung auf Impulse aus der Bevölkerung und dem ehrenamtlichen Tierschutz angewiesen. "Ohne privates Engagement kommen keine entscheidenden Fortschritte für den praktischen Tierschutz zustande", lobte die Staatssekretärin die Preisträger und forderte zur Nachahmung auf.

Den Tierschutzpreis Baden-Württemberg für das Jahr 2009 erhalten zu gleichen Teilen:

Tierschutzverein Triberg und Umgebung e.V.
Der Tierschutzverein Triberg e.V. leistet in der Region Triberg vorbildliche und nachhaltige Tierschutzarbeit.

Sowohl im Rahmen akuter Tierschutzhilfe als auch bei der vorbeugenden Arbeit im Bereich Aufklärung und Vorsorge, zum Beispiel bei der Katzenhilfe, ist der Verein mit seinen aktiven Mitgliedern rund um die Uhr Ansprechpartner und hilfsbereiter Unterstützer. Dabei sind die Bedingungen in der Region nicht einfach. Durch die ländlich geprägte Struktur liegen die Einsatzorte oft weit auseinander.

Die Kastrationen von verwilderten Katzen stellt eine weitere große Herausforderung dar. Der Verein ist auch bei der Aufklärung von Tierhaltern über tiergerechte Haltungsbedingungen für ihre Tiere gefordert.

Der Tierschutzverein Triberg und Umgebung e.V. nimmt alle diese Herausforderungen an und meistert sie in beeindruckender Weise. Dies gilt auch unabhängig von winterlichen Witterungsbedingungen während der kalten Jahreszeit im Südschwarzwald. Der Verein und seine Mitglieder verfügen nur über eine kleine Tierauffangstation. Dies hindert den Verein und seine Mitglieder jedoch nicht daran, die Versorgung von Fund- und Verwahrtieren selbst zu bewältigen beziehungsweise die Tiere in befreundeten Tierheimen oder erforderlichenfalls auch in privaten Pflegestellen unterzubringen. Darüber hinaus beteiligt sich der Verein über die Region hinaus an Aktionen zur Unterbringung von Tieren, die aus größeren aufgelösten Tierhaltungen stammen (Stichwort: Animal Hoarding ‑ krankhaftes Tiersammeln) oder übernimmt die zumindest vorübergehende Unterbringung auch von eher ungewöhnlicheren Heimtieren, wie zum Beispiel Minipigs. Der Einsatz des Vereins und seiner Mitglieder im Sinne der gesellschaftlichen Aufgabe 'Tierschutz' erfordert dabei ein hohes Maß an Energie sowie an zeitlichem und finanziellem Einsatz.

Frau Agnes Graf aus Tübingen-Pfrondorf
Frau Graf kümmert sich seit vielen Jahren in vorbildlicher Weise um Tiere und Tierschutzbelange jeder Art. Sie bediente jahrelang das Notruftelefon des Tierheims Tübingen. Sie kümmert sich zu allen Tages- und Nachtzeiten um Not leidende Tiere. Sie nimmt Tiere bei sich auf und vermittelt diese in gute Hände weiter. Bei all ihren Aktivitäten vergisst sie auch die Menschen nicht. Sie geht mit ihrem Hund und der Henne Frieda regelmäßig ins Tübinger Altenheim. Bei den alten Damen und Herren löst dies große Freude aus.

Sie kümmert sich nicht nur um klassische Heimtiere. Neben einer Kammspinne, die in einer Bananenkiste aus Brasilien nach Rottenburg gereist ist, hat sie auch drei Fuchswelpen mit der Flasche aufgezogen und sich zwölf Jahre um diese Tiere gekümmert, bis sie gestorben sind. Einen Hahn, der in einen Sack gestopft und bei Bebenhausen weggeworfen wurde, hat sie bei sich aufgenommen und vier Hühner zugekauft, damit er nicht so allein war. Gegenüber einem Huhn waren jedoch die anderen Hühner sehr aggressiv. Dieses Huhn, dem sie den Namen Frieda gab, wurde fortan einzeln gehalten und begleitet sie nun ins Altenheim.

Frau Ingrid Noller aus Stuttgart
Frau Noller veranlasst seit 35 Jahren die Kastration von verwilderten und heimatlosen Hauskatzen. Dabei finanziert sie die Kastrationen aus eigener Tasche. Mitte der 70er Jahre, als sie noch in Hemmingen wohnte, leistete Sie die Hilfe für die Katzen ausschließlich mit eigenen Mitteln. Sie fing im Raum Hemmingen Katzen ein und brachte diese zum Tierarzt zur Kastration. Die Tierarztrechnungen bezahlte sie von Ihrem Haushaltsgeld. Sie richtete Futterplätze ein, die sie regelmäßig kontrollierte und an denen sie den Tieren Futter anbot. Ende der 70er Jahre schloss sie sich der 1979 gegründeten Katzenhilfe Stuttgart e.V. an, deren Auf- und Ausbau sie maßgeblich als Mitglied des Vorstandes mitgestaltete. Sie vermittelt für den Verein jährlich ca. 350 bis 450 Katzen. Dabei führt sie die Gespräche mit den künftigen Besitzern weitgehend allein und auf eigene Rechnung. Dies bedeutet, dass sie Ihre Freizeit vollständig für die Tiere einsetzt und die freien Tage sehr rar sind. Katzen, die nicht vermittelbar sind - dies sind durchschnittlich pro Jahr ungefähr 23 Tiere - betreut und verpflegt sie bei sich zu Hause auf ihre Kosten.


Familie Elke und Horst Reiser aus Straubenhardt-Feldrennach

Familie Reiser betreibt am Rande des Nordschwarzwaldes - zwischen Stromberg, Rheintal und Kraichgau - einen Biolandhof mit tiergerechter Haltung von Geflügel,

Rindern, Schweinen und Schafen. Zusätzlich werden elf Pensionspferde gehalten.

1989 wurde der elterliche Betrieb übernommen. 1990 ist Familie Reiser dem Biolandanbauverband beigetreten. 1991 wurde der erste kleine Hofladen eröffnet. Der Auf- und Ausbau der Direktvermarktung wurde kontinuierlich vorangetrieben. Die Direktvermarktung der erzeugten Produkte erfolgt heute über den eigenen Hofladen und über eine Zweigstelle in Waldbronn.

1993 erfolgte der Aufbau einer Mutterkuhherde. Zudem wurde der erste Legehennenstall eingerichtet. 1996 wurde im Außenbereich ein Stallgebäude für die Mutterkuhherde errichtet. An der alten Hofstelle im Ortskern wurde Platz für Pensionspferde geschaffen.

2003 wurde im Außenbereich ein Legehennenstall für 1.800 Tiere gebaut.

Hervorzuheben ist die aus der Sicht des Tierschutzes insgesamt tiergerechte Haltung von Geflügel, Schweinen, Rindern und anderen Tieren. Die Auszeichnung erfolgt jedoch insbesondere für die besonders tiergerechte Legehennen- und Masthühnerhaltung. Dabei ist vor allem das Angebot von Beschäftigungsmaterial für die Legehennen, wie beispielsweise Strohballen, Schnüre und Sandbäder, hervorzuheben.

Die Legehennen werden in drei Gruppen mit jeweils ca. 550 Tieren gehalten. Bei rund 600 Legehennen befinden sich jeweils 20 Hähne. Die Grundfläche des Stalls und des Wintergartens beträgt insgesamt 325 Quadratmeter, so dass pro Quadratmeter Grundfläche ungefähr fünf Tiere gehalten werden. Den Tieren wird reichlich Beschäftigungsmaterial geboten. Zum Teil wird Futter im Wintergarten ausgestreut. Das Scharrmaterial besteht aus getrockneten Hackschnitzeln und Dinkelspreu. Der Auslauf hat eine Fläche von 1,7 Hektar. Die Wiesenfläche im stallnahen Bereich wird ungefähr dreimal pro Jahr mit Winterroggen eingesät, um diesen Bereich grün zu halten. Unterschlupf und Schatten spenden Bäume sowie Photovoltaikanlagen.

Für das Mastgeflügel steht neben dem großzügig bemessenen Platzangebot im Stallgebäude auch ein Auslauf im Freien zur Verfügung.

Die Mutterkuhherde wird von April bis November auf der Weide gehalten. Im Winter sind die Tiere in einem Tiefstreu-Außenklimastall mit Stroheinstreu untergebracht.

Die Schafe werden in einem zwei Hektar großen, eingezäunten Solarpark gehalten. Die Tiere haben jederzeit Zugang zu einem Außenklimastall.

Herr Reiser ist darüber hinaus verbandspolitisch sehr aktiv.

Altenpflegeheim Siloah in Neuenbürg
Mit dem in Höhe von 3.000 Euro ausgestatten Sonderpreis 'Mensch und Tier' der Caritas Gemeinschafts-Stiftung / Anna und Helmut Scharf-Stiftung werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ehrenamtlichen Helfer des Altenpflegeheims Siloah in Neuenbürg ausgezeichnet.

Das Alten- und Pflegeheim ist mit dem Siegel 'Tierfreundliches Altenpflegeheim' ausgestattet. Die Bewohner können ihre eigenen Haustiere ins Altenpflegeheim Sonnhalde mitbringen. Die Pflege und Versorgung der Tiere wird individuell auf die Bedürfnisse der Bewohner und ihrer Möglichkeiten abgestimmt.

Da bisher nur wenige Bewohner diese Möglichkeiten nutzen, unterhält das Heim im Innen- und Außenbereich einen kleinen Zoo. Derzeit werden auf dem Gelände sowie in den Fluren und Treppenaufgängen des Alten- und Pflegeheims 15 unterschiedliche Tierarten / Rassen, wie beispielsweise Vögel, Fische, Kaninchen, Wachteln, Hühner, Enten, Gänse, Schafe und Katzen, vorbildlich gehalten.

Besonders hervorzuheben sind das Engagement einer Nachbarin, die sich mit ihrer Familie ehrenamtlich um die Tiere kümmert, sowie die Möglichkeit für die Heimbewohner, ihre Heimtiere in das Pflegeheim mitzunehmen, so dass die Tiere weiterhin mit ihren Bezugspersonen in engem Kontakt leben können. Erwähnenswert ist auch die Betreuung der Heimbewohner unter Einbeziehung der Tiere, soweit dies von den Heimbewohnern gewünscht und akzeptiert wird. Durch den Kontakt mit Tieren können bei einigen Heimbewohnern therapeutische Effekte erzielt werden. Besonders bei Depressionen oder Unruhezuständen können Streicheltiere zur Linderung von Beschwerden beitragen. Tiere regen häufig auch die Kommunikation der Heimbewohner untereinander an. Im Bereich der Beschäftigungstherapie wird immer wieder das Thema Tiere aufgegriffen.
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