07.01.2011 | 10:00:00 | ID: 7624 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Trotz Kälte: Einige Tiere fühlen sich auch im Winter draußen wohl - und leisten wertvolle Arbeit für den Naturschutz und Artenreichtum in Schleswig-Holstein

Kiel (agrar-PR) - Winterliches Wetter macht einen längeren Aufenthalt im Freien in diesen Tagen nicht gerade zu einem Vergnügen.
Dennoch gibt es gerade auf den Weiden des Nordens Tiere, denen Wind, Kälte oder Regen nichts anhaben können, und die zudem eine wichtige Rolle im Naturhaushalt und zum Erhalt der Kulturlandschaft wahrnehmen.

Beispielsweise sind ca. 50 so genannte Heckrinder im Dienste des Naturschutzes im Eidertal südlich von Kiel tätig. Nebenan grast noch eine Herde robuster Koniks, eine ursprüngliche Pferderasse. Die gemeinsame Aufgabe dieser dem ungemütlichen Winterwetter gegenüber unempfindlichen Tiere ist dafür zu sorgen, dass der einst landwirtschaftlich genutzte Talraum nicht zuwächst, sondern sich zu einer attraktiven, abwechslungsreichen Landschaft entwickelt, in der sich Pflanzen, Tiere und Menschen wohl fühlen. Gerade jetzt im Winter haben die vielen Rinder und Pferde im Eidertal und anderswo in Schleswig-Holstein, wo artenreiche Landschaften durch eine ganzjährige Beweidung geschaffen oder erhalten werden sollen, ihre Hauptaufgabe zu erledigen: Sie fressen das, was im Sommer stehen geblieben ist.

Über das Jahr grasen auf den großen Weideflächen nur wenige Tiere. Oft sind es nicht mehr als drei bis sechs Rinder oder Pferde je zehn Hektar, eine im Vergleich zu den sonst üblichen landwirtschaftlichen Weideverfahren verschwindend geringe Besatzdichte. Im Sommer können diese wenigen Tiere die wuchernde Vegetation auch nicht im Zaum halten. So bleibt, obwohl die Flächen nicht gedüngt werden, viel überständiges Gras und Kraut stehen.

Während der Vegetationsruhe müssen die Weidetiere sich mit dem begnügen, was von den Zeiten des Überflusses übrig geblieben ist. Und dabei leisten sie ganze Arbeit. Denn ohne ihren beharrlichen Appetit hätten viele Pflanzen keine Chance, sich während der Vegetationsperiode gegen die Wuchskraft anderer Gräser und Kräuter durchzusetzen. Das garantiert, dass im kommenden Sommer nicht nur Gräser sprießen sondern auch viele unterschiedliche Kräuter blühen und sich zahlreiche Schmetterlinge und viele andere nach Nektar und Pollen suchende Insekten einfinden.

Mähen mit den heute üblichen Gerätschaften könnte die wertvolle Arbeit der Weidetiere nicht ersetzen, insbesondere nicht in einem schwierigen Gelände wie dem Eidertal mit vielen sumpfigen Stellen. Wenn diese trocken fallen oder bei Frost zugänglich werden, sind die Tiere hingegen sofort zur Stelle, um den Aufwuchs abzuweiden.

Darüber hinaus haben die tierischen Mähwerke noch ganz andere Vorteile: Im Gegensatz zu einem mechanischen Mähwerk fressen sie selektiv, das heißt mal hier mal dort. Es bleiben immer genügend Pflanzen zurück, die nur wenig oder gar nicht angeknabbert werden und wo zum Beispiel Insekten ungestört überwintern können. Außerdem hinterlassen Weidetiere Dungfladen, in denen sich schon im zeitigen Frühjahr eine große Vielfalt verschiedener Käfer- und Fliegenlarven entwickeln wird - Nahrung für Vögel, Fledermäuse, Dachs und Igel.

Und schließlich gestalten Weidetiere ihren Lebensraum nicht nur mit ihrem Fressverhalten. Durch ihren Bewegungsdrang, durch Ruhen, Lagern, Fellpflege und soziales Verhalten strukturieren sie die Landschaft und schaffen zahlreiche Kleinstrukturen, auf die viele Pflanzen und Tiere angewiesen sind. Erdbienen, Grabwespen und Feldheuschrecken nisten in den Abbruchkanten der Sandsuhlen oder auf den unbewachsenen Triften und Lagenplätzen, Schwalben finden eben dort nach Regengüssen ihr Nistmaterial und bei den grasenden Rindern auch die Fliegen für die Brut, um nur einige Bespiele zu nennen.

Ohne die Gegenwart und das Wirken der Weidetiere, die auch jetzt dem ungemütlichen Winterwetter trotzen, wären die Flächen also weitaus artenärmer. Insgesamt erzeugen die Weidetiere nicht nur ein für den Artenschutz attraktives Mosaik verschiedenster Lebensräume sondern ein auch für den Menschen harmonisches Landschaftsbild und eigentlich wird dabei auf den hiesigen Wilden Weiden nur das imitiert, was uns die Natur andernorts vorgibt, wo noch Herden von frei lebenden Weidetieren die Landschaften durchstreifen.

Damit die Weidetiere ihre Aufgabe im Dienste des Naturschutzes erfüllen können, müssen sie sich auch wohl fühlen. Die Weidefläche muss Ihnen ausreichend Raum bieten, um genügend Futter zu finden und ihr angeborenes Verhaltensrepertoire auszuleben. Sie müssen einen Platz finden, wo sie bei allzu schlechtem Wetter geschützt und trocken ruhen und lagern können. Ein Stall ist dafür keinesfalls notwendig. Schützende Gehölze und Gebüsche sowie ein trittfester trockener Boden reichen.

Auch eine Zufütterung ist nur dann notwendig, wenn über mehrere Tage dichte Schnee- oder Eislagen den Zugang zu Gras und Rinde verhindern. Und natürlich müssen sich auch die Tiere dafür eignen, den Winter im Freien zu verbringen. Robustrinder, die auch mit widrigen Witterungen zu Recht kommen sowie einige Pferderassen eignen sich dafür, ganzjährig draußen gehalten zu werden. (PD)
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