Leonberg (agrar-PR) -
Landwirtschaftsminister Rudolf Köberle MdL: „Starker Agrar- und Ernährungssektor ist Aushängeschild Baden-Württembergs“ 07.07.2010 „Die Vieherzeugung ist eine der
tragenden Säulen der heimischen Landwirtschaft. Über die Hälfte der
Verkaufserlöse der bäuerlichen Betriebe in unserem Land wird in den
Ställen erwirtschaftet“, sagte der baden-württembergische Minister für
Ländlichen Raum, Ernährung und Verbraucherschutz, Rudolf Köberle MdL,
am Mittwoch (7. Juli 2010) anlässlich der Vertreterversammlung der
Vieherzeugergemeinschaft e. G. in Leonberg (Landkreis Böblingen). Die
Arbeit und das besondere Engagement der Tierhalter seien in besonderem
Maße wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg der Bäuerinnen und Bauern
und damit auch für die Leistungsfähigkeit der baden-württembergischen
Landwirtschaft. Es sei deshalb eine wichtige Aufgabe von Gesellschaft
und Agrarpolitik, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Agrar- und
Ernährungswirtschaft zu stärken.
Herausforderungen der Zukunft meistern
„Viele Viehhaltungsbetriebe wirtschaften unter sehr schwierigen
Bedingungen. Dabei ist ihre Arbeit wichtig für den Erhalt unserer
vielfältigen Kulturlandschaft“, erklärte der Landwirtschaftsminister.
Die Leistungen, die die Landwirte für die Allgemeinheit erbringen,
könnten oft nicht allein über den Verkaufserlös der Produkte an den
immer stärker globalisierten und mitunter stark schwankenden Märkten
abgegolten werden. Diese Leistungen könnten nur im Rahmen von
Direktzahlungen an die Landwirte hinreichend honoriert werden. „Die
Direktzahlungen müssen auch nach dem Auslaufen der aktuellen
Förderperiode der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union nach
2013 weiter Bestand haben. Es ist ein wichtiges Signal, dass wir diese
Forderung bei der vergangenen Agrarministerkonferenz Ende April
zusammen mit der Bundeministerin und den anderen deutschen Ländern
formulieren konnten“, betonte Köberle.
Gleiches gelte für die gemeinsame Haltung zu einem finanziellen
Sicherheitsnetz zum Ausgleich krisenhafter Marktstörungen, zu einer
Ausweitung der Cross Compliance-Anforderungen sowie einer europaweiten
Angleichung der Direktzahlungen auf ein einheitliches Niveau. „Die
heimische Landwirtschaft darf nicht mit weiteren Belastungen
konfrontiert werden. Unsere Agrarwirtschaft ist auf verlässliche und
somit planbare agrarpolitische und finanzielle Rahmenbedingungen
angewiesen“, so Köberle. In diesem Zusammenhang seien auch die Anfang
Mai von der Europäischen Union aufgenommenen Handelsgespräche mit den
südamerikanischen Mercosur-Staaten zu sehen. „Knapp ein Viertel aller
Agrarimporte der EU stammen aus Mercosur-Staaten. Ein Handelsabkommen
zwischen beiden Wirtschaftsräumen würde dazu führen, dass diese Importe
weiter zunehmen“, erklärte der Landwirtschaftsminister. Vor allem die
Märkte für Fleisch wären hiervon betroffen. „Es kann nicht sein, dass
Brüssel die heimischen Tierhalter mit immer höheren Auflagen belegt und
andererseits den Import von Fleisch aus Ländern, die keine hohen
Umwelt- und Sozialstandards kennen, erleichtert“, betonte der
Landwirtschaftsminister.
Viehproduktion, Markt und gesellschaftliches Umfeld
„Um wettbewerbsfähig zu sein, brauchen unsere landwirtschaftlichen
Betriebe starke Vermarktungspartner. Die Vieherzeugergemeinschaft als
einer der größten genossenschaftlichen Nutz- und Schlachtviehvermarkter
Deutschlands wird diesem Anspruch gerecht“, erklärte Köberle.
Allerdings stünden die Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe selbst in
einem harten Kostenwettbewerb. Vor allem die zurückgehende Nachfrage
nach hochwertigem Schweine- und Rindfleisch bereite der Branche
Schwierigkeiten. Es sei unbedingt notwendig, bei zurückgehender
Binnennachfrage die Exportmärkte stärker zu bearbeiten.
Neben dem Preis und der Qualität des erzeugten Fleisches würden die
Verbraucher zunehmend auch auf die den Produktionsprozess begleitenden
Faktoren achten. „Bei der landwirtschaftlichen Tierhaltung und der
Schlachtung von Nutztieren rücken die Belange des Tier- und
Umweltschutzes sowie die Tiergesundheit immer stärker in den
Vordergrund. Vor allem der Tierschutz befindet sich in der EU und
besonders in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau“, betonte Köberle.
Gerade in den letzten Jahren seien umfangreiche Vorgaben zu Haltung,
Fütterung, Transport und Schlachtung umgesetzt worden. Die strikte
Einhaltung der Tierschutzkriterien sei für die Fleischwirtschaft von
hoher Bedeutung. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette wären in
diesem Zusammenhang beispielweise die Ferkelkastration, das Kupieren
der Schwänze von Ferkeln oder die Umstellung der Wartesauen auf
Gruppenhaltung bis Ende 2012 zu nennen. „Insgesamt braucht die
heimische Landwirtschaft auf diesen Feldern Lösungen, die sowohl den
Forderungen des Tier- und Verbraucherschutzes gerecht werden, aber auch
die Bedingungen des Marktes nicht gänzlich ausblenden“, so Köberle.
Baden-Württemberg werde sich dafür einsetzen, dass entsprechende
Lösungen gemeinsam mit den anderen wichtigen europäischen
Erzeugerländern gefunden würden.