19.11.2009 | 00:00:00 | ID: 3705 | Ressort: Landwirtschaft | Tier

Wie gefährlich ist der chinesische Fadenwurm?

Wädenswil (agrar-PR) - 2008 entdeckten Fachleute der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW einen chinesischen Fadenwurm in Schweizer Gewächshäusern. Inzwischen hat dieser Schädling auch die «European and Mediterranean Plant Protection Organisation» EPPO auf den Plan gerufen – eine Risikoanalyse wurde nötig. Eine internationale Expertengruppe mit ACW-Beteiligung hat festgestellt, dass dieser Eindringling in südeuropäischen Ländern den Winter überleben könnte; bei uns geht das nur in Gewächshäusern. Die ACW-Wissenschaftler sind aber gut gerüstet, da sie bereits eine Reihe biologischer Bekämpfungsstrategien erfolgreich getestet haben.


Ungewohnte Schäden an Tomaten, Gurken, Salat und anderem Gemüse sind 2008 in Gewächshäusern der Nordschweiz aufgetreten - die Ursache waren Fadenwürmer, die an und in Pflanzenwurzeln leben. Experten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW haben diesen Schädling als die eingeschleppte chinesische Art Meloidogyne enterolobii entlarvt. Weil mehrere Länder betroffen sind, hat die «European and Mediterranean Plant Protection Organisation» EPPO eine Expertengruppe mit einer Risikoanalyse beauftragt.

Südeuropäische Länder besonders gefährdet

Die Expertengruppe mit ACW-Beteiligung kam zum Schluss, dass sich der chinesische Fadenwurm in Europa langfristig etablieren könnte. Besonders betroffen sind die südlichen Länder, da diese Art dort gut überwintern kann. In gemässigten Klimazonen - also auch in der Schweiz - besteht eine Gefahr für Gewächshauskulturen. Gemäss ACW-Untersuchungen ist der potenzielle wirtschaftliche Schaden durch diese chinesische Art grösser als bei anderen Fadenwurm-Arten. Denn: Der chinesische Fadenwurm besitzt die Fähigkeit, jegliche bisher bekannten natürlichen Resistenzmechanismen der Pflanzen zu umgehen. Aufgrund dieser Risikoanalyse könnte die EPPO den Schädling 2010 zum Quarantäneorganismus erklären (siehe Kasten).

Die ACW-Wissenschaftler haben bereits eine rasche und sichere Diagnostikmethode sowie biologische Bekämpfungsstrategien getestet - etwa der Einsatz von Kompost, eines organischen Düngers oder eines biologischen Pflanzenschutzmittels.

Chronik eines Schädlings

Die nationalen Pflanzenschutzdienste der Niederlande und Deutschland informierten zu Beginn des Jahres 2008 die EPPO darüber, dass M. enterolobii in Import-Pflanzen entdeckt wurde. Daraufhin hat man im Mai 2008 den bis dahin wenig beachteten chinesischen Fadenwurm auf die «Alarmliste» der EPPO gesetzt. Zusätzlich wurde eine Arbeitsgruppe zusammengerufen, die aus Experten von sieben europäischen Ländern, inkl. Schweiz, und einer Expertin aus den USA besteht. Diese Arbeitsgruppe hat nun kürzlich eine Risikoanalyse fertig gestellt (siehe Text der Medienmitteilung). Diese Expertise wird nun in weiteren Gremien der EPPO diskutiert. 2010 könnte die EPPO den Mitgliedstaaten empfehlen, den chinesischen Fadenwurm als Quarantäneorganismus einzustufen.

Quarantäneorganismen und EPPO

Quarantäneorganismen im Pflanzenbau sind schädliche Lebewesen, deren Eindringen in ein Land zugunsten der Pflanzengesundheit verhindert werden soll. Die «European and Mediterranean Plant Protection Organisation» EPPO koordiniert Massnahmen zur Pflanzengesundheit zwischen den Mitgliedsstaaten. 1951 von fünfzehn europäischen Ländern gegründet, hat die EPPO inzwischen fünfzig Mitgliedsländer. Die Ziele der EPPO sind es, Kulturpflanzen zu schützen, internationale Strategien zur Verhinderung der Einschleppung und Ausbreitung gefährlicher Organismen zu entwickeln und sichere und effektive Pflanzenschutzverfahren zu fördern. Die EPPO ist auch in globale Diskussionen zur Pflanzengesundheit involviert (siehe Internet www.eppo.org).
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