(agrar-PR) - 2008 entdeckten Fachleute der Forschungsanstalt
Agroscope Changins-Wädenswil ACW einen chinesischen Fadenwurm in
Schweizer Gewächshäusern. Inzwischen hat dieser Schädling auch die
«European and Mediterranean Plant Protection Organisation» EPPO auf den
Plan gerufen – eine Risikoanalyse wurde nötig. Eine internationale
Expertengruppe mit ACW-Beteiligung hat festgestellt, dass dieser
Eindringling in südeuropäischen Ländern den Winter überleben könnte;
bei uns geht das nur in Gewächshäusern. Die ACW-Wissenschaftler sind
aber gut gerüstet, da sie bereits eine Reihe biologischer
Bekämpfungsstrategien erfolgreich getestet haben.
Ungewohnte
Schäden an Tomaten, Gurken, Salat und anderem Gemüse sind 2008 in
Gewächshäusern der Nordschweiz aufgetreten - die Ursache waren
Fadenwürmer, die an und in Pflanzenwurzeln leben. Experten der
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW haben diesen
Schädling als die eingeschleppte chinesische Art Meloidogyne
enterolobii entlarvt. Weil mehrere Länder betroffen sind, hat die
«European and Mediterranean Plant Protection Organisation» EPPO eine
Expertengruppe mit einer Risikoanalyse beauftragt.
Südeuropäische Länder besonders gefährdet
Die Expertengruppe mit ACW-Beteiligung kam zum Schluss, dass sich
der chinesische Fadenwurm in Europa langfristig etablieren könnte.
Besonders betroffen sind die südlichen Länder, da diese Art dort gut
überwintern kann. In gemässigten Klimazonen - also auch in der Schweiz
- besteht eine Gefahr für Gewächshauskulturen. Gemäss
ACW-Untersuchungen ist der potenzielle wirtschaftliche Schaden durch
diese chinesische Art grösser als bei anderen Fadenwurm-Arten. Denn:
Der chinesische Fadenwurm besitzt die Fähigkeit, jegliche bisher
bekannten natürlichen Resistenzmechanismen der Pflanzen zu umgehen.
Aufgrund dieser Risikoanalyse könnte die EPPO den Schädling 2010 zum
Quarantäneorganismus erklären (siehe Kasten).
Die ACW-Wissenschaftler haben bereits eine rasche und sichere
Diagnostikmethode sowie biologische Bekämpfungsstrategien getestet -
etwa der Einsatz von Kompost, eines organischen Düngers oder eines
biologischen Pflanzenschutzmittels.
Chronik eines Schädlings
Die nationalen Pflanzenschutzdienste der Niederlande und Deutschland
informierten zu Beginn des Jahres 2008 die EPPO darüber, dass M.
enterolobii in Import-Pflanzen entdeckt wurde. Daraufhin hat man im Mai
2008 den bis dahin wenig beachteten chinesischen Fadenwurm auf die
«Alarmliste» der EPPO gesetzt. Zusätzlich wurde eine Arbeitsgruppe
zusammengerufen, die aus Experten von sieben europäischen Ländern,
inkl. Schweiz, und einer Expertin aus den USA besteht. Diese
Arbeitsgruppe hat nun kürzlich eine Risikoanalyse fertig gestellt
(siehe Text der Medienmitteilung). Diese Expertise wird nun in weiteren
Gremien der EPPO diskutiert. 2010 könnte die EPPO den Mitgliedstaaten
empfehlen, den chinesischen Fadenwurm als Quarantäneorganismus
einzustufen.
Quarantäneorganismen und EPPO
Quarantäneorganismen im Pflanzenbau sind schädliche Lebewesen, deren
Eindringen in ein Land zugunsten der Pflanzengesundheit verhindert
werden soll. Die «European and Mediterranean Plant Protection
Organisation» EPPO koordiniert Massnahmen zur Pflanzengesundheit
zwischen den Mitgliedsstaaten. 1951 von fünfzehn europäischen Ländern
gegründet, hat die EPPO inzwischen fünfzig Mitgliedsländer. Die Ziele
der EPPO sind es, Kulturpflanzen zu schützen, internationale Strategien
zur Verhinderung der Einschleppung und Ausbreitung gefährlicher
Organismen zu entwickeln und sichere und effektive
Pflanzenschutzverfahren zu fördern. Die EPPO ist auch in globale
Diskussionen zur Pflanzengesundheit involviert (siehe Internet
www.eppo.org).